Bruna Della Torre: »Plattform-Neofaschismus. Digitale Kulturindustrie und die extreme Rechte«
Jetzt als Open Access frei verfügbar
Der in WestEnd 02/2024 erschienene Artikel »Plattform-Neofaschismus. Digitale Kulturindustrie und die extreme Rechte« von Bruna Della Torre (Horkheimer Fellow 2023) zielt darauf ab, das von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer entwickelte Konzept der »Kulturindustrie« neu zu beleuchten und zu aktualisieren. Im Mittelpunkt steht eine Untersuchung des Begriffs, insbesondere seiner politischen Dimensionen, die in der kritischen Rezeption häufig vernachlässigt wurden. Der Artikel argumentiert, dass dieses Konzept einen zentralen Platz innerhalb der Reflexionen der Kritischen Theorie einnimmt, insbesondere in ihrer Theorie der politischen Organisation. Aus dieser Perspektive kann die Kulturindustrie von ihrer Entstehung an als eine Form verstanden werden, die Funktionen übernimmt, die denen einer Massenpartei analog sind.
Darüber hinaus führt der Artikel das Konzept der »digitalen Kulturindustrie« ein – die Form, die dieses System im Zeitalter des sogenannten Plattformkapitalismus annimmt. Es wird argumentiert, dass alle im ursprünglichen Konzept enthaltenen Dimensionen – sein systematischer Charakter, seine Reichweite, seine autoritären Tendenzen sowie seine enge Verbindung zu Werbung und Politik – unter den Bedingungen des Plattformkapitalismus verstärkt werden, was die Entstehung eines plattformbasierten Neofaschismus begünstigt. In diesem Sinne fungieren soziale Medien heute als neue Organisationsform der extremen Rechten und übernehmen de facto die Rolle einer Massenpartei. Abschließend zielt der Artikel darauf ab, diese Überlegungen »von unten«, also von der Peripherie des globalen Kapitalismus aus zu entwickeln – konkret durch die Analyse der Wahl von Jair Bolsonaro und der faschistischen Agitation in den sozialen Netzwerken, die seiner Regierung vorausging und sie unterstützte. Ziel ist es, zu zeigen, wie Brasilien als eine Art Laborfall fungiert, der als Grundlage für eine Erneuerung der Kritischen Theorie dient, und wie diese Konfrontation der Kritischen Theorie mit den lateinamerikanischen Realitäten entscheidend ist, um die Theorie zu aktualisieren und ihre politischen Implikationen in der Gegenwart auszuloten. Die Erkenntnisse weisen dabei weit über Brasilien hinaus und leisten einen wichtigen Beitrag zur Analyse der gegenwärtigen weltweiten Faschisierung.
Aus diesen Gründen haben wir uns dafür entschieden, den Artikel ausnahmsweise als Open Access zur Verfügung zu stellen. Unser großer Dank gilt neben der Autorin auch dem Nomos Verlag, der uns diese Möglichkeit großzügigerweise eingeräumt hat. An dieser Stelle möchten wir noch einmal auf die Abonnement-Option und die Nomos eLibrary hinweisen.
Hier geht es zum Artikel als Open Access auf der Verlagsseite.