Mittwoch

Scape°/Wetter.Mi

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Die Sound- und Videoperformance mit der Künstlerin Cana Bilir-Meier und der Musikerin Nihan Devecioğlu im Projektraum Wetter.Mi nähert sich musikalisch, künstlerisch und diskursiv dem gesellschaftlichen Umgang mit intersektionalen Erfahrungen von Migration und Ausbeutung in der Bundesrepublik Deutschland. Dabei steht vor allem die Kraft, der Mut und die Bedeutung von feministischen Stimmen des Widerstands im Mittelpunkt. Es geht um die Frage, wie geschlechtliche und rassistische Diskriminierung gesellschaftlich mit klassenbezogener Ausbeutung verbunden sind, was dies für die Betroffenen aber auch für die Gesellschaft bedeutet, und welche Veränderungen durch Empowerment möglich sind.

Bild- und Kompositionselemente der Arbeit »Yoldaș - Frauen, die einander halten« von Nihan Devecioğlu, an der Cana Bilir-Meier als Videokünstlerin mitgewirkt hat, werden gezeigt, neuarrangiert und gesanglich begleitet. »Yoldaș« gibt den von der weißen Dominanzgesellschaft vielfach ignorierten sogenannten »Gastarbeiterinnen« beziehungsweise migrantisierten Arbeiter*innen des BMW-Werks München eine Stimme in Form einer Sound- und Video-Performance. Die Stimmen der Arbeiter*innen, kombiniert mit dem Klang der Maschinen und dokumentarischem Filmmaterial, fügen sich zu einer lebendigen Collage der Zeitgeschichte – und werden zu einem Ausdruck von Selbstermächtigung und Solidarität.

 

Die Veranstaltung ist Teil von »Die Stimmen der Yoldaşlar – Vergangenheit vorhersagen«

Vergangenheit vorhersagen. Zu tun was unmöglich scheint. Das Gegebene herausfordern. Rassistische Gewalt und Ausbeutung nicht als alternativlos hinnehmen, sondern ihr etwas entgegensetzen und an der Idee einer davon befreiten Gesellschaft festhalten. – Für diese scheinbare Unmöglichkeit bedarf es auf gesellschaftlicher wie auf künstlerischer Ebene widerständiger Verfahren und Gegenstrategien. Die Filme, Fotos, Performances und kollaborativen Arbeiten der Künstlerin Cana Bilir-Meier entwickeln solche ästhetischen Gegenverfahren. Eine Kooperationspartnerin ist dabei die Sängerin und Komponistin Nihan Devecioğlu. In ihrer kollaborativen, transmedialen Arbeit setzen sich die beiden performativ mit Erfahrungen intersektionaler Marginalisierung und Ausbeutung in der postmigrantischen Gesellschaft ebenso wie mit solidarischen Praxen des Widerstands dagegen auseinander. Dabei sind Musik und Sprache sowie wie das Experimentieren mit verschiedenen Formen des kollaborativen Arbeitens formgebend und inhaltlich bestimmend. Am 12. November gestalten die beiden einen performativen Sound- und Videoabend im Ausstellungsraum Scape°. Die an der Hochschule für Gestaltung (HfG) stattfindende Matinée am 13. November ist den vorwiegend filmischen Arbeiten von Cana Bilir-Meier gewidmet und stellt ihre recherchebasierte und autobiographisch gefärbte Arbeitsweise in den Mittelpunkt.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Forschungsprojekts »Die Kunst der Gegenuntersuchung« (Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) / Institut für Sozialforschung Frankfurt (IfS)) mit dem kuratorisch-künstlerischen Projekt »Wetter.Mi« des Ausstellungsraums Scape° im Rahmen der aktuellen Veranstaltungsreihe »Demokratische Wohnzimmer«.

Um die Teilnehmer:innenzahl besser einschätzen zu können, bitten wir um Voranmeldung unter: wildt@hfg-offenbach.de - vielen Dank!

Mittwoch 12.11.2025, ab 18 Uhr –– Sound- und Videoperformance mit Cana Bilir-Meier und Nihan Devecioğlu, Scape°/Wetter.Mi, Offenbach am Main.

Donnerstag 13.11.2025, 11 - 13 Uhr –– Matinée und Artist Talk mit Cana Bilir-Meier, Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach, R.101

Haus der Wissenschaft Bremen

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Podiumsdiskussion zur Aktualität des Widerspruchs mit

Onur Erdur | Institut für Kulturwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin & WOC Gastprofessor 2025
Stephan Lessenich | Institut für Soziologie, Goethe-Universität Frankfurt am Main & Institut für Sozialforschung
Rozena Maart | University of KwaZulu-Natal Durban & Mercator Fellow am WOC Research Center Contradiction Studies

Moderation: Ehler Voss | Worlds of Contradiction, Universität Bremen

Die Veranstaltung findet auf Deutsch statt.

Mit anschließendem Empfang zum 10-jährigen Bestehen von WOC

Anmeldung unter wocuni-bremen.de

Diese Veranstaltung findet im Rahmen des WOC Contradictions Festivals aus Anlass des zehnjährigen Bestehens von Worlds of Contradiction (WOC) statt.
Programmübersicht: https://www.woc.uni-bremen.de/projects/10-jahre-woc-contradictions-festival/.

Donnerstag

HfG Offenbach, R. 101

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Die recherchebasierten und kollaborativen Arbeiten der transmedial arbeitenden Videokünstlerin Cana Bilir-Meier beschäftigen sich oft mit gesellschaftlichen Fragen der postmigrantischen Gesellschaft und der Sichtbarmachung intersektionaler Perspektiven. Dokumentarische Fundstücke aus dem Familienarchiv der Künstlerin werden mit inszenierten Szenen verknüpft und erzeugen Verbindungslinien zwischen verschiedenen Fragmenten postmigrantischer Erfahrung. Dabei werden nicht nur Kontinuitäten rassistischer Gewalt deutlich, sondern vor allem die Kraft und das Empowerment eines widerständigen Erinnerns. Die Matinée umfasst eine Werkschau, in der eine Auswahl von Bilir-Meiers Filmen gezeigt wird, und einen anschließenden Artist Talk, in dem Bilir-Meier über ihre künstlerische Praxis berichtet.

Der Kurzfilm »Semra Ertan« (2013) ist Bilir-Meiers Tante, der Lyrikerin, Arbeiterin und politischen Aktivistin, Semra Ertan, gewidmet, die sich 1982 aus Protest gegen die rassistische Entmenschlichung von »Gastarbeitern« und sogenannten Arbeitsmigrant*innen in Deutschland das Leben nahm. »Semra Ertan« ist eine mimetisch tastende Annäherung an das Leben der Lyrikerin durch ihre Sprache, die uns die Zartheit aber auch die Wucht jedes einzelnen Ihrer Worte spüren lässt. Indem uns »Semra Ertan« so durch ihre Sprache als Lebendige präsent wird, wird uns ihr Verlust umso spürbarer. Der Film gewinnt dabei selbst eine lyrische Form und wird zu einem politisches Gedicht, ohne Glättung der Trauer.

»This Makes Me Want to Predict the Past« (2019) befasst sich mit dem Anschlag im Münchner Olympia-Einkaufszentrum (OEZ), wo am 22. Juli 2016 bei einem rassistischen und rechtsterroristischen Anschlag neun in der Mehrheit jugendliche Menschen getötet und viele weitere verletzt wurden. Auf den digitalisierten Super-8-Bildern, die der Film uns zeigt, sind auch zwei junge Menschen im OEZ zu sehen. Die zwei jungen Frauen bewegen sich gemeinsam, selbstbewusst und spielerisch durch das Einkaufszentrum und reklamieren den Ort für sich. Ihre lebendige Präsenz scheint uns zuzurufen: wir lassen uns unsere Räume nicht nehmen. Wir lassen uns nicht zu Opfern machen. Begleitet wird dies auf der Tonspur von einer Abfolge paradoxer Aussagen, die von unmöglichem Begehren handeln: die Vergangenheit vorhersagen; den Wecker aus dem Schlaf reißen; vergessen, woran man sich nicht erinnern kann. Fotos zeigen Szenen aus »Düşler Ülkesi« (Land der Träume), einer Theaterinszenierung an den Münchner Kammerspielen von 1982, an der Bilir-Meiers Mutter mitwirkte. Eine Bombendrohung verhinderte damals die Premiere. Auch die visuelle Beschaffenheit der der digitalisierten Filmbilder scheint uns in die 80er-Jahre zurückzuversetzen. Vergangenheit und Gegenwart schließen sich zusammen, werfen Fragen nach geschichtlicher Entwicklung und den Möglichkeiten gesellschaftlicher Veränderung auf.

»Ein neues Wort« (2025) knüpft an einen Wettbewerb an, der 1970 in Westdeutschland ausgeschrieben wurde, um eine Alternative zum Wort »Gastarbeiter« zu finden. Ein Chor in München, überwiegend bestehend aus ehemaligen, aus der Türkei stämmigen Arbeitsmigrant*innen, lässt sich von den über 30.000 eingereichten Vorschlägen inspirieren und entwickelt daraus eine eigene musikalische Interpretation. Gemeinsam mit dem Chor erforscht die Künstlerin einen ermutigenden und zugleich dekonstruktiven Umgang mit sprachlichen Zuschreibungen – eine Wiederaneignung von Wörtern, die teils offen rassistisch, oft verletzend oder abwertend, zugleich aber auch absurd oder sinnentleert wirken.

 

Die Veranstaltung ist Teil von »Die Stimmen der Yoldaşlar – Vergangenheit vorhersagen«

Vergangenheit vorhersagen. Zu tun was unmöglich scheint. Das Gegebene herausfordern. Rassistische Gewalt und Ausbeutung nicht als alternativlos hinnehmen, sondern ihr etwas entgegensetzen und an der Idee einer davon befreiten Gesellschaft festhalten. – Für diese scheinbare Unmöglichkeit bedarf es auf gesellschaftlicher wie auf künstlerischer Ebene widerständiger Verfahren und Gegenstrategien. Die Filme, Fotos, Performances und kollaborativen Arbeiten der Künstlerin Cana Bilir-Meier entwickeln solche ästhetischen Gegenverfahren. Eine Kooperationspartnerin ist dabei die Sängerin und Komponistin Nihan Devecioğlu. In ihrer kollaborativen, transmedialen Arbeit setzen sich die beiden performativ mit Erfahrungen intersektionaler Marginalisierung und Ausbeutung in der postmigrantischen Gesellschaft ebenso wie mit solidarischen Praxen des Widerstands dagegen auseinander. Dabei sind Musik und Sprache sowie wie das Experimentieren mit verschiedenen Formen des kollaborativen Arbeitens formgebend und inhaltlich bestimmend. Am 12. November gestalten die beiden einen performativen Sound- und Videoabend im Ausstellungsraum Scape°. Die an der Hochschule für Gestaltung (HfG) stattfindende Matinée am 13. November ist den vorwiegend filmischen Arbeiten von Cana Bilir-Meier gewidmet und stellt ihre recherchebasierte und autobiographisch gefärbte Arbeitsweise in den Mittelpunkt.

Die Veranstaltung ist eine Kooperation des Forschungsprojekts »Die Kunst der Gegenuntersuchung« (Hochschule für Gestaltung Offenbach (HfG) / Institut für Sozialforschung Frankfurt (IfS)) mit dem kuratorisch-künstlerischen Projekt »Wetter.Mi« des Ausstellungsraums Scape° im Rahmen der aktuellen Veranstaltungsreihe »Demokratische Wohnzimmer«.

Um die Teilnehmer:innenzahl besser einschätzen zu können, bitten wir um Voranmeldung unter: wildt@hfg-offenbach.de - vielen Dank!

Mittwoch 12.11.2025, ab 18 Uhr –– Sound- und Videoperformance mit Cana Bilir-Meier und Nihan Devecioğlu, Scape°/Wetter.Mi, Offenbach am Main.

Donnerstag 13.11.2025, 11 - 13 Uhr –– Matinée und Artist Talk mit Cana Bilir-Meier, Hochschule für Gestaltung (HfG) Offenbach, R.101

Dienstag

Campus Westend (Hörsaalzentrum HZ 10), Frankfurt am Main

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

Housing for displaced people is still largely conceived through camps and shelters, particularly during emergencies. Similarly, when returnees arrive in war-torn cities, responses often rely on prefabricated or temporary solutions that prioritize speed over quality of life. In this talk, Ayham Dalal argues that shelter is an imagined »abstract space« in the Lefebvrian sense devoted from social relations and politics, whereas dwelling is a driving force that leads the socio-spatial transformation of space. Using examples from refugee camps in Jordan and Germany – how they were initially planned and how they got appropriated, he argues that emergency shelter cannot remain a purely technical fix. Rather, housing refugees and displaced people should utilize inclusive planning to build on refugees’ spatial knowledge, cultural practices, and urban identities. It also warns architects and designers from the risk of abstracting shelter into a covered space, detached from basic needs for safety and the transgressing between the public and the private. Finally, Ayham Dalal calls for a rethinking of humanitarian and urban planning approaches. Safeguarding refugees’ right to dwell and appropriate space requires acknowledging the limits of official planning systems and embracing more community-based, flexible, and just urban responses. Only then can displaced populations be integrated not as passive recipients of aid, but as active co-producers of inclusive urban life

Ayham Dalal is a lecturer in architecture and urban design at the German University in Cairo. His work examines the intersections of urban planning, forced migration, urban informality, and shelter design. He is the author of From Shelters to Dwellings: The Zaatari Refugee Camp (Transcript, 2022); the co-editor of two books on camps in Germany and the MENA region; and the co-director of the award-winning film “13 Square Meters”. Dalal has won several research awards and held positions at the Technische Universität Berlin, the University of Oxford, Vassar College, and the French National Centre for Scientific Research (CNRS). His current research explores the impact of forced migration from Sudan and Gaza on the urbanization of Cairo, and the the influence of sectarian identities on Syrian cities and their reconstruction.

 

Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung »Zerstörung - Zuflucht - Zukunft. Wohnen im und nach dem Krieg« des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und räumliche Materialisierung des Wohnens« im Wintersemester 2025/26

Wie wirkt sich Krieg auf das Wohnen aus und was können wir durch den Blickwinkel des Wohnens über Krieg lernen? In sieben Veranstaltungen beleuchten internationale Forschende aus Stadtplanung, Humangeographie, Architektur, Kunstgeschichte sowie Rechtswissenschaften und Anthropologie politische, ökonomische, bauliche und soziale Dimensionen der Wohnungsversorgung in Zeiten drohender und andauernder Kriege sowie sich anschließender Nachkriegsperioden. Die Beiträge blicken auf Entwicklungen in Bosnien, Deutschland, Israel, Jordanien, Syrien und der Ukraine und zeigen auf, wie Krieg als Zäsur bestehende Ordnungen und Strukturen zerstört, welche Neuerungen staatlicher Planungen zur Versorgung mit Wohnraum sich daraus entwickelt haben, wie die Menschen den alltäglichen Herausforderungen des Wohnens begegnen und wie bewaffnete Konflikte gesellschaftliche Wohnrealitäten und -identitäten dauerhaft prägen.

Die Ringvorlesung findet dienstags 14tägig um 18.30 Uhr im Wechsel an den Standorten Weimar und Frankfurt/Main statt. Es gibt die Möglichkeit einer digitalen Teilnahme:

BigBlueButton (Zugangscode: 98kbz7) https://meeting.uni-weimar.de/b/rooms/f2l-jnf-ajn-mfo/join

Donnerstag

2og:dondorf (ehemalige Dondorf Druckerei)

WohnWendeWerkstatt

WohnWendeWerkstatt

Auftakt der Veranstaltungsreihe »WohnWendeWerkstatt. Wohnungspolitische Konflikte und sozial-ökologische Perspektiven in Frankfurt am Main«.

 

Impulsvortrag von Prof. Dr. Sebastian Schipper (Institut für Humangeographie, Goethe-Universität Frankfurt)

 

Kurzbeiträge u.a. von:

Marcus Gwechenberger (Dezernent für Planen und Wohnen)

Conny Petzold (Mieter helfen Mietern, Mietentscheid Frankfurt)

Birgit Kasper (Netzwerk Frankfurt für gemeinschaftliches Wohnen)

Carolina Löw (Architects for Future, Frankfurt)

Die Druckerei

 

Im Anschluss: Offenes Forum mit den Vortragenden, gemeinsame Wunschproduktion und Barabend

»Adler fliegen hoch. Mieten fliegen höher.« Dieser Slogan des Mietentscheids Frankfurt aus dem Jahr 2018 hat nichts an seiner Aktualität verloren, im Gegenteil: Bezahlbarer Wohnraum bleibt in Frankfurt Mangelware, der Bestand an Sozialwohnungen sinkt unaufhörlich und Menschen werden weiterhin aus ihren Wohnungen und Stadtvierteln verdrängt. Die Wohnungspolitik im Bund, in Hessen und in Frankfurt tut viel zu wenig, um gegenzusteuern – und direktdemokratische Initiativen wie der Mietentscheid werden gerichtlich blockiert.

Trotzdem gab es die letzten Jahre auch einige Lichtblicke. Mieter:innen haben sich organisiert und gemeinsam für ihre Interessen gekämpft, stadtpolitische Initiativen konnten die Luxus-Bebauung der Grünen Lunge am Günthersburgpark verhindern und Leerstand in der Stadt zum Thema machen, der Mietenstopp bei der städtischen Wohnungsgesellschaft ABG wurde verlängert, neue Wohnprojekte eröffnet und ein Hessisches Leerstandsgesetz auf den Weg gebracht.

Wo also steht die Wohnungspolitik aktuell – in Frankfurt und darüber hinaus? Wie haben sich die wirtschaftlichen, finanziellen und politischen Rahmenbedingungen in den letzten Jahren verändert? Vor welchen Herausforderungen stehen die verschiedenen Akteure der Wohnungspolitik und wie versuchen sie, mit diesen produktiv umzugehen? Wo bestehen bereits Ansätze für eine sozialökologische Wohnwende in Frankfurt und was müsste darüber hinaus in den kommenden Jahren passieren, um Wohnen für alle zu ermöglichen? Lasst uns Fragen, Ideen und Vorschläge sammeln und gemeinsam mit unseren Gästen diskutieren!

Eine Veranstaltung des Wohnlabors am Institut für Sozialforschung (IfS), mit Unterstützung des DFG-Graduiertenkollegs Gewohnter Wandel (GRK 2892 ∕ 1). Die Veranstaltung ist öffentlich und kostenlos.

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – Projektnummer 499392530.

Mittwoch

Künstler*innenhaus Mousonturm

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus

[auf Spanisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche]

Partimos de la confirmación de una vieja sospecha: el vínculo entre capitalismo neoliberal y democracia está herido de muerte. ¿Cuáles son sus síntomas mórbidos? ¿Qué órdenes de justificación de sus desigualdades e injusticias aún lo sostiene? ¿Cuáles son las razones que aducen los sujetos para seguir, pese a todo, aferrándose a su ruina? Estas son algunas de las preguntas que nos orientan en el intento de descifrar aquellas ideologías y estructuras psicosociales sobre las que se edifica el autoritarismo social que encuentra hoy su representación en líderes antidemocráticos.

»Zur kritischen Theorie des gegenwärtigen Autoritarismus in Argentinien« – Micaela Cuesta im Gespräch mit Alexander Kern

Ein alter Verdacht hat sich bestätigt: Die schon immer fragile Beziehung zwischen neoliberalem Kapitalismus und Demokratie scheint heute tödlich verwundet. Was sind die Symptome ihres Todeskampfs? Welche Rechtfertigungen für Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten halten sie dennoch am Leben? Und welche Gründe führen die Subjekte dafür an, sich fest an ihren eigenen Untergang zu klammern? Dies sind einige der Fragen, die uns bei dem Versuch leiten, die Ideologien und psychologischen Strukturen zu dechiffrieren, auf denen der Autoritarismus aufbaut, wie er von den antidemokratischen Führern der Gegenwart repräsentiert wird.

Eine Veranstaltungsreihe von Institut für Sozialforschung und dem Künstler*innenhaus Mousonturm

Gegenwärtig wird sichtbar, was sich schon lange abzeichnete: Politische Kräfte, die neoliberale Politiken mit autoritären Anrufungen verknüpfen, rücken zunehmend zusammen und bilden Allianzen. Die Veranstaltungsreihe »Aspekte des neuen Autoritarismus« nimmt diese Konvergenz in den Blick, die nicht nur soziale Ungleichheiten vertieft, sondern auch demokratische Strukturen zunehmend untergräbt und für viele Menschen eine unmittelbare Bedrohung bedeutet.

Während der Neoliberalismus eine Gesellschaft des Wettbewerbs und der Entsicherung schafft, proklamiert der Autoritarismus einfache Feindbilder und rigide Ordnungen. Gemeinsam erzeugen sie ein gesellschaftliches Klima, das demokratische Prinzipien wie Menschenwürde und Grundrechte zunehmend unter Druck setzt. Die autoritär-neoliberale Allianz ist freilich kein Zufall, sie ist Ausdruck struktureller Dynamiken des Gegenwartskapitalismus. Analytisch wie historisch lässt sich zeigen, dass autoritäre Ordnungsvorstellungen bereits im Kern neoliberaler Ideologie verankert sind.

Die vom Institut für Sozialforschung und Künstler*innenhaus Mousonturm organisierte Veranstaltungsreihe beleuchtet die aktuelle Konjunktur dieser Allianz in Deutschland und der Welt, legt Mechanismen autoritär-neoliberaler Politik und deren gesellschaftlichen Konsequenzen offen und fragt danach, welche Gegenbewegungen zum neuen Autoritarismus sichtbar und denkbar sind.

 

9. Oktober 2025: Volker Weiß (Villigster Forschungsforum Hamburg) im Gespräch mit Paul Erxleben (IfS): Gangs of Today – Was die Racket-Theorie über die Gegenwart sagen kann

26. November 2025: Micaela Cuesta (Universidad Nacional de San Martín Buenos Aires) im Gespräch mit Alexander Kern (IfS): Para una Teoría Crítica del Autoritarismo Contemporáneo en Argentinia [auf Spanisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche]

17. Dezember 2025: Morten Paul (Ruhr-Universität-Bochum) im Gespräch mit Ricarda Biemüller (IfS): Was war Faschismustheorie? Geschichte und Gegenwart eines Versprechens

28. Januar 2026: Carolin Amlinger (Universität Basel) im Gespräch mit Georg Marx (IfS): Zerstörungslust - Destruktivität als affektive Quelle des Autoritarismus

11. Februar 2026: Fiona Kalkstein (Else-Frenkel-Brunswik-Institut, Leipzig) im Gespräch mit Anna Rosa Ostern (IfS): Über Sündenböcke und Phantasmen. Faschisierung als Heilsversprechen

 

Die Veranstaltungen beginnen jeweils im 19 Uhr im Künstler*innenhaus Mousonturm. Der Eintritt ist frei.

Dienstag

Campus Westend, PEG 1G135

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Beyond the hype of AI capabilities lies a fierce geopolitical and corporate struggle to build the next global empire. This talk unpacks the new logics of corporate expansion across the AI stack, conceptualizing AI as a general-purpose technology. Historically, the firms behind such technologies have faced immense challenges not only in driving adoption but, more critically, in capturing its value. In different ways, the big AI firms of today are all charting paths to overcome these problems – leading to a series of distinct expansionary strategies.

This corporate competition, in turn, is inextricably linked to the geopolitical rivalry between the United States and China. The presentation will critically assess the 'AI race' narrative, questioning its accuracy and exploring the complex interplay between national strategies and private sector interests. Ultimately, the talk aims to provide a new framework for understanding the strategic landscape of this critical 21st-century technology and the powerful forces shaping our digital future.

Book presentation with the author facilitated by the Institute of Social Research and the research area »Sociology of Digital Transformation and Work«

Bauhaus-Universität Weimar

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

The Russian invasion of Ukraine has triggered a profound housing crisis, resulting from both large-scale destruction and unprecedented displacement. Housing has emerged as one of the most severely affected sectors, and access to adequate accommodation remains among the most urgent needs of internally displaced persons (IDPs). According to World Bank estimates, 13 percent of Ukraine’s housing stock has been damaged or destroyed, impacting approximately 2.5 million households. This poses not only a long-term challenge for post-war reconstruction but also a pressing social policy and humanitarian concern. The lecture will examine the war’s impact on Ukraine’s housing sector, assess the challenges faced by IDPs, and analyze policy responses to the housing crisis as well as actors shaping housing provision at different levels. Special attention will be given to the rental housing market and its role in accommodating the IPDs within this war-induced crisis.

Galyna Sukhomud is a research associate at the department ‘Social Cohesion, Diversity and Migration in Spatial Planning’ department at TU Berlin. She holds an M.Sc. in European Urban Studies from Bauhaus-Universität Weimar. She is the coordinator of the working group Crises, Conflict, and Recovery at the European Network for Housing Research (ENHR), and a member of the Ukrainian NGO and research collective New Housing Policy. Among other topics, she works with social and housing policies, housing and post-war reconstruction, rental market regulation, and interaction between housing and migration dynamics.

 

Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung »Zerstörung - Zuflucht - Zukunft. Wohnen im und nach dem Krieg« des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und räumliche Materialisierung des Wohnens« im Wintersemester 2025/26

Wie wirkt sich Krieg auf das Wohnen aus und was können wir durch den Blickwinkel des Wohnens über Krieg lernen? In sieben Veranstaltungen beleuchten internationale Forschende aus Stadtplanung, Humangeographie, Architektur, Kunstgeschichte sowie Rechtswissenschaften und Anthropologie politische, ökonomische, bauliche und soziale Dimensionen der Wohnungsversorgung in Zeiten drohender und andauernder Kriege sowie sich anschließender Nachkriegsperioden. Die Beiträge blicken auf Entwicklungen in Bosnien, Deutschland, Israel, Jordanien, Syrien und der Ukraine und zeigen auf, wie Krieg als Zäsur bestehende Ordnungen und Strukturen zerstört, welche Neuerungen staatlicher Planungen zur Versorgung mit Wohnraum sich daraus entwickelt haben, wie die Menschen den alltäglichen Herausforderungen des Wohnens begegnen und wie bewaffnete Konflikte gesellschaftliche Wohnrealitäten und -identitäten dauerhaft prägen.

Die Ringvorlesung findet dienstags 14tägig um 18.30 Uhr im Wechsel an den Standorten Weimar und Frankfurt/Main statt. Es gibt die Möglichkeit einer digitalen Teilnahme:

BigBlueButton (Zugangscode: 98kbz7) https://meeting.uni-weimar.de/b/rooms/f2l-jnf-ajn-mfo/join

Freitag

2og:dondorf (ehemalige Dondorf Druckerei)

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Mit Frank Ehmann (FRA-UAS), Frank Jäger (Tacheles), Katja Kipping (Vorsitzende des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes), Christian Kolbe (ISR/ FRA-UAS), Stephan Lessenich (IFS/ GU) und Anna Schumacher (FALZ)

Vorgeschichte, Inkrafttreten und Entwicklung des SGB II stehen paradigmatisch für ein enttäuschtes Versprechen universeller Teilhabe. Mit der Anrufung zur Aktivierung waren immer Ausschlussdrohungen verbunden, mit der Adressierung von »Unternehmer:innen ihrer selbst« immer auch die Legitimation von Strafpraktiken. Die programmatische Anrufung des Gesetzbuchs ist im Zeichen wechselnder politischer Kräfteverhältnisse unterschiedlich gelesen und operationalisiert worden. Für 2026 wartet nun die aktuelle Bundesregierung unter dem Titel »Neue Grundsicherung« mit der Herabsetzung der Grundsicherungsleistungen, neuen Regeln der Aktivierung und einem veränderten Strafenkatalog auf, um dem rechtspopulistischen Klima Rechnung zu tragen. Damit treibt sie Erwerbslose mehr noch als zuvor in konkurrenzielle Verhältnisse und schürt Entsolidarisierung. Nicht zufällig kehrt in diesem Kontext die die Faulheitsdebatte zurück, während das Arsenal der Strafen, ob formal oder informell, schon seiner Anwendung harrt.

Eine Kooperationsveranstaltung von Frankfurter Arbeitslosenzentrums, Institut für Sozialforschung und Institut für Stadt- und Regionalentwicklung.

Montag

PEG 1. G 168, Campus Westend

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortrag von Luise Henckel (Institut für Sozialforschung), kommentiert von Florian Butollo (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

 

Vortragsreihe des AK Kritische Soziologie. Gemeinsamer Arbeitskreis am Institut für Soziologie der Goethe-Universität und am Institut für Sozialforschung (IfS) Frankfurt a. M.

Alle Vorträge finden c. t. statt.
Koordination: Laura Hanemann, Stephan Lessenich, Susanne Martin, Doris Schweitzer.
Kontakt: martin@soz.uni-frankfurt.de

Dienstag

Campus Westend (Hörsaalzentrum HZ 10), Frankfurt am Main

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

In the devastation of the present war, the home itself has become a target. Revisiting her book Homeland: Zionism as Housing Regime, 1860–2011, architecture historian Yael Allweil introduces the concept of homecide—the deliberate destruction of homes as a central objective of war. This keynote explores how architecture, historiography, and social theory might help us understand both the making of homes and their deliberate unmaking. Building on historical and architectural evidence, the lecture examines how the very idea of home, at once vital and vulnerable, stands at the heart of Israel-Palestine’s history and present. It reflects on what it means to study “home” when the very possibility of home is under assault, and when histories remain unresolved and painfully open.

Yael Allweil is an architect and associate professor in the Faculty of Architecture and Town Planning at the Technion, Haifa, where she heads HousingLab: History and Future of Living research group. She is a member of the Israel Young Academy, with a leadership position on the Steering Committee. Allweil completed her PhD in architectural history at the University of California, Berkeley. Her book Homeland: Zionism as Housing Regime, 1860–2011 (2017) explores the history of Israel-Palestine as a history of the gain and loss of citizen housing. Her work explores housing as a multi-actor oeuvre, studying housing as a cultural production of quantity, involving developing digital humanities research methods in architectural history. Her design research focuses on dwellers’ active production of dwellings as a measure of active citizenship, and on the social role of design professions to invent new design solutions that transform the housing crisis deadlock.

 

Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung »Zerstörung - Zuflucht - Zukunft. Wohnen im und nach dem Krieg« des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und räumliche Materialisierung des Wohnens« im Wintersemester 2025/26

Wie wirkt sich Krieg auf das Wohnen aus und was können wir durch den Blickwinkel des Wohnens über Krieg lernen? In sieben Veranstaltungen beleuchten internationale Forschende aus Stadtplanung, Humangeographie, Architektur, Kunstgeschichte sowie Rechtswissenschaften und Anthropologie politische, ökonomische, bauliche und soziale Dimensionen der Wohnungsversorgung in Zeiten drohender und andauernder Kriege sowie sich anschließender Nachkriegsperioden. Die Beiträge blicken auf Entwicklungen in Bosnien, Deutschland, Israel, Jordanien, Syrien und der Ukraine und zeigen auf, wie Krieg als Zäsur bestehende Ordnungen und Strukturen zerstört, welche Neuerungen staatlicher Planungen zur Versorgung mit Wohnraum sich daraus entwickelt haben, wie die Menschen den alltäglichen Herausforderungen des Wohnens begegnen und wie bewaffnete Konflikte gesellschaftliche Wohnrealitäten und -identitäten dauerhaft prägen.

Die Ringvorlesung findet dienstags 14tägig um 18.30 Uhr im Wechsel an den Standorten Weimar und Frankfurt/Main statt. Es gibt die Möglichkeit einer digitalen Teilnahme:

BigBlueButton (Zugangscode: 98kbz7) https://meeting.uni-weimar.de/b/rooms/f2l-jnf-ajn-mfo/join

Mittwoch

Künstler*innenhaus Mousonturm

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus

Für die Gesellschaftstheorie in der Nachfolge des Marxismus war das plötzliche Auftauchen des Faschismus ein Schock: Statt der erwarteten Weltrevolution folgte auf den Ersten Weltkrieg eine Welle reaktionärer Gewalt. Fortschrittsvorstellungen und politische Überzeugungen zerbrachen. Dringlicher denn je mussten kritische Theoretiker:innen klären, wie Erkenntnis und politisches Handeln, Theorie und Praxis zusammenhängen. Zunächst hielten sie an der aufklärerischen Vorstellung fest, dass den Faschismus besser bekämpfen kann, wer ihn richtig versteht. Doch über 100 Jahre Faschismustheorie zeigen, wie fragwürdig diese Hoffnung ist. Die vielen Theorien haben weder faschistische Machtübernahmen noch die Wiederkehr von Autoritarismus, Populismus und politischer Gewalt verhindert. Der Vortrag nimmt daher die Geschichte dieser Theorien in den Blick. Er fragt, was sich aus ihr für eine Faschismustheorie der Gegenwart lernen lässt.

 

Eine Veranstaltungsreihe von Institut für Sozialforschung und dem Künstler*innenhaus Mousonturm

Gegenwärtig wird sichtbar, was sich schon lange abzeichnete: Politische Kräfte, die neoliberale Politiken mit autoritären Anrufungen verknüpfen, rücken zunehmend zusammen und bilden Allianzen. Die Veranstaltungsreihe »Aspekte des neuen Autoritarismus« nimmt diese Konvergenz in den Blick, die nicht nur soziale Ungleichheiten vertieft, sondern auch demokratische Strukturen zunehmend untergräbt und für viele Menschen eine unmittelbare Bedrohung bedeutet.

Während der Neoliberalismus eine Gesellschaft des Wettbewerbs und der Entsicherung schafft, proklamiert der Autoritarismus einfache Feindbilder und rigide Ordnungen. Gemeinsam erzeugen sie ein gesellschaftliches Klima, das demokratische Prinzipien wie Menschenwürde und Grundrechte zunehmend unter Druck setzt. Die autoritär-neoliberale Allianz ist freilich kein Zufall, sie ist Ausdruck struktureller Dynamiken des Gegenwartskapitalismus. Analytisch wie historisch lässt sich zeigen, dass autoritäre Ordnungsvorstellungen bereits im Kern neoliberaler Ideologie verankert sind.

Die vom Institut für Sozialforschung und Künstler*innenhaus Mousonturm organisierte Veranstaltungsreihe beleuchtet die aktuelle Konjunktur dieser Allianz in Deutschland und der Welt, legt Mechanismen autoritär-neoliberaler Politik und deren gesellschaftlichen Konsequenzen offen und fragt danach, welche Gegenbewegungen zum neuen Autoritarismus sichtbar und denkbar sind.

 

9. Oktober 2025: Volker Weiß (Villigster Forschungsforum Hamburg) im Gespräch mit Paul Erxleben (IfS): Gangs of today – Was die Racket-Theorie über die Gegenwart sagen kann

26. November 2025: Micaela Cuesta (Universidad Nacional de San Martín Buenos Aires) im Gespräch mit Alexander Kern (IfS): Para una Teoría Crítica del Autoritarismo Contemporáneo en Argentinia [auf Spanisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche]

17. Dezember 2025: Morten Paul (Ruhr-Universität-Bochum) im Gespräch mit Ricarda Biemüller (IfS): Was war Faschismustheorie? Geschichte und Gegenwart eines Versprechens

28. Januar 2026: Carolin Amlinger (Universität Basel) im Gespräch mit Georg Marx (IfS): Zerstörungslust - Destruktivität als affektive Quelle des Autoritarismus

11. Februar 2026: Fiona Kalkstein (Else-Frenkel-Brunswik-Institut Leipzig) im Gespräch mit Anna Rosa Ostern (IfS): Über Sündenböcke und Phantasmen. Faschisierung als Heilsversprechen

 

Die Veranstaltungen beginnen jeweils im 19 Uhr im Künstler*innenhaus Mousonturm. Der Eintritt ist frei.

Montag

PEG 1. G 168, Campus Westend

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortrag von Ferdinand Sutterlüty (Goethe-Universität Frankfurt a. M.), kommentiert von Doris Schweitzer (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

 

Vortragsreihe des AK Kritische Soziologie. Gemeinsamer Arbeitskreis am Institut für Soziologie der Goethe-Universität und am Institut für Sozialforschung (IfS) Frankfurt a. M.

Alle Vorträge finden c. t. statt.
Koordination: Laura Hanemann, Stephan Lessenich, Susanne Martin, Doris Schweitzer.
Kontakt: martin@soz.uni-frankfurt.de

Dienstag

Campus Westend (Hörsaalzentrum HZ 10), Frankfurt am Main

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

Questions of housing are a key prism through which people in Bosnia and Herzegovina (BiH) have experienced social transformations over the last three and a half decades. They shaped experiences of the 1992-1995 war, in which half of the country’s population was displaced and had to find accommodation away from their original place of residence. They were at the heart of a vast foreign-enforced programme of reconstruction and return of the displaced, which effectively centred on restitution of property and tenancy rights. What has attracted much less attention, including in BiH itself, is that these war and postwar developments simultaneously entailed an ideological shift in terms of the value attributed to housing. In practice, from a society in which a substantial proportion of the population lived in socially-owned property according to the Yugoslav socialist self-management system, BiH was turned into a ‘property-owning democracy’. Considerations of exchange value gained precedence over those of use-value. This presentation traces the processes through which this has come to be.

Social anthropologist Stef Jansen is professor at the University of Sarajevo (Bosnia and Herzegovina) and honorary professor at the University of Manchester (UK). His ethnographic studies in the post-Yugoslav states have focused, amongst other things, on questions of home, hope, the state, borders, political subjectivity, social transformations and everyday geopolitics.

 

Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung »Zerstörung - Zuflucht - Zukunft. Wohnen im und nach dem Krieg« des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und räumliche Materialisierung des Wohnens« im Wintersemester 2025/26

Wie wirkt sich Krieg auf das Wohnen aus und was können wir durch den Blickwinkel des Wohnens über Krieg lernen? In sieben Veranstaltungen beleuchten internationale Forschende aus Stadtplanung, Humangeographie, Architektur, Kunstgeschichte sowie Rechtswissenschaften und Anthropologie politische, ökonomische, bauliche und soziale Dimensionen der Wohnungsversorgung in Zeiten drohender und andauernder Kriege sowie sich anschließender Nachkriegsperioden. Die Beiträge blicken auf Entwicklungen in Bosnien, Deutschland, Israel, Jordanien, Syrien und der Ukraine und zeigen auf, wie Krieg als Zäsur bestehende Ordnungen und Strukturen zerstört, welche Neuerungen staatlicher Planungen zur Versorgung mit Wohnraum sich daraus entwickelt haben, wie die Menschen den alltäglichen Herausforderungen des Wohnens begegnen und wie bewaffnete Konflikte gesellschaftliche Wohnrealitäten und -identitäten dauerhaft prägen.

Die Ringvorlesung findet dienstags 14tägig um 18.30 Uhr im Wechsel an den Standorten Weimar und Frankfurt/Main statt. Es gibt die Möglichkeit einer digitalen Teilnahme:

BigBlueButton (Zugangscode: 98kbz7) https://meeting.uni-weimar.de/b/rooms/f2l-jnf-ajn-mfo/join

Mittwoch

Künstler*innenhaus Mousonturm

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus

Das in Adornos Studien zum autoritären Charakter aus der frühen Nachkriegszeit eher unbestimmt gebliebene Merkmal der Destruktivität rückt hier ins Zentrum der Autoritarismusforschung. Ausgehend von Erich Fromms Konzept der Destruktivität wird deutlich, wie autoritäre Dispositionen sich als affektiv grundierte Modi der Weltverarbeitung äußern. Anhand von Fallbeispielen wird das Begehren nach Zerstörung als eine Reaktionsform blockierten Lebens gedeutet, das sich seiner Handlungsfähigkeit beraubt sieht. Diese destruktive Affektstruktur speist ihre Energien aus einer Weltwahrnehmung, die sich von Aufstieg und Wachstum verabschiedet hat. Gesellschaft erscheint vielmehr als ein Nullsummenspiel, in dem (zu) viele Menschen um knappe Ressourcen kämpfen. Der Vortrag versteht diese affektive Weltwahrnehmung als zentralen Motor autoritärer Rebellion und plädiert für eine Relektüre Fromms.

 

Eine Veranstaltungsreihe von Institut für Sozialforschung und dem Künstler*innenhaus Mousonturm

Gegenwärtig wird sichtbar, was sich schon lange abzeichnete: Politische Kräfte, die neoliberale Politiken mit autoritären Anrufungen verknüpfen, rücken zunehmend zusammen und bilden Allianzen. Die Veranstaltungsreihe »Aspekte des neuen Autoritarismus« nimmt diese Konvergenz in den Blick, die nicht nur soziale Ungleichheiten vertieft, sondern auch demokratische Strukturen zunehmend untergräbt und für viele Menschen eine unmittelbare Bedrohung bedeutet.

Während der Neoliberalismus eine Gesellschaft des Wettbewerbs und der Entsicherung schafft, proklamiert der Autoritarismus einfache Feindbilder und rigide Ordnungen. Gemeinsam erzeugen sie ein gesellschaftliches Klima, das demokratische Prinzipien wie Menschenwürde und Grundrechte zunehmend unter Druck setzt. Die autoritär-neoliberale Allianz ist freilich kein Zufall, sie ist Ausdruck struktureller Dynamiken des Gegenwartskapitalismus. Analytisch wie historisch lässt sich zeigen, dass autoritäre Ordnungsvorstellungen bereits im Kern neoliberaler Ideologie verankert sind.

Die vom Institut für Sozialforschung und Künstler*innenhaus Mousonturm organisierte Veranstaltungsreihe beleuchtet die aktuelle Konjunktur dieser Allianz in Deutschland und der Welt, legt Mechanismen autoritär-neoliberaler Politik und deren gesellschaftlichen Konsequenzen offen und fragt danach, welche Gegenbewegungen zum neuen Autoritarismus sichtbar und denkbar sind.

 

9. Oktober 2025: Volker Weiß (Villigster Forschungsforum Hamburg) im Gespräch mit Paul Erxleben (IfS): Gangs of Today – Was die Racket-Theorie über die Gegenwart sagen kann

26. November 2025: Micaela Cuesta (Universidad Nacional de San Martín Buenos Aires) im Gespräch mit Alexander Kern (IfS): Para una Teoría Crítica del Autoritarismo Contemporáneo en Argentinia [auf Spanisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche]

17. Dezember 2025: Morten Paul (Ruhr-Universität-Bochum) im Gespräch mit Ricarda Biemüller (IfS): Was war Faschismustheorie? Geschichte und Gegenwart eines Versprechens

28. Januar 2026: Carolin Amlinger (Universität Basel) im Gespräch mit Georg Marx (IfS): Zerstörungslust – Destruktivität als affektive Quelle des Autoritarismus

11. Februar 2026: Fiona Kalkstein (Else-Frenkel-Brunswik-Institut, Leipzig) im Gespräch mit Anna Rosa Ostern (IfS): Über Sündenböcke und Phantasmen. Faschisierung als Heilsversprechen

 

Die Veranstaltungen beginnen jeweils im 19 Uhr im Künstler*innenhaus Mousonturm. Der Eintritt ist frei.

Montag

PEG 1. G 168, Campus Westend

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortrag von Martin Hauff (Goethe-Universität Frankfurt a. M.), kommentiert von Peter Gostmann (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)

 

Vortragsreihe des AK Kritische Soziologie. Gemeinsamer Arbeitskreis am Institut für Soziologie der Goethe-Universität und am Institut für Sozialforschung (IfS) Frankfurt a. M.

Alle Vorträge finden c. t. statt.
Koordination: Laura Hanemann, Stephan Lessenich, Susanne Martin, Doris Schweitzer.
Kontakt: martin@soz.uni-frankfurt.de

Dienstag

Bauhaus-Universität Weimar

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel«

Wie bilden sich in Krisen- und Katastrophenszenarien spezifische Wohnutopien und Rückzugsarchitekturen heraus? Im Zentrum des Vortrags steht die Praxis des »Prepping« – abgeleitet von ‚to be prepared.‘ Prepper rüsten ihr privates Heim oder Geheimversteck für die Apokalypse auf, häufig angespornt durch entsprechende Magazine und Filme. Untersucht wird bei der Reportage Inside Prepping eines Outdoorausrüstungsmagazins, welche Subjektivierungsweisen dem Prepping zugrunde liegen und wie Wohnen vorgestellt wird. Dies wird mit Zeitschriftenbeiträgen zum privaten Bunkerbau des Kalten Krieges und der TV-Dokuserie Doomsday Preppers verglichen und mit künstlerischen Auseinandersetzungen zum Thema diskutiert. Die Reportagen setzen Isolation und Individualisierung als Lösung voraus. Sie triggern sowohl die Lust an Endzeitfantasien als auch Angst und suggerieren, dass diese durch akribische Organisation und den Erwerb von Verteidigungsartikeln besiegt werden könne. Existenzielle Angstpotenziale setzen jedoch regressive Affektebenen frei, die Prozesse der (De-)zivilisation schleichend weiter nähren. Die Angst vor dem Kontrollverlust in der Apokalypse weckt eine Begehrlichkeit für die Zukunft neue Machtfantasien durchzuspielen. So werden in den Wohnarchitekturen des Überlebens grundlegende gesellschaftliche Spannungen zwischen sozialem Wandel und räumlicher Materialisierung sichtbar – und damit Fragen berührt, die auch jenseits des Ausnahmezustands für die Gestaltung künftiger Lebensräume zentral sind.

Mona Schieren ist sie Professorin für Transkulturelle Kunstwissenschaften an der Hochschule für Künste Bremen und ist dort im Binational Artistic PhD-Program der Hochschule tätig. Sie studierte Kunstgeschichte und Philosophie in Hamburg und Nizza, sowie an der Hamburger Hochschule für Wirtschaft und Politik. Aktuell forscht und publiziert sie zu sozialen und transkulturellen Bedingtheiten künstlerischer Produktion im globalen Kontext Entangled Histories of Art and Migration (2024) hg. zusammen mit Bublatzky/Dogramaci/Pinther, zu Geschichtspolitiken sowie zur Kulturgeschichte von Körpertechniken und zu somatischen Körperpraktiken trans-species and shapeshifting encounter. Lygia Clarks künstlerische Methode der Strukturierung des Selbst (2025). 2019 mündete ihr Ausstellungsprojekt im Bunker Valentin (zusammen mit Katrin von Maltzahn) in das gemeinsam herausgegebene Buch Re: BUNKER. Erinnerungskulturen – Analogien – Technoide Mentalitäten. Sie war ferner beteiligt am Schweizer Nationalfonds Forschungsprojekt Materialisierte Erinnerungen (in) der Landschaft der Zürcher Hochschule der Künste und ist im wissenschaftlichen Beitrat des Denkort Bunker Valentin.

 

Veranstaltung im Rahmen der Ringvorlesung »Zerstörung - Zuflucht - Zukunft. Wohnen im und nach dem Krieg« des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und räumliche Materialisierung des Wohnens« im Wintersemester 2025/26

Wie wirkt sich Krieg auf das Wohnen aus und was können wir durch den Blickwinkel des Wohnens über Krieg lernen? In sieben Veranstaltungen beleuchten internationale Forschende aus Stadtplanung, Humangeographie, Architektur, Kunstgeschichte sowie Rechtswissenschaften und Anthropologie politische, ökonomische, bauliche und soziale Dimensionen der Wohnungsversorgung in Zeiten drohender und andauernder Kriege sowie sich anschließender Nachkriegsperioden. Die Beiträge blicken auf Entwicklungen in Bosnien, Deutschland, Israel, Jordanien, Syrien und der Ukraine und zeigen auf, wie Krieg als Zäsur bestehende Ordnungen und Strukturen zerstört, welche Neuerungen staatlicher Planungen zur Versorgung mit Wohnraum sich daraus entwickelt haben, wie die Menschen den alltäglichen Herausforderungen des Wohnens begegnen und wie bewaffnete Konflikte gesellschaftliche Wohnrealitäten und -identitäten dauerhaft prägen.

Die Ringvorlesung findet dienstags 14tägig um 18.30 Uhr im Wechsel an den Standorten Weimar und Frankfurt/Main statt. Es gibt die Möglichkeit einer digitalen Teilnahme:

BigBlueButton (Zugangscode: 98kbz7) https://meeting.uni-weimar.de/b/rooms/f2l-jnf-ajn-mfo/join

Mittwoch

Künstler*innenhaus Mousonturm

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus

Wie es kommen musste – Aspekte des neuen Autoritarismus

Die Faschismusforschung unterscheidet zwischen einer Bewegungsphase, in der die Faschisten (noch) nicht an der Macht sind und der Phase der Herrschaft. Die Bewegungsphase ist für die Sozialpsychologie von besonderem Interesse, da die Faschisten noch kaum auf Herrschafts- und Unterdrückungsmechanismen rekurrieren können, um ihre Ideologie zu verbreiten. Sie müssen hier auf psychologische Mechanismen setzen, die Faschisierung attraktiv wirken lassen, um eine gesellschaftliche Basis zu verankern. Faschistische Ideologie und ihre Versprechen docken an unbewusste, regressive Wünsche und Phantasien der Reinheit, Vernichtung, totalen Beherrschung u.v.m. an, zu denen die Gesellschaft in Krisenzeiten in stärkerem Ausmaß tendiert. Ein Verständnis des Unbewussten und seines Zusammenspiels mit Autoritarismus und Faschismus, wie es die analytische Sozialpsychologie versucht, kann uns dabei helfen, Faschisierungsprozesse gezielt zu bekämpfen.

 

Eine Veranstaltungsreihe von Institut für Sozialforschung und dem Künstler*innenhaus Mousonturm

Gegenwärtig wird sichtbar, was sich schon lange abzeichnete: Politische Kräfte, die neoliberale Politiken mit autoritären Anrufungen verknüpfen, rücken zunehmend zusammen und bilden Allianzen. Die Veranstaltungsreihe »Aspekte des neuen Autoritarismus« nimmt diese Konvergenz in den Blick, die nicht nur soziale Ungleichheiten vertieft, sondern auch demokratische Strukturen zunehmend untergräbt und für viele Menschen eine unmittelbare Bedrohung bedeutet.

Während der Neoliberalismus eine Gesellschaft des Wettbewerbs und der Entsicherung schafft, proklamiert der Autoritarismus einfache Feindbilder und rigide Ordnungen. Gemeinsam erzeugen sie ein gesellschaftliches Klima, das demokratische Prinzipien wie Menschenwürde und Grundrechte zunehmend unter Druck setzt. Die autoritär-neoliberale Allianz ist freilich kein Zufall, sie ist Ausdruck struktureller Dynamiken des Gegenwartskapitalismus. Analytisch wie historisch lässt sich zeigen, dass autoritäre Ordnungsvorstellungen bereits im Kern neoliberaler Ideologie verankert sind.

Die vom Institut für Sozialforschung und Künstler*innenhaus Mousonturm organisierte Veranstaltungsreihe beleuchtet die aktuelle Konjunktur dieser Allianz in Deutschland und der Welt, legt Mechanismen autoritär-neoliberaler Politik und deren gesellschaftlichen Konsequenzen offen und fragt danach, welche Gegenbewegungen zum neuen Autoritarismus sichtbar und denkbar sind.

 

9. Oktober 2025: Volker Weiß (Villigster Forschungsforum, Hamburg) im Gespräch mit Paul Erxleben (IfS): Gangs of today – Was die Racket-Theorie über die Gegenwart sagen kann

26. November 2025: Micaela Cuesta (Universidad Nacional de San Martín, Buenos Aires) im Gespräch mit Alexander Kern (IfS): Para una Teoría Crítica del Autoritarismo Contemporáneo en Argentinia [auf Spanisch mit Simultanübersetzung ins Deutsche]

17. Dezember 2025: Morten Paul (Ruhr-Universität-Bochum) im Gespräch mit Ricarda Biemüller (IfS): Was war Faschismustheorie? Geschichte und Gegenwart eines Versprechens

28. Januar 2026: Carolin Amlinger (Universität Basel) im Gespräch mit Georg Marx (IfS): Zerstörungslust - Destruktivität als affektive Quelle des Autoritarismus

11. Februar 2026: Fiona Kalkstein (Else-Frenkel-Brunswik-Institut, Leipzig) im Gespräch mit Anna Rosa Ostern (IfS): Über Sündenböcke und Phantasmen. Faschisierung als Heilsversprechen

 

Die Veranstaltungen beginnen jeweils im 19 Uhr im Künstler*innenhaus Mousonturm. Der Eintritt ist frei.

Donnerstag – Freitag

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagung vom 19. bis 20. Februar 2026 in Frankfurt am Main

Günther Anders, geb. Stern (1902–1992), wird in jüngster Zeit vermehrt als Inspirationsquelle für ein kritisches Denken der Gegenwart wiederentdeckt: im (post-)apokalyptischen Diskurs bei Jean-Pierre Dupuy oder Srećko Horvath, in Bruno Latours Gaia-Vorlesungen und Christine Hentschels Überlegungen zum »edge work« von Klima-Aktivist:innen, die nach alternativen Formen des Überlebens und des Widerstands im Anthropozän suchen.[1] Teils zustimmend, teils kritisch haben sich auch Denker:innen wie Zygmunt Bauman, Deborah Danowski, Eduardo Viveiros de Castro, Michaël Fœssel, Jean-Luc Nancy, Guillaume Paoli, Peter Sloterdijk und Slavoj Žižek auf Anders bezogen.[2] Im Fokus steht dabei meist dessen »prophylaktisches« apokalyptisches Denken, das die Katastrophe an die Wand schreibt, um sie zu verhindern, gepaart mit der Idee einer »moralischen Phantasie«, von »Streckübungen« unseres Vorstellungs- und Gefühlsvermögens. Auch Andersʼ Medienkritik wurde unlängst wieder für aktuelle Debatten um Künstliche Intelligenz und Affektpolitik revitalisiert (z.B. bei Bernd Bösel, Anna-Verena Nosthoff und Felix Maschewski[3]).

Zwei bedeutsame Traditionslinien, an die Anders explizit und implizit anschließt, bleiben dabei häufig unterbelichtet: Neben seiner akademischen Sozialisation bei Husserl und Heidegger und einem starken Bezug zur Philosophischen Anthropologie Plessners fühlte sich Anders vor allem der frühen Kritischen Theorie verbunden und bezeichnete sich selbst immer wieder als Marxist. Trotz großer inhaltlicher Nähe zur frühen Kritischen Theorie bleibt Anders bei den meisten »Frankfurtern« jedoch stets ein allenfalls geduldeter, zumeist aber ignorierter Außenseiter. Starke Bezüge gibt es außerdem zum Judentum. Anders reflektiert sie offen, meist aber nur, um sich selbst als abtrünnig zu inszenieren. Beide Bezüge stellen daher zugleich intellektuell fruchtbare Anziehungs- wie Abstoßungspunkte dar.

Von sich selbst sagte Anders einmal, er habe bis »zum 6. August 1945 – der Tag hieß Hiroshima« gewissermaßen »sehr jüdisch […] in der Erwartung des Noch-Nicht, des zu errichtenden messianischen Reichs« gelebt.[4] Zwar nannte er sich auch »der Ungläubige«, einen »Ketzer« und aus einer »Tradition des Antitraditionalismus« stammend, steht jedoch mit dieser Abwehr in einer langen Traditionslinie von Ketzern und Häretikern, in einer jüdischen Tradition des Traditionsbruchs. Darüber hinaus bezeichnete Anders sich einmal als »Schüler der Propheten«, erkannte im Herumgetrieben-Sein durch die Verfolgung einen Vorteil – »allein der Herumgetriebene genießt die Chance der Vorurteilslosigkeit«[5] – und entdeckte an einem für ihn bedeutsamen Tag eine »Wurzel« seines Denkens, die in seiner Medienkritik unübersehbar ist: »Sie heißt: ›Du sollst dir kein Bildnis machen‹. Ihr entstammen alle meine Leidenschaften. Wenn ich ›philosophiere‹, so besteht meine Tätigkeit in nichts anderem als in der Befolgung dieses Gebotes, in der Bekämpfung menschengemachter absoluta, also in Ikonoklasmus«.[6]

Die Bedeutung dieses Bildersturms für Andersʼ Denken der Endzeit bzw. des Anthropozäns wurde bisher noch kaum erfasst. Ähnliches gilt für die Tiefendimension der »prophylaktischen« Apokalyptik.[7] Als Anders den Apokalypsebegriff äquivalent zu der »von uns verursachten Erd- und Selbstvernichtung« verwendete, bediente er sich in der Tradition auf eigenwillige Weise. (Interessant sind in diesem Zusammenhang seine erst kürzlich entdeckte Bekanntschaft mit Jacob Taubes und die Verbundenheit mit seinem Großcousin Walter Benjamin.) Als er 1956 eine »eschatologische Windstille« diagnostizierte,[8] setzte er mit seinem enervierenden Insistieren auf die bevorstehende »Apokalypse« ganz auf die politisch-revolutionäre Sprengkraft endzeitlicher Gedanken, um so ein breites Publikum zu erreichen. Ganz im Sinne seines Ikonoklasmus verweigerte er dabei jedoch, alternative Szenarien auszumalen oder gar zu verabsolutieren.

Andersʼ Verhältnis zur frühen Kritischen Theorie wie zu anderen marxistischen Denkern – z.B. Ernst Bloch, dessen Utopismus Anders scharf kritisierte und mit einem »Prinzip Trotz« konterte – ist hochgradig ambivalent. Abgesehen von wenigen Arbeiten (siehe etwa Dawsey[9]) steht eine umfassende Untersuchung dieser Bezugslinien ebenfalls noch weitgehend aus. Anhaltspunkte zu thematischen, methodischen und inhaltlichen Überschneidungen, aber auch Divergenzen und Gräben, gibt der 2022 veröffentlichte Nachlassband mit Briefen an und von Adorno, Bloch, Horkheimer und Marcuse. So schreibt Anders an Adorno, dass »die Affinität Ihrer und meiner Produktion (und nicht nur in den Augen Dritter) seit langem immer evidenter wird«, zugleich gelte es, die »hot potatoes« zwischen ihnen anzugehen. Von den persönlichen Idiosynkrasien abgesehen zählt philosophisch dazu in erster Linie wohl Andersʼ Technikkritik, die mit ihrer Betonung der Subjekthaftigkeit und Co-Akteurschaft von Technik aus seiner Sicht eine Leerstelle in der marxistischen Tradition ausfüllt, die Technik letztlich als verfügbares Produktionsmittel denkt – ohne dass Anders sich damit freilich in Fundamentalopposition zu Marx und dessen Frankfurter Nachfahren bringen wollte. Auch sein Denken ist vom Motiv einer Dialektik der Aufklärung durchzogen und sucht unverkennbar den Anschluss an die marxistische Tradition. Leidenschaftlich gestritten wird zwischen Anders und Adorno über die Rolle des engagierten Intellektuellen, über Sinn und Formen des politischen Aktivismus.

Starke Anknüpfungspunkte findet Anders wiederum in den technikkritischen Überlegungen des jungen Marcuse. Frappant und bisher unbearbeitet sind die Familienähnlichkeiten zur Kritischen Theorie zudem in der Auseinandersetzung mit Kulturindustrie, Antisemitismus und Shoah. Mit seiner negativen Anthropologie der Weltfremdheit des Menschen rückt Andersʼ Denken nicht nur in die Nähe der Gnosis; er verfolgt wie die Frankfurter (bis hin zu Ulrich Sonnemann) auch einen konsequenten Anti-Essentialismus. Den messianisch und utopisch inspirierten Denkern aus Frankfurt (und Tübingen) steht er skeptisch gegenüber. Über den späten Fromm äußert sich Anders in den Ketzereien abfällig, der sozialpsychologische Ansatz des frühen dürfte ihm selbst allerdings recht nahegelegen haben. So zeigt er sich Friedrich Pollock gegenüber beeindruckt vom »Familien-Wälzer« (The Autoritarian Personality), formuliert aber auch »grundsätzlichere« Bedenken. Wie Adorno oder Kracauer ist Anders ein Meister der »kleinen Form«, des Essays und des Aphorismus. Methodisch bedient er sich vor allem bei der marxistisch inspirierten Avantgardekunst seiner Zeit, darunter Bertolt Brecht, John Heartfield und George Grosz.

 

Die Tagung unter dem Titel »Kritische Theorie der Endzeit. Günther Anders als Denker der Gegenwart« will sich am Frankfurter Institut für Sozialforschung mit diesen Einflüssen beschäftigen. Über rein historisierende, werkgeschichtliche oder vergleichende Zugänge hinaus soll dabei jedoch vor allem Anders als ein kritischer, aus unterschiedlichen Denktraditionen schöpfender Theoretiker des Anthropozäns im Zentrum stehen. Es geht also – mit Blick auf Andersʼ Verbindung zur Kritischen Theorie, zum Judentum und deren wechselseitigen Verflechtungen – um Begriffe, Verständnisse und Konzepte, um Weltdeutungen und -haltungen, die sich im Anschluss an Anders für aktuelle Problemstellungen gewinnen lassen. Demgemäß lauten die Leitfragen der Tagung:

  • Welche Fluchtlinien lassen sich von Andersʼ Denken ausgehend in die Gegenwart ziehen?
  • Welche Rolle spielen dabei Judentum bzw. Kritische Theorie?
  • Wo und wie lassen sich Andersʼ Kritik der politischen Technologie und der atomaren Endzeit in gegenwärtige Debatten einbringen und weiterentwickeln – in wissenschaftliche, politische und intellektuelle Diskurse um das Ende der Fortschrittsutopie und die Konturen einer von apokalyptischen Klimaszenarien und Kipppunkten geprägten Endzeit, über die Antiquiertheit, Liquidierung und Optimierung des Menschen, nicht zuletzt auch über Formen des Widerstands gegen die drohende Katastrophe?

 

 

[1] Jean-Pierre Dupuy, A Short Treatise on the Metaphysics of Tsunamis, Michigan 2015; Christine Hentschel, »Stretches of imagination at the end of times: affective workouts against apocalypse«, in: Marina Garcés (coord.), Ecology of the imagination. Artnodes, Nr. 29. UOC, https://doi.org/10.7238/d.v0i29.393041 (zuletzt aufgerufen am 24.11.2024); Dies., »Edgework in post/apokalyptischen Zeiten«, in: Soziopolis, 27. September 2023, https://www.soziopolis.de/edgework-in-post-apokalyptischen-zeiten.html (zuletzt abgerufen am 24.11.2024); Srećko Horvat, After the Apocalypse, Cambridge (UK) 2021; Bruno Latour, Kampf um Gaia. Acht Vorträge über das neue Klimaregime, Berlin 2020.

[2] Zygmunt Baumann, Collateral Damage. Social Inequalities in a Global Age, Cambridge/Malden 2011; Deborah Danowski/Eduardo Viveiros de Castro, In welcher Welt leben? Ein Versuch über die Angst vor dem Ende, Berlin 2019; Michaël Fœssel, Nach dem Ende der Welt. Kritik der apokalyptischen Vernunft, Wien 2019; Jean-Luc Nancy, After Fukushima. The Equivalences of Catastrophes, New York 2015; Guillaume Paoli, Geist und Müll. Von Denkweisen in postmodernen Zeiten, Berlin 2023; Peter Sloterdijk, Die Reue des Prometheus. Von der Gabe des Feuers zur globalen Brandstiftung, Berlin 2023; Slavoj Žižek, »From catastrophe to apocalypse… and back«, in: Apocalyptica, Heft 1/2022.

[3] Bernd Bösel, Die Plastizität der Gefühle. Das affektive Leben zwischen Psychotechnik und Ereignis, Frankfurt a. M./New York 2022; Ders., »Ikonomanie, apriorische Bedingungsformen, Psychotechnik: Zur Aktualität der Medientheorie von Günther Anders«, in: Deutsche Zeitschrift für Philosophie 72, 4 (2024), S. 579–592; Felix Maschewski/Anna-Verena Nosthoff, »›Passivität im Kostüm der Aktivität‹. Über Günther Anders’ Kritik kybernetischer Politik im Zeitalter der ›totalen Maschine‹«, in: Günther Anders aktuell. Themenausgabe des Behemoth. A Journal on Civilization, 11(1), 2018, hg. von Christian Dries; Dies., »The obsolence of politics: Rereading Günther Anders’s critique of cybernetic governence and integral power in the digital age«, in: Thesis Eleven 153(1), 2019, S. 75–93.

[4] Günther Anders: »Günther Anders«, in: Mein Judentum, hrsg. v. Hans Jürgen Schultz, Stuttgart/Berlin 1978, S. 58–76, hier: S. 69.

[5] Günther Anders: Ketzereien, München 1991, S. 319.

[6] Günther Anders: Der Mann auf der Brücke, München 21963, S. 158.

[7] Siehe dazu Günther Anders: »Die Frist«, in: ders.: Endzeit und Zeitenende. Gedanken über die atomare Situation, München 1972, S. 170–221.

[8] Günther Anders: Die Antiquiertheit des Menschen 1. Über die Seele im Zeitalter der zweiten industriellen Revolution, München 42018, S. 307.

[9] Jason Dawsey, »Marxism and technocracy: Günther Anders and the necessity for a critique of technology«, in: Thesis Eleven, 153(1), 2019, S. 39–56.

 

 

Kooperationspartner

Buber-Rosenzweig-Institut für jüdische Geistes- und Kulturgeschichte der Moderne und Gegenwart an der Goethe-Universität Frankfurt

Günther-Anders-Forschungsstelle der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

Internationale Günther-Anders-Gesellschaft

Institut für Sozialforschung Frankfurt am Main

 

Organisationsteam

Prof. Dr. Christian Wiese

Prof. Dr. Stephan Lessenich

Dr. Christian Dries

Martin J. Kudla, M.A., M.A.

 

Der Call for Papers findet sich hier.

 

Donnerstag

Institut für Sozialforschung

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Veranstaltung im Rahmen des von der VolkswagenStiftung geförderten Projekts »Die Kunst der Gegenuntersuchung«.

Freitag

Institut für Sozialforschung

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Veranstaltung im Rahmen des von der VolkswagenStiftung geförderten Projekts »Die Kunst der Gegenuntersuchung«.