Individuen, Klassen, Übergänge. Sozialtheoretische Perspektiven

Diskussionsabend mit Chantal Jaquet (Paris)

Mit ihrem Buch Zwischen den Klassen. Zur Nicht-Reproduktion sozialer Macht prägt Chantal Jaquet den französischen Diskurs um Lebenswege in Klassenkonstellationen seit einigen Jahren maßgeblich mit. Ausgehend von den blinden Flecken der Soziologie Pierre Bourdieus beschreibt sie Übergänge zwischen den Klassen weniger als Ausnahme sozialer Reproduktion denn als Neuanordnung von u.a. ökonomischen, sozialen, geschlechtlichen, familialen und affektiven Determinanten. Dazu verwebt sie philosophische, soziologische und literarische und autosoziobiografische Materialien und entwickelt im Dialog mit autosoziobiographischen Texten Annie Ernauxs oder Didier Eribons ein komplexes theoretisches Vokabular für vielfältige Herrschaftsrelationen. Mit dem Neologismus »transclasse«, in Abgrenzung etwa zur Klassenüberläuferin (transfuge de classe), will sie zum Ausdruck zu bringen, dass solche Figuren nie wirklich ankommen, sondern eher permanent in einem Zwischen leben, einem desidentifizierenden Werden.

Ausgehend von einem Impulsvortrag Jaquets soll es an diesem Abend in einem interdisziplinären sozialtheoretischen Gespräch zwischen Philosophie, Soziologie und Literaturwissenschaft um die Reproduktion und Nicht-Reproduktion von Klassenverhältnissen gehen, darum wie man wird, was man ist, und wie sich im Reich der Notwendigkeit Handlungsmacht entfalten lässt. Es diskutieren mit Chantal Jaquet (Paris 1 Panthéon-Sorbonne): Kerstin Andermann (Leipzig/Frankfurt a. O.), Sarah Carlotta Hechler (Berlin), Lars Meier (Frankfurt a. M.), Martin Saar (Frankfurt a. M.) und Mathurin Schweyer (Paris/Frankfurt a. M.).

Die Veranstaltung wird von der Professur für Sozialphilosophie in Kooperation mit dem Institut für Sozialforschung und dem Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA-SHS) / Institut français Frankfurt organisiert.

Ort: Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend, IG 254

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