Versorgung und Unterstützung in der SARS-CoV-2-Pandemie (VERSUS-Corona)

Projektleitung: Dr. Andreas Streinzer, Dr.in Anna Wanka (Goethe-Universität Frankfurt a. M.), Almut Poppinga unter der Mitarbeit von Georg Marx

Anfang 2020 breitete sich SARS-CoV-2 auch in Europa rasant aus. Regierungen und Unternehmen reagierten mit Maßnahmen, die das Alltagsleben teils einschränken – etwa durch Ausgangsbeschränkungen, Schließungen von Kindergärten, Schulen und Geschäften oder die Begrenzung von Besuchszeiten in Pflegeheimen, teils unterstützen – etwa durch Kredite oder Geldleistungen. Die Folgen für Haushalte waren und sind lebensphasenspezifisch verschieden: Sie reichen von aufgeschobenen Übergängen, wie bei vielen Abiturient_innen, bis hin zu Verdienstausfällen oder Kündigungen, erhöhten Fürsorgeverpflichtungen durch Homeoffice und Kinderbetreuung sowie hohem psychologischem Stress und Einsamkeit.

Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt, wie sich die Verbreitung des Virus und die damit zusammenhängenden Maßnahmen auf Alltagspraktiken, soziale Ungleichheit, die Konfiguration von Versorgungsbeziehungen in Haushalten, sowie zeitliche, räumliche und interpersonale Relationen in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH-Region) auswirken. Das Projekt zielt auf eine Exploration der täglichen Lebenssituationen und Versorgungsnetzwerke, die den Herausforderungen, die sich – insbesondere für Menschen in prekären Lebenslagen – aus der aktuellen Pandemie ergeben, Rechnung trägt.

Um sich diesen Fragen anzunähern, verfolgt das Projekt ein Mixed-Methods-Research Design (MMR) mit einer iterativen Sequenz aus qualitativen und quantitativen Elementen bestehend aus (1) einer explorativen Vorstudie mit qualitativen episodischen Interviews, (2) einer quantitativen Online-Erhebung und (3) einer Versorgungstagebuchstudie sowie (4) Methoden der ethnografischen Feldforschung.

Die Studie basiert auf dem multi-skalaren Ansatz »Rekonfigurationen der Versorgung« (Streinzer 2019), der das Zusammenspiel zwischen reproduktiven Ordnungen und situierten Praktiken in den Blick nimmt und somit die Analyse von politischen Ökonomien und Alltagsleben kombiniert. So kann analysiert werden, durch welche bekannten und innovativen Strategien Personen ihr materielles Überleben, ihren sozialen Status und ihre kulturelle Anerkennung in der gegenwärtigen Situation zu sichern suchen.

Das Projekt ist am FB04 der Goethe-Universität Frankfurt a. M., dem DFG-Graduiertenkolleg »Doing Transitions« und dem Institut für Sozialforschung Frankfurt a. M. angesiedelt, ist Teil des Forschungsverbundes Sozial- und Kulturwissenschaftliche Forschungsprojekte zu Corona an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. (SoKu Corona) und wird unterstützt vom Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien.