Migration problematisieren, Migration differenzieren, Migration regieren. Überlegungen zum Zu/Stand der Migrationsforschung

Vortrag von Manuela Bojadžijev

Migrationsbewegungen stehen seit Jahrzehnten im Zentrum dessen, was das Graduiertenkolleg »Dialektik der Teilhabe« nennt: Institutionelle Garantien wurden und werden historisch immer wieder verweigert - und dort, wo sie gewährt wurden, immer wieder neuen Einschränkungen unterworfen. Spätestens seit dem Anwerbestopp 1973 wird Migration in der Bundesrepublik Deutschland zur Ausnahme erklärt, Einwanderung wird systematisch und mit immer wiederkehrenden Behauptungen problematisiert. Zwar ist Deutschland offiziell ein Einwanderungsland - aber mit permanenten Ausnahmeregelungen. Dazu trägt auch der anhaltende gesellschaftliche Streit um Migration bei. Von einer linearen Logik der zeitlich sukzessiven Inklusion von Migrant:innen kann heute nicht mehr ausgegangen werden. Inklusion und Exklusion sind keine absoluten Größen. Es geht nicht darum, Migrant:innen einfach zu integrieren oder auszuschließen. Vielmehr beobachten wir einen Prozess der Ausdifferenzierung, in dem sich heute wiederum neue Regierungsweisen von Migration abzeichnen, die Teilhabe neu ordnen, hierarchisieren und organisieren. Der Vortrag zeigt auf, wie Migration problematisiert, differenziert und regiert wird.

Der Vortrag ist Teil der Internationalen Ringvorlesung des Promotionskollegs »Dialektik der Teilhabe. Dynamiken sozialräumlicher Öffnung und Schließung«

 

Über die Internationale Ringvorlesung:

Im Zentrum der Internationalen Ringvorlesung steht eine widersprüchliche Entwicklungsdynamik demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften: Der historischen Bewegung einer institutionellen Garantie und Erweiterung von Teilhabemöglichkeiten korrespondiert die Gegenbewegung ihrer Verweigerung und Einschränkung. Derartige Prozesse der Öffnung und Schließung werden in insgesamt sechs Vorträgen in ihrer sozialstrukturellen Dynamik von In- und Exklusion, in ihrer räumlichen Dynamik von Mobilitätssteigerungen und -blockaden sowie in ihrer politischen Dynamik der progressiven wie regressiven Bearbeitung gesellschaftlicher Widersprüche in politischen Bewegungen und Gegenbewegungen untersucht.

Ort: Goethe-Universität Frankfurt, Casino-Gebäude, R. 1.811

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