Montag – Montag

Institut für Sozialforschung

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Workshop des AK Feldforschung und des AK Ästhetik und Medienkultur mit Simon Brückner, Daniel Fairfax, Michael Karrer, Christine Moderbacher und Hanna Prenzel.

Freitag – Sonntag

Studierendenhaus am Campus Bockenheim der Goethe-Universität Frankfurt, Mertonstraße 26, 60325 Frankfurt / Anreise mit ÖPNV: Bockenheimer Warte

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Das Institut für Sozial­forschung, das Kassel Institute for Sustainability, das PRIF – Leibniz-Institut für Friedens- und Konflikt­forschung, der AStA der Goethe-Uni­versität und das Offene Haus der Kulturen orga­nisieren vom 11. bis 13. Oktober 2024 die Konfe­renz »Extreme Rechte in Hessen: Ana­lysen und Gegen­strategien« im Studierenden­haus am Campus Bocken­heim in Frank­furt.

Die Konti­nuität des rechten Terrors von Kassel, Wächters­bach bis Hanau, aber auch der Erfolg der AfD bei der Landtags­wahl 2023 zeigen: die extreme Rechte in Hessen ist er­starkt. Mit der Konfe­renz bieten wir einen Ort, um in Work­shops, Podien und Key­notes eine Bestands­aufnahme vorzu­nehmen sowie über die Ideolo­gien der extremen Rechten und Gegen­strategien zu sprechen. Neben dieser wissen­schaftlichen Perspek­tive werden auch Akteur:innen aus der Zivil­gesellschaft ihre Projekte vor­stellen und so einen Ein­blick in aktuelle Auseinandersetzungen geben. Von Hessen aus richten wir in Work­shops den Blick auch auf bundes- und europa­weite Entwick­lungen Rechts­außen und deren Über­schneidungen mit der sogenannten bürger­lichen Mitte.

Donnerstag – Samstag

Studierendenhaus Bockenheim

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Vor 25 Jahren wurde mit der Verabschiedung der Bologna-Erklärung ein Prozess angestoßen, der das Studieren in Deutschland radikal verändert hat. Das Studium wurde zum Kompetenzerwerb, die Studierenden zu Humankapital und die Bildung zur Halbbildung degradiert. Ein Vierteljahrhundert später sind die Proteste gegen diese Entwicklung weitestgehend versiegt. Die neoliberale Umstrukturierung der Hochschullandschaft scheint unverrückbar und unhinterfragbar.

Im September erscheint der Sammelband »Organisierte Halbbildung. Studieren 25 Jahre nach der Bologna-Reform«, der sich aus der Perspektive von Studierenden kritisch mit den gegenwärtigen Studienbedingungen auseinandersetzt. Auf der Konferenz werden Autor*innen ihre Beiträge, Thesen und Themen vorstellen, ergänzt durch weitere Workshops, Podien, Performances und Vorträge. Sie alle analysieren und kritisieren die neoliberale Universität, wollen Widersprüche sichtbar machen und auch nach widerständiger Praxis über die Konferenz hinaus fragen.

Mit Ricarda Biemüller, Alex Demirović, Stephan Lessenich, Susanne Martin, Tilman Reitz u.v.m.

Das Rahmenprogramm kann rechts heruntergeladen werden.

Donnerstag

Karl Marx Buchhandlung

Norma Tiedemann im Gespräch mit Bernd Belina

In Zagreb und Belgrad sind über munizipalistische Plattformen zum ersten Mal seit 30 Jahren grün-linke Kräfte in den staatlichen Institutionen Kroatiens und Serbiens vertreten. Verwurzelt sind die Formen des »neuen Munizipalismus«, die eine genuin progressive Agenda verfolgen, in sozialen Bewegungen. Norma Tiedemann arbeitet deren lange Entstehungsgeschichte im Kontext peripherer Patronagestaatlichkeit auf und begleitet die Akteur:innen auf die staatliche Ebene, wo sie mit den von Korruption und patronageförmiger Herrschaft durchzogenen Apparaten konfrontiert sind. Mit ihrer un/gehorsam-demokratischen Praxis ringen die Plattformen um die Etablierung bürgerlich-liberaler Demokratie und verteidigen darüber hinaus die Idee, dass Menschen sich selbst regieren können und sollten.

Freitag – Freitag

Institut für Sozialforschung

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Podiumsdiskussion des Arbeitskreises Kritische Bildungsforschung mit Sabine Andresen (Goethe-Universität Frankfurt a. M.), Julika Bürgin (Hochschule Darmstadt), Eva Berendsen (Bildungsstätte Anne Frank) und Gwendolin Ott (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

Moderation: Rita Casale (Bergische Universität Wuppertal) und Laura Hanemann (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

Freitag – Samstag

Institut für Sozialforschung

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Symposium am 15./16. November 2024
Vorträge – Workshops – Diskussionen – Austausch


Wir diskutieren zu den Themen: Lebendige Arbeit, freie Zeit – wo steht die Diskussion zur Arbeitszeitverkürzung? Politische Bildung, Lernen und Erfahrung – ein Blick zurück nach vorn. Arbeit(slosigkeit) und Emanzipation – ein solidarisches Streitgespräch! Proletarische Öffentlichkeit - (k)ein Konzept für heute? Organizing mit Oskar – wie sieht es in der gewerkschaftlichen Praxis aus?

Referent*innen und Beitragende u.a.: Joachim Beerhorst, Torsten Bewernitz, Michael Buckmiller; Julika Bürgin, Slave Cubela, Marvin Hopp, Stefanie Hürtgen, Michael May, Nicole Mayer-Ahuja, Robin Mohan, Jörg Reitzig, Harald Rein, Stefan Schoppengerd, Wolfgang Völker, Miriam Schröder, Lothar Wenzel, Hanns Wienold u.a.

Veranstalter: Institut für Sozialforschung, Arbeitskreis Arbeit Gesellschaft Natur; Arbeitsgemeinschaft für politische Bildung (mit den Zeitschriften express und Widersprüche sowie dem ‚sozialistischen Büro‘); Heinrich-Böll-Stiftung Hessen; Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften Frankfurt-Rhein-Main; lea gemeinnützige bildungsgesellschaft mbH der GEW Hessen; Arbeitskreis Arbeitskämpfe in der Assoziation kritische Gesellschaftsforschung (AkG); Haus am Dom Frankfurt am Main; Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

Rückfragen an
Torsten Bewernitz torsten.bewernitz@uni-muenster.de oder
Stefanie Hürtgen huertgen@soz.uni-frankfurt.de

 
Mittwoch

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Adorno-Vorlesungen

Adorno-Vorlesungen

Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as Negative Sociodicy

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory

29. November, 18.30 Uhr: Penality as Carnal Action. The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

 

Donnerstag

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Adorno-Vorlesungen

Adorno-Vorlesungen

Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as Negative Sociodicy

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory

29. November, 18.30 Uhr: Penality as Carnal Action. The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

 

Freitag

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Adorno-Vorlesungen

Adorno-Vorlesungen

Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as Negative Sociodicy

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory

29. November, 18.30 Uhr: Penality as Carnal Action. The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

Donnerstag – Freitag

Jügelhaus, Hörsaal 14 am Campus Bockenheim der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Zweitägigses Symposium anlässlich des 100. Geburtstages von Karl Heinz Haag

u.a. mit Friedrun Fein, Stephan Herzberg, Mthias Jehn, Peter Kern, Hermann Kocyba und Günter Mensching