Der Umgang mit ökologischen Risiken bewegt sich seit Jahrzehnten im Modus der Verdrängung, obwohl die multiplen Krisen unserer Zeit in einem erkennbaren Zusammenhang stehen: Umweltvernichtung und Zerstörung der Lebensgrundlagen bedingen zugleich Fluchtbewegungen, Armut, Gewalt und politische Regression. Praktisch werden Verantwortung und Solidarität dennoch weiter negiert: Gegenüber denjenigen, die andernorts schneller und härter getroffen werden, in Form einer destruktiven Externalisierung – gegenüber nachfolgenden Generationen im Modus der Verweigerung von Generativität, also von generationaler Sorge für eine lebenswerte, ja überhaupt lebbare Zukunft der Nachkommen. Im Lichte dessen bedarf es zum einen differenzierter Analysen der psychischen und sozialen Mechanismen, mit denen die Realität einer klimabedingten Umwälzung der Lebensbedingungen auf Distanz gehalten wird. Zum zweiten sollen Solidarität und Verantwortung für generational, räumlich, sozial Andere neu gefasst werden.
Neben soziologischen, sozialpsychologisch-psychoanalytischen und philosophischen Beiträgen wird zudem in Zusammenarbeit mit der Oper Frankfurt am Beispiel laufender Inszenierungen von Aribert Reimanns Melusine und Richard Strauss‘ Der Rosenkavalier ausgelotet, wie Krisen künstlerisch aufgegriffen werden und welche Erfahrungsmöglichkeiten sich daraus ergeben können.
Mit Beiträgen von:
Dennis Eversberg (Frankfurt/M.), Vera King (Frankfurt/M.), Christine Kirchhoff (Berlin), Henrike Kohpeiß (Berlin), Stephan Lessenich (Frankfurt/M.), Mauro Magatti (Mailand), Mark Schweda (Oldenburg), Timo Storck (Berlin) und Heinz Weiß (Frankfurt/M.).
Podiumsdiskussion mit:
Aileen Schneider, Maximilian Enderle und Konrad Kuhn (Oper Frankfurt).
In Zusammenarbeit des Instituts für Sozialforschung und des Sigmund-Freud-Instituts in Kooperation mit der Oper Frankfurt sowie der Goethe-Universität Frankfurt.
Programm (auch als Flyer zum Download)
Donnerstag, 22. Mai 2025
12.00 Einlass & Anmeldung
12.45–13.00 Eröffnung & Grußwort
Präsident der Goethe-Universität Prof. Dr. ENRICO SCHLEIFF
13.00–13.30 VERA KING & STEPHAN LESSENICH
Krisenbewältigung zwischen Externalisierung und Generativität
13.45–14.45 DENNIS EVERSBERG
Vorsintflutliche Mentalitäten: Verteidigungskonsens und generativ-solidarische Ich-Synthesen
Kaffeepause
15.15–16.15 TIMO STORCK
Die endliche Geschichte. Ein psychoanalytisches Plädoyer für den Dialog in postapokalyptischer Ungewissheit
16.30–17.30 HENRIKE KOHPEIß
Respect for Reality – Unfeeling and Grief in the Ecological Crisis
Pause
18.00–19.30 PODIUM OPER FRANKFURT
AILEEN SCHNEIDER, MAXIMILIAN ENDERLE, KONRAD KUHN
Endzeitszenarien und Generativität auf der Opernbühne
Freitag, 23. Mai 2025
9.30–10.30 HEINZ WEIß
Die Verführungen omnipotenten Denkens: Verdrehungen der ›elementaren Lebenstatsachen‹ und Verzerrungen in der Wahrnehmung der Wirklichkeit
10.45–11.45 CHRISTINE KIRCHHOFF
Subjektivität in der Krise: Antisemitismus, Rassismus und der Klimawandel
Pause
12.15–13.15 MAURO MAGATTI
Social generativity in an entropic world
13.30–14.30 MARK SCHWEDA
No Future? Figuren moralischer Zukunftsindifferenz aus ethischer Perspektive
Tagungsabschluss