Bedeutung des öffentlichen Integrationsdiskurses für das Selbstverständnis, die Selbstpositionierung und das Integrationshandeln von Migrant_innen. Eine biographieanalytische Untersuchung
In den letzten Jahren wird der öffentliche Integrationsdiskurs zunehmend dramatischer gerahmt. Er ist zudem von Annahmen durchdrungen, die von den Betroffenen als symbolischer Ausschluss und Missachtung erfahren werden können. Deshalb ist die Analyse der Wahrnehmung des Diskurses durch die Migrant_innen für das Verständnis von Integrationsprozessen von hoher Relevanz. Das Projekt untersucht, unter welchen Bedingungen und wie der Integrationsdiskurs auf die identifikative Dimension von Integrationsprozessen einwirkt und wie die sich entfaltenden Dynamiken zu bestimmen sind.
Anhand von 48 autobiographisch-narrativen Interviews mit Menschen mit Migrationshintergrund aus den früheren Anwerbeländern und in unterschiedlichen Positionen auf dem Arbeitsmarkt werden die Auswirkungen des öffentlichen Integrationsdiskurses auf das Selbstverständnis, die soziale Selbstverortung und das Integrationshandeln von Migrant_innen analysiert. Insbesondere sollen die aus der Erfahrung von Missachtung entstehende Krise und ihre Bewältigungsformen, beispielsweise biographische und normative Arbeit, im Kontext biographischer Erfahrungen und Prozesse rekonstruiert werden. Damit kann eine Lücke im Verständnis aktueller Integrationsprozesse gefüllt werden. Das Projekt will zudem eine Brücke zwischen Integrations- und Biographieforschung schlagen.