Maria Kontos und Minna K. Ruokonen-Engler | Zum Nexus von Arbeits- und Migrationssoziologie. Das Beispiel Pflegefachkräftemigration

Trotz Globalisierung und fortschreitender transnationaler Vergesellschaftung mit erheblichen Auswirkungen auch auf die Arbeitswelt sind Arbeitsmarkttheorie und Arbeitssoziologie ausschließlich auf nationale Institutionssysteme ausgerichtet und lassen migrationssoziologische Fragen meist unbeachtet. Zugleich finden sie selten Anwendung in der Migrationsforschung. Demgegenüber nimmt das vorliegende Working Paper sowohl die globalen Dynamiken der Arbeitsmärkte für die Pflegefachkräftemigration als auch die sozialen Dynamiken des Arbeitsalltags im lokalen Gesundheitsbetrieb in den Blick. Es wird zunächst auf die nationale und supranationale rechtlich-politische Steuerung der Pflegefachkräftemigration und des Arbeitsmarktes für Pflegefachkräfte aus dem Ausland eingegangen. Anschließend wird die Frage der internationalen Kräfteverhältnisse auf der Ebene der globalen Arbeitsmärkte diskutiert. Beleuchtet wird dann die Frage der politischen Kämpfe um die globalisierten Arbeitsmärkte für Pflegefachkräfte sowie die Diskrepanz zwischen der diskursiven Gestaltung der deutschen Politik auf diesem Gebiet und deren Auswirkungen auf der Ebene der globalen Machtungleichheiten. Die Auswirkungen der globalen Ungleichheit auf die Alltagsinteraktion im Kontext der Arbeit im Gesundheitsbetrieb werden schließlich am Beispiel von Ergebnissen aus Interviews mit migrierten Pflegefachkräften und mit im Gesundheitsbetrieb bereits etablierten Pflegefachkräften diskutiert. Hieran werden Überlegungen zur Widerspiegelung von globaler Ungleichheit in Interaktionen im Arbeitsalltag angeschlossen und Gedanken zur Notwendigkeit einer engeren theoretischen Verbindung von migrations- mit arbeitssoziologischer Forschung entwickelt.

Ausgabe
17 (Juli 2022)
ISSN
2197–7070