What does going to the movies “with Kracauer” mean today? How can social analysis and film be combined in line with his thinking? The numerous film reviews of German cinema of the Weimar era written by Kracauer as editor of the Frankfurter Zeitung in the 1920s and early 1930s, which served as the basis for the film theory he developed in exile in the United States, remain a viable approach to the study of cinema as a medium of mass culture and at the same time a political medium. For Kracauer, the social tendencies of an era are inscribed in films, even if they are not always obvious. Just as cinema is already an aesthetic treatment of reality, film criticism must also adopt a perspective that interprets the emancipatory or politically regressive moments of cinema—of the films produced by the culture industry and propagandistic films as well as experimental art film. In this sense, the film series is dedicated to Kracauer’s acute sensibility for film as a reflective medium and for the social longings and political conditions it expresses, drawing on historical films as well as more recent experimental, documentary, and feature films. Currently there are no events scheduled.
Wednesday
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt am Main
anschließendes Gespräch mit Vinzenz Hediger und Chris Tedjasukmana
Wo ist der Ort der Filmtheorie? Im Kino, in der Filmkritik oder doch in der Wissenschaft? Mit Kracauer stellt sich diese Frage anders: Für ihn ist der Film das Reflexionsmedium par excellence und zugleich Ausgangspunkt für gesellschaftstheoretische Fragen. Dies zeigt Heide Schlüpmann anhand dokumentarischer Aufnahmen aus den 1910er und 1920er Jahren sowie Kurzfilmen von Penny Siopis und Nan Hoover.
Wednesday
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt am Main
Die kleinen Ladenmädchen gehen ins Kino — und gucken »Maid in Manhattan«. »Kein Kitsch kann erfunden werden, den das Leben nicht überträfe«, stellt Kracauer mit Blick auf die Filmindustrie seiner Zeit ideologiekritisch fest. »Maid in Manhattan« mit Kracauer anzusehen, bedeutet daher, die romantische Komödie als Spiegel der bestehenden Gesellschaft ernst zu nehmen und die gegenwärtigen Illusionen des liberalen Versprechens des Klassenaufstiegs zu analysieren.
Wednesday
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt am Main
Als eines der prominentesten Beispiele des deutschen Expressionismus im Kino war »Das Cabinet des Dr. Caligar«i bereits zu seiner Zeit als ein Meilenstein der Filmgeschichte anerkannt. Teilweise wurde er jedoch auch verabscheut. Kracauers filmgeschichtliche Abhandlung »Von Caligari zu Hitler« (1947) hat diesen kontroversen Ruf des Films noch verstärkt, indem er ihn als Musterbeispiel der erkrankten deutschen Seele und Vorzeichen des Nationalsozialismus kritisierte. Doch der Film von Robert Wiene kann aufgrund seiner Machart in weiteren Hinsichten interpretiert werden. So lässt sich »Caligari« ausgehend von der eklektischen Heterogenität des filmischen Stils und der fast unendlichen Mehrdeutigkeit der Erzählung mit und gegen Kracauer deuten.
Wednesday
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt am Main
»Zusammen mit Fotografie ist Film die einzige Kunst, die ihr Rohmaterial mehr oder weniger intakt lässt«, heißt es bei Kracauer. Von unserem Erinnerungsvermögen kann dies dagegen nicht behauptet werden. Frantz, ein realfiktives, queeres Retro-Melodram, befragt die Authentizität sowohl des Films als auch der Erinnerung: Durch Überlagerung von narrativen und ästhetischen Ebenen entsteht eine Distanz zum gezeigten Geschehen, in der die Frage nach authentischer Darstellung von Erinnerung und physischer wie emotionaler Bindung verhandelbar wird.
Wednesday
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt am Main
Kurzfilme von u. a. Peggy Ahwesh, Klara Lidén und Chantal Akerman
Performance: Lena Appel, Anneliese Ostertag und Amina Szecsödy
Die Performance »Rear Windows« erforscht die Beziehung zwischen Theater, Liveness und Kino ausgehend von der Interaktion mit der Kinoleinwand. Im Sinne des Künstlers und Kurators Ian White (1971–2013) sowie Kracauers Methode der Kritik, die er insbesondere in »Die Angestellten« (1930) erarbeitete, geht »Rear Windows« der Frage nach, wie das, was wir sehen, von dem geprägt wird, womit wir es sehen. Daraus folgt eine essayistische Reflexion über Kino und Performance als jeweils spezifischen Kunstformen.
Wednesday
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt am Main
Ein Fischtrawler im Nordatlantik auf dem Weg durch die Nacht. Wogende Wellen, stürmischer Wind, Schwärme von Möwen, Maschinengetöse und zwischendrin: arbeitende und erschöpfte menschliche Körper, lebende und Unmengen toter Fische. Leviathan konfrontiert uns mit dem Alltag der Hochseefischerei. Als experimenteller, fast künstlerischer Dokumentarfilm eröffnet er zugleich eine post-anthropozentrische Perspektive auf das Leben in seiner unendlich zerstreuten, fragilen Materialität, zu der Kracauer zufolge der Film eine besondere Affinität hat.
Wednesday
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt am Main
Nur vordergründig stellt »El Cant dels Ocells« ein Re-Enactment der wohlbekannten Reise dreier Könige zur Heiligen Familie dar. Zwar wird in langen Kameraeinstellungen die Suche nach dem Weg zum richtigen Stall gezeigt, doch nur wenig ist über die drei Weisen bekannt. Subtil zeigt der Film warum: denn mitunter kann eine solche Reise sehr langatmig, langweilig und uninteressant sein. Durch die Brille Kracauers wird erkennbar, wie im Film die Weihnachtsgeschichte mittels Langeweile als Enthüllungsgeschichte erzählt wird.
Wednesday
Deutsches Filminstitut & Filmmuseum Frankfurt am Main
Ein Kleinbürger entflieht dem Heim und folgt den Reizen der Straße, wo er in einen Mord verwickelt wird. In »Die Straße« verbindet Karl Grune gekonnt Expressionismus und Realismus. Kracauer nennt den Film eine Meisterleistung, weist aber auch auf dessen ideologischen Zug hin: Die Gefahr der Straße führt zum Ruf nach Autorität.