Professionelle Promotionsbetreuung – Jenseits von »Meister« und »Lehrling«?

Projektbearbeitung: Dr. Marc Torka

Die Ausbildungsformen und damit Sozialisationsbedingungen des wissenschaftlichen Nachwuchses befinden sich seit Jahren im Wandel. Lange Zeit war die Auswahl von neuen Wissenschaftler_innen und deren Einübung in die wissenschaftliche Praxis eine höchst individuelle Angelegenheit zwischen Doktorand_in und Doktorvater oder Doktormutter. Neben dieser Individualpromotion entstehen heute vermehrt sogenannte strukturierte Promotions-programme (zum Beispiel Graduiertenkollegs und -schulen), die stärker mit kollektiven Betreuungs¬formen experimentieren. Obgleich diese Veränderung im beruflichen Alltag der Wissenschaft in der sozialwissenschaftlichen Forschung und der Wissenschaftspolitik viel Aufmerksamkeit auf sich zieht, fehlen bislang Erkenntnisse über die komplexe Struktur und den Wandel dieser Betreuungspraxis. Mit Hilfe einer vergleichenden Analyse von Betreuungsbeziehungen und -interaktionen möchte das Projekt zur Schließung dieser Lücke beitragen. Empirisch herauszufinden, welchen Herausforderungen die Betreuungsbeziehung unterliegt, welche Bearbeitungsformen die akademische Profession hierfür entwickelt und welche Konsequenzen diese für den Sozialisationsprozess haben, ist das Ziel des Forschungsprojekts. Dafür vergleichen wir die interaktive Betreuungspraxis verschiedener Disziplinen in unterschiedlichen Betreuungsformen. In der ersten abgeschlossenen Phase (Monat 1–14) wurden diese Gespräche, Gruppendiskussionen und Interviews im Rahmen von zwei Feldforschungen in der Physik und den Sozialwissenschaften erhoben, aufgezeichnet und vollständig transkribiert. In der seit Juni 2014 begonnenen zweiten Phase (Monat 15–36) werden diese Materialien sequenzanalytisch ausgewertet. Diese Phase wird im Rahmen eines einjährigen Aufenthalts des Projektbearbeiters als Visiting Fellow an der University of Sydney (Australien) zur Stärkung des internationalen Vergleichs fortgesetzt und von der Deutschen Forschungsgemeinschaft ausdrücklich unterstützt.

Antragsteller:in