Brutale Nachbarn. Wie Emotionen den Nahostkonflikt antreiben – und entschärfen können
Tür an Tür mit brutalen Nachbarn leben zu müssen, deren Gewalt man nicht entfliehen kann – ein Horrorszenario. Israelis und Palästinenser erleben diesen Albtraum jeden Tag neu: Die zwei sich bekämpfenden Nationen können nicht, aber sie müssen miteinander leben. Seit fünf Jahrzehnten beobachtet José Brunner unmittelbar, wie auf dem Reißbrett entworfene Friedenspläne und Appelle an die Vernunft in diesem Krieg der Emotionen kläglich versagen. Daher setzt er dort an, wo die Menschen zutiefst ansprechbar sind: bei den Gefühlen, und holt die Erkenntnisse der Psychologie in die politische Debatte. Denn Traumata, Narzissmus und Paranoia prägen nicht nur den Einzelnen, sondern ganze Nationen. Deshalb muss vor einer politischen Lösung zunächst eine psychologische erfolgen: Erst wenn beide Seiten ihre eigene Gewalttätigkeit kritisch analysieren und zugefügte Verletzungen gegenseitig anerkennen, können sie zu einer humanen Sicht aufeinander finden. Nur so kann es für Israeli und Palästinenser eine Zukunft geben.
Den Hintergrund der Veranstaltung bildet das im Mai erschienene Buch von José Brunner: Brutale Nachbarn. Wie Emotionen den Nahostkonflikt antreiben – und entschärfen können. Berlin: Ullstein 2025.
José Brunner ist emeritierter Professor an der Buchmann Faculty of Law und dem Cohn Institute for the History and Philosophy of Science and Ideas der Tel Aviv University und war bis 2024 Mitglied des wissenschaftlichen Beirats am Institut für Sozialforschung.
Vera King ist Professorin für Soziologie und psychoanalytische Sozialpsychologie an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. und Geschäftsführende Direktorin des Sigmund-Freud-Instituts.