WestEnd 2025–01
Stichwort » Kritik der Vulnerabilität«, hg. von Stephan Lessenich und Benno Zabel
»Die jüngere Karriere des Vulnerabilitätsbegriffs ist mit einer grundlegenden Ambivalenz verbunden. Diese tritt nicht als Gegebenes oder Naturwüchsiges auf. Vielmehr lässt sie sich als etwas gesellschaftlich Gewordenes verstehen, als typische Signatur kollektiver Selbstvergewisserung und als kontingenter Effekt sozialer Kämpfe. Gerade weil das so ist, bündeln sich in der Vulnerabilitätssemantik vielfältige Interessen und Weltanschauungen, Ideologien und Motivlagen, Spuren von Macht- und Herrschaftsverhältnissen. Kurz: Vulnerabilität konstelliert ein gesellschaftspolitisches Kampf- und Interventionsfeld. Von diesem Befund ausgehend, werden wir zunächst einen kurzen Blick auf die sozialen Verflechtungen und Wi- dersprüche der Vulnerabilität als alternative language (Alyson Cole) werfen, um im Anschluss daran das Potenzial einer kritischen Theorie der Vulnerabilität zu skizzieren.«
