Maurits Heumann und Oliver Nachtwey | Autoritarismus und Zivilgesellschaft
In diesem Working Paper liefern wir einen explorativen, qualitativ-empirischen Beitrag
zur aktuellen Autoritarismus- und Rechtspopulismusforschung und knüpfen theoretisch
an klassische und neuere Autoritarismus- und Anomiekonzepte an. Das Working Paper
stellt die bisher umfassendste Darstellung unserer Forschungen zu diesem Thema dar,
kürzere Analysen haben wir bereits an anderer Stelle veröffentlicht (Nachtwey und
Heumann 2019; Heumann und Nachtwey 2020 und 2021). Im Mittelpunkt steht die
Analyse von 16 Interviews mit Personen, die Sympathien für die Alternative für
Deutschland (AfD) zu erkennen geben und gleichzeitig in einer politisch eher linken
und progressiven zivilgesellschaftlichen Organisation aktiv sind. Bei der Analyse und
Auswertung des Datenmaterials zeigen sich Varianten eines neuen Autoritarismus, die
sich gruppen- und situationsspezifisch ausprägen und als zivilgesellschaftliche Reaktionsformen
auf gesteigerte Anomievulnerabilitäten gedeutet werden. Wir unterscheiden
zwei typologische Ausprägungen dieses Autoritarismus unter den Befragten: die
autoritären Innovatoren und die regressiven Rebellen. Mit unserer Studie tragen wir zu
einem besseren Verständnis der heterogenen Praxisformen und normativen Orientierungen
des neuen Autoritarismus bei.