Thursday – Friday

Sigmund-Freud-Institut

Meetings, Conferences, Workshops, Public Lectures

Meetings, Conferences, Workshops, Public Lectures

Der Umgang mit ökologischen Risiken bewegt sich seit Jahrzehnten im Modus der Verdrängung, obwohl die multiplen Krisen unserer Zeit in einem erkennbaren Zusammenhang stehen: Umweltvernichtung und Zerstörung der Lebensgrundlagen bedingen zugleich Fluchtbewegungen, Armut, Gewalt und politische Regression. Praktisch werden Verantwortung und Solidarität dennoch weiter negiert: Gegenüber denjenigen, die andernorts schneller und härter getroffen werden, in Form einer destruktiven Externalisierung – gegenüber nachfolgenden Generationen im Modus der Verweigerung von Generativität, also von generationaler Sorge für eine lebenswerte, ja überhaupt lebbare Zukunft der Nachkommen. Im Lichte dessen bedarf es zum einen differenzierter Analysen der psychischen und sozialen Mechanismen, mit denen die Realität einer klimabedingten Umwälzung der Lebensbedingungen auf Distanz gehalten wird. Zum zweiten sollen Solidarität und Verantwortung für generational, räumlich, sozial Andere neu gefasst werden.

Neben soziologischen, sozialpsychologisch-psychoanalytischen und philosophischen Beiträgen wird zudem in Zusammenarbeit mit der Oper Frankfurt am Beispiel laufender Inszenierungen von Aribert Reimanns Melusine und Richard Strauss‘ Der Rosenkavalier ausgelotet, wie Krisen künstlerisch aufgegriffen werden und welche Erfahrungsmöglichkeiten sich daraus ergeben können.

Mit Beiträgen von:

Dennis Eversberg (Frankfurt/M.), Vera King (Frankfurt/M.), Christine Kirchhoff (Berlin), Henrike Kohpeiß (Berlin), Stephan Lessenich (Frankfurt/M.), Mauro Magatti (Mailand), Mark Schweda (Oldenburg), Timo Storck (Berlin) und Heinz Weiß (Frankfurt/M.).

Podiumsdiskussion mit:

Aileen Schneider, Maximilian Enderle und Konrad Kuhn (Oper Frankfurt).

In Zusammenarbeit des Instituts für Sozialforschung und des Sigmund-Freud-Instituts in Kooperation mit der Oper Frankfurt sowie der Goethe-Universität Frankfurt.

 

Programm (auch als Flyer zum Download)

Donnerstag, 22. Mai 2025

12.00 Einlass & Anmeldung

12.45–13.00 Eröffnung & Grußwort
Präsident der Goethe-Universität Prof. Dr. ENRICO SCHLEIFF

13.00–13.30 VERA KING & STEPHAN LESSENICH
Krisenbewältigung zwischen Externalisierung und Generativität

13.45–14.45 DENNIS EVERSBERG
Vorsintflutliche Mentalitäten: Verteidigungskonsens und generativ-solidarische Ich-Synthesen

Kaffeepause

15.15–16.15 TIMO STORCK
Die endliche Geschichte. Ein psychoanalytisches Plädoyer für den Dialog in postapokalyptischer Ungewissheit

16.30–17.30 HENRIKE KOHPEIß
Respect for Reality – Unfeeling and Grief in the Ecological Crisis

Pause

18.00–19.30 PODIUM OPER FRANKFURT
AILEEN SCHNEIDER, MAXIMILIAN ENDERLE, KONRAD KUHN
Endzeitszenarien und Generativität auf der Opernbühne

Freitag, 23. Mai 2025

9.30–10.30 HEINZ WEIß
Die Verführungen omnipotenten Denkens: Verdrehungen der ›elementaren Lebenstatsachen‹ und Verzerrungen in der Wahrnehmung der Wirklichkeit

10.45–11.45 CHRISTINE KIRCHHOFF
Subjektivität in der Krise: Antisemitismus, Rassismus und der Klimawandel

Pause

12.15–13.15 MAURO MAGATTI
Social generativity in an entropic world

13.30–14.30 MARK SCHWEDA
No Future? Figuren moralischer Zukunftsindifferenz aus ethischer Perspektive

Tagungsabschluss

Die Teilnahme ist kostenlos. Bitte melden Sie sich unter folgendem Link an: Veranstaltungsanmeldung

Wednesday

Institut für Sozialforschung

Public Lectures

Public Lectures

In Cybernetic Capitalism (Fordham University Press), social philosopher Jan Overwijk develops a “critical systems theory” in order to trace the paradoxes of the “cybernetic rationalization” of capitalism. Contemporary capitalism is organized on principles of information and communication, the domain of what used to be called “cybernetics”. Managers have reimagined the workplace itself as a giant cybernetic machine, while neoliberal ideologues likened markets to information processors. What is the strange logic that governs these domains? How does cybernetic “rationalization” simultaneously lead to society’s “irrationalization”, now Silicon Valley oligarchs collude with “conspiritualist swarms”?

At this book presentation, Jan Overwijk enters into dialogue with Anna-Verena Nosthoff. Overwijk is NWO Rubicon postdoctoral fellow at Frankfurt’s Institut für Sozialforschung and assistant professor at the University for Humanistic Studies, Utrecht. Nosthoff is junior professor Ethics of Digitization at the Carl von Ossietzky Universität Oldenburg and co-director of the Critical Data Lab at Humboldt Universität Berlin and Universität Oldenburg. Her book Kybernetik und Kritik: Eine Theorie digitaler Regierungskunst is forthcoming with Suhrkamp in 2026. The event will be moderated by Ole Bogner, research associate in Sociological Theory and History of Theory at the Goethe Universität Frankfurt.

With Jan Overwijk, Anna-Verena Nosthoff, and Ole Bogner (moderation)

About the book

Friday

Karl Marx Buchhandlung

Prismen. IfS bei marx & co

Prismen. IfS bei marx & co

Ferdinand Sutterlüty im Gespräch mit Greta Wagner

Die Unzufriedenheit in unserer Gesellschaft wächst. Die einen verzweifeln, andere verlieren sich in Kritik, die meisten machen einfach so weiter. Nur wenige ziehen wirklich Konsequenzen aus dem, was sie als falsch erkannt haben. Diese Menschen wollen nicht tatenlos zuschauen und haben den Mut, sich den herrschenden Zuständen und Erwartungen zu widersetzen. Ferdinand Sutterlüty hat mit einigen von ihnen gesprochen: Mit einem Seenotretter und einem Lehrer, mit Aktivistinnen und Bergbauern. Mit einer Hotelputzfrau, die gegen demütigende Arbeitsbedingungen kämpft. Mit einer Forstbeamtin, die sich in langwierigen Gerichtsverfahren gegen Diskriminierung am Arbeitsplatz wehrt. Mit einem Künstler, der gegen die destruktiven Lebensgewohnheiten unserer Zeit opponiert, und mit einer Künstlerin, die mit Transfrauen im Sexgeschäft arbeitet. Sie zeigen, dass es auch anders geht – laut oder leise, im Untergrund oder öffentlich.

Hintergrund der Veranstaltung bildet das jüngst erschienene Buch von Ferdinand Sutterlüty: Widerstehen. Versuche eines richtigen Lebens im falschen. Hamburg: Hamburger Edition 2025.

Ferdinand Sutterlüty ist Professor für Soziologie mit dem Schwerpunkt Familien- und Jugendsoziologie an der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Greta Wagner ist Professorin für Soziologie mit dem Schwerpunkt Kultursoziologie an der Goethe-Universität Frankfurt a. M. und Redaktionsmitglied der IfS-Zeitschrift WestEnd. Neue Zeitschrift für Sozialforschung.

Thursday

Eisenhower-Saal (IG 1.314)

Public Lectures

Public Lectures

Kinder sind oftmals von demokratischer Teilhabe ausgeschlossen, sei es in der Familie, der Schule oder in der Gesellschaft. Die Perspektiven und Lebensrealitäten von Kindern werden in vielen gesellschaftlichen Bereichen unsichtbar gemacht. In ihrem Vortrag analysiert Sarah Mühlbacher solche gesellschaftlichen Verhältnisse mit Hilfe des Konzepts des Adultismus. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen ist eine empirische Analyse von rechtlichen Regelungen, insbesondere der elterlichen Sorge. Im Vortrag wird sie schwerpunktmäßig zwei Thesen vorstellen: Erstens wird sie darlegen, wie das im Recht verankerte Kleinfamilienideal das Machtgefälle zwischen Erwachsenen Kindern fördert. Daran anschließend wird sie zweitens zeigen, inwiefern die Machtverhältnisse zwischen Kindern und Erwachsenen, verschränkt mit der kapitalistischen und nationalstaatlichen Ordnung, ein demokratisches Problem darstellen.

Vortrag von Sarah Mühlbacher.

Moderation: Christina Engelmann.

Organisiert vom AK Kritische Bildungsforschung am Institut für Sozialforschung

Institut für Sozialforschung

Meetings, Conferences, Workshops

Meetings, Conferences, Workshops

3rd meeting of the DFG research network “Global Cultures of Enquête. Towards a Praxeology of Surveying (17th-21st Century)” in cooperation with the research project “The Art of the Counter-Investigation” at the Institute for Social Research, Frankfurt am Main.

The enquête has a long history as an instrument of political and moral rule, dating back to antiquity. In Europe, it is closely linked to the emergence of modern nation states and the attempt to create novel systems of regulatory control over processes of economic and social transformation. At the beginning of the 19th century, the enquête became a symbol of a new form of empirical knowledge production in the course of which society emerged as an independent, autonomous and essentially contested reality.

Using the concept of contre\enquête the workshop puts its focus on a particular lineage of antagonistic empirical knowledge practices that persist until the present day. It looks at projects of oppositional knowledge practices not just as mere reactions or somehow secondary forms of knowledge, but also as independent epistemic traditions and political initiatives. The framework of contre\enquête sheds light on the plural and antagonistic politics of description and the connection between knowledge struggles of social movements and the functions of modern statehood. While there is already a large body of research on the history of state enquiries, the historical as well as political dimension of the knowledge practice of social movements is only beginning to be explored.

Focusing on practices of counter\investigations the workshop also explores the complex relationship between political, ethical and aesthetic dimensions of social knowledge production. In addition to surveys and investigations carried out by parliaments, courts or the police, we will look at investigative techniques and procedures used by political actors, journalists and artists – who thus produce new evidence, which can in turn be used in legal struggles against state actors. However, it remains to be shown for specific historical contexts in what way politics of investigation and counter-investigation oppose or react to each other. If the history of empiricism is politically contested, shaped by antagonistic normativities and thus structured hegemonically, how do different descriptions of reality also correspond with different approaches to politics, may they be transformative or not. If enquête and contre-enquête cannot be grasped in terms of “from above” and “from below” or “paternalistic”, “repressive”, “critical” or “emancipatory” as such, how do we understand them as a historically dynamic relationship that encompasses different forms of systematization and organization of knowledge, “counter-knowledge”, and knowledge claims, as well as diverse aesthetic interventions? In the workshop, we wish to discuss this interplay of practices of inquiry, representation and intervention not only as a constitutive dimension of the production of social knowledge – and, not least, of persuasive knowledge – but also as a fundamental element of the practice of investigation itself.

 

Registration and Practical Information:

Please register until May 10 by email: info@enquete-cultures.org

An online participation is also possible.

Wednesday

Café KoZ

Public Lectures

Public Lectures

Was bleibt von der Solidarität der Migrationsgesellschaft?

Zehn Jahre nach der Hochphase der zivilgesellschaftlichen »Willkommenskultur« als Reaktion auf den sogenannten Sommer der Migration stimmt der Bundestag Ende Januar 2025 für einen von AfD, Union und FDP unterstützen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik. Es geht um die Zurückweisung von Asylsuchenden an deutschen Grenzen, eine restriktive Migrationspolitik und die Ausweitung der Befugnisse für Sicherheitsbehörden. Diese Vorstöße zeigen sich auch in den Koalitionsverhandlungen der zukünftigen Bundesregierung, der u. a. die umstrittene Ausweitung der sicheren Herkunftsländer sowie eine Einschränkung des Rechtsschutzes vorsieht. Welche Konsequenzen hat die diskursive, politische und rechtliche Verschärfung für eine solidarische Praxis in der bzw. für die Migrationsgesellschaft?

Im Zentrum der Veranstaltung steht die zeitliche Analyse der zivilgesellschaftlichen Solidarität im Kontext der Migrationspolitik. Aus wissenschaftlicher und aktivistischer Perspektive werden wir eine Bestandsaufnahme der aktuellen Lage vornehmen und fragen: was ist in den letzten zehn Jahren passiert und wie ist die Entwicklung in einen längeren historischen Horizont einzubetten? Was bedeutet die gegenwärtige Verschärfung für eine solidarische Praxis mit Geflüchteten? Welches Verständnis von solidarischer Praxis ist angesichts der aktuellen Situation nötig und möglich?

Ausgangspunkt der Veranstaltung ist Eva Fleischmanns kürzlich erschienenes Buch Was ist solidarisch an der Willkommenskultur? Weinheim: Beltz Juventa 2025.

Hamado Dipama ist Vorstand der Arbeitsgemeinschaft der Ausländer-, Migranten- und Integrationsbeiräte Bayern und Sprecher des Münchner Flüchtlingsrats.

Eva Fleischmann ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sozialforschung.

Nikolai Huke ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Hamburg.

Felix Trautmann ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Sozialforschung.

Tuesday

Marienstraße 13 (Hörsaal D), Weimar

Public Lectures

Public Lectures

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und räumliche Materialisierung des Wohnens«

The Homelessness Hub as a non-partisan hub for research, education, policy, and action on homelessness that is dedicated to critical, unbiased and data-driven research in order to inform local policy and action aimed at reducing homelessness in the San Diego region. In presenting critical methodological approaches Mirle Rabbinowitz-Bussel gives insights into her practice-based work.

Mirle Rabinowitz Bussell is an Associate Teaching Professor in the Department of Urban Studies and Planning at the University of California San Diego. She is also the founding Faculty Director of the Homelessness Hub. Her research focuses on five core areas: affordable housing, homelessness, local community development, the intersection between planning and real estate and development, and the role of philanthropy in community economic development.

 

Im Rahmen unserer Ringvorlesung werden Wissenschaftler:innen aus dem In- und Ausland Einblicke in aktuelle und transdisziplinäre Zugänge internationaler Wohnungsforschung. Im Zentrum stehen zwei Kernfragen:  »Warum und auf welche Weise können wir das Wohnen erforschen?«  »Welchen Zusammenhang sehen wir zwischen gesellschaftlicher Transformation und räumlicher Materialisierung des Wohnens?« Die Ringvorlesung des Kollegs findet während des Semesters regelmäßig am Dienstag um 18.30 Uhr im Wechsel an den Standorten des Kollegs (Weimar und Frankfurt/Main) statt. Es gibt die Möglichkeit einer digitalen Teilnahme (Zugangscode: 635539) https://meeting.uni-weimar.de/b/kat-ek9-0up-qom

Hier geht es zur Seite des Graduiertenkollegs.

Monday

HZ 11, Hörsaalzentrum

Public Lectures

Public Lectures

Vortrag von Prof. Joel Whitebook, PhD (New York)

Öffentliche Abendveranstaltung des Forschungskolloquiums Sozialphilosophie
in Kooperation mit dem Institut für Sozialforschung

Friday

Institut für Sozialforschung

Meetings, Conferences, Workshops

Meetings, Conferences, Workshops

Sozialpsychologische und geschlechterspezifische Perspektiven in Anschluss an Erich Fromm

Der kritische Blick auf Patriarchat und Familie durchzieht das Werk Erich Fromms bereits seit seinen frühen Arbeiten am Frankfurter Institut für Sozialforschung. Als konstitutives Moment der bürgerlichen Gesellschaft und der ihr entspringenden Charakterstrukturen wurde die patriarchale Geschlechterordnung von Fromm nicht immer systematisch, aber dennoch sehr beständig, in ihrer Bedeutung für sein historisch-materialistisches Weiterdenken der Freud’schen Psychoanalyse hervorgehoben. So lässt sich die von Fromm beschriebene Entstehung des Sozialcharakters durch die habitualisierte Internalisierung gesellschaftlicher Anforderungen als unreflektierte Reproduktion vorherrschender – auch patriarchaler – Gesellschaftsstrukturen verstehen. Nicht nur in seinen frühen Überlegungen zum autoritären Charakter wurde die patriarchale Gestalt von Familie und Subjektkonstitution explizit zum Untersuchungsgegenstand, auch spätere Schriften enthalten Analysen und Konzepte, die den Zusammenhang zwischen vergeschlechtlichter Sozialisation und psychischen Affekt- und Motivationssystemen erhellen.

Angesichts der gegenwärtigen Zuspitzung globaler autoritärer und antifeministischer Dynamiken geht der Workshop der Frage nach, was Fromms historische Überlegungen zur Erklärung aktueller autoritärer Tendenzen beitragen können und sucht den Dialog zwischen den Theorien Erich Fromms und anderen kritischen, feministischen Theorien. Inwiefern bietet sein Werk Ansatzpunkte zum Verständnis der antifeministischen Renaissance der traditionellen, patriarchalen Kleinfamilie, wie sie sich in den autoritären Bewegungen der Gegenwart zeigt? Welche Weiterentwicklungen von Fromms Sozialcharaktertheorie wären vor dem Hintergrund gegenwärtiger empirischer Phänomene und geschlechtertheoretischer Entwicklungen aussichtsreich? Wo liegen mögliche Grenzen einer aktualisierenden und geschlechtertheoretisch informierten Bezugnahme auf Fromms Werk?

Mit Beiträgen von: Niclas O'Donnokoé, Rainer Funk, Jürgen Hardeck, Johanna Niendorf, Barbara Umrath, Newal Yalcin.

Es wird um Anmeldung gebeten unter anmeldung@ifs-frankfurt.de.

In Zusammenarbeit des Instituts für Sozialforschung mit der Internationalen Erich-Fromm-Gesellschaft.

 

Programm

 

12.00 – 13.30: Zwei 30-Minuten Vorträge mit je 15 Minuten Diskussion

Jürgen Hardeck: Fromm, Frauen, Feminismus

Rainer Funk: Was treibt Menschen, die politisch rechts wählen, an? Erkenntnisse aus dem Spätwerk Erich Fromms

 

13.30-14.00 Pause

 

14.30-16.00 Zwei 30-Minuten Vorträge mit je 15 Minuten Diskussion

Niclas O' Donnokoé: Beziehungsweise Gegenrevolution. Dialog zwischen Erich Fromms intersubjektiver Psychologie und relationalen Feminismen im Kontext reaktionärer Geschlechterbilder

Newal Yalcin: Sexualität, Sexualmoral und Autoritarismus - Zu Perspektiven aus der Kritischen Theorie und ihrer Aktualität

 

16.00-16.30 Pause

 

16.30-17.15 Zwei 30-Minuten Vorträge mit je 15 Minuten Diskussion

Johanna Niendorf: Angst vor Emanzipation? Zur Verschränkung von Autoritarismus und Antifeminismus mit Blick auf die Leipziger Autoritarismus-Studie

Monday – Wednesday

Goethe-Universität, Campus Bockenheim

Meetings, Conferences, Workshops

Meetings, Conferences, Workshops

»Jin, Jiyan, Azadî«, »Für die Freiheit, für das Leben…«, »Hoch die internationale Solidarität!«, »Lesbians and Gays support the Miners«. Diesen und ähnlichen Parolen liegen Ideen von Emanzipation und Solidarität zugrunde, die seit Jahrhunderten progressiven Bewegungen auf der ganzen Welt als normative Bezugspunkte dienen. Doch was sind diese normativen Grundlagen und wie lassen sie sich begründen? Emanzipation wird in diesem Kontext als die Überwindung von Herrschaft und Unterdrückung durch eine tiefgreifende Veränderung der gesellschaftlichen Strukturen gefasst. Solidarität wiederum lässt sich als ein Modus des gemeinsamen Handelns und der angestrebten Beziehungen zwischen gesellschaftlichen Gruppen und Personen verstehen, der die politische Praxis anleitet.
 
Mit Keynotes von Rahel Jaeggi, Grégoire Chamayou und Cornelia Klinger.
 
 

Folgende Programmpunkte sind öffentlich und Interessierte herzlich willkommen:

Montag, 28. April 2025 – 14:00 Uhr
Keynote I: Emanzipation und Solidarität – über alte Ideen neu nachgedacht

 
Apl. Prof. Dr. phil. habil. Cornelia Klinger, AP (außerplanmäßige) Professorin für Philosophie an der Karl-Eberhards Universität Tübingen
 
Ort: Gräfstraße 50–54, Raum H IV

 


Dienstag, 29. April 2025 – 11:30 Uhr
Podiumsdiskussion I: Solidarity and Emancipation: Bridging Space, Theory and Practice

 
Prof. Sanjay Savale, Professor and Head, Department of Sociology in K. T. H. M. College, Nashik and Sociology teacher in a College from the Tribal belt of Nashik District
 
Sardar Saadi, PhD, Assistant Professor – Department of Sociology and Anthropology. Carleton University; ehem.: Co-Director – The Institute of Social Sciences and Humanities. University of Rojava, the Autonomous Administration of North and East Syria
 

Ort: Gräfstraße 50–54, Raum H IV

 


Dienstag, 29. April 2025 – 18:00 Uhr

Keynote II: Paradoxien der Emanzipation
 

Prof. Dr. Rahel Jaeggi, Humboldt-Universität zu Berlin

 
Ort: Gräfstraße 50–54, Raum H IV

 


Mittwoch, 30. April 2025 – 09:30 Uhr

Keynote III: The struggle for climatic emancipation. An early case in the history of labor environmentalism
 
Dr. Grégoire Chamayou, Centre national de la recherche scientifique (CNRS)
 

Ort: Gräfstraße 50–54, Raum H IV

 


Mittwoch, 30. April 2025 – 11:30 Uhr

Podiumsdiskussion II: The People, united? Solidarität und Emanzipation in den Kämpfen dieser Zeit
 
Prof. Dr. Catrin Dingler, Hochschule RheinMain
 
PD Dr. Peter Birke, Soziologisches Forschungsinstitut Göttingen
 
Dr. Massimo Perinelli, Referent für Migration Rosa-Luxemburg-Stiftung
 
Ort: Gräfstraße 50–54, Raum H IV
Friday – Saturday

Offenes Haus der Kulturen

Public Lectures, Meetings, Conferences, Workshops

Public Lectures, Meetings, Conferences, Workshops

Autoritäre Kräfte treten weltweit in unterschiedlicher Form in Erscheinung: als (Kultur-)Kampf gegen »Wokeness«, als reaktionäre Politik gegenüber ökologischen Notwendigkeiten oder in Form scheinbar vernünftiger Sachzwangslogik. So wichtig es ist, sich gegen rechtsextreme Pläne zu positionieren, so notwendig ist die Analyse der Treiber des Autoritarismus: Was macht Menschen anfällig für autoritäre und rechtsextreme Ideen? Welche Rolle spielen dabei subjektive Empfindungen, welche die objektive soziale Lage?

Diesen Fragen widmet sich das Symposium aus theoretischer wie aus aktivistischer Perspektive mit Vorträgen, Diskussionen & Workshops.

Das ausführliche Programm und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie hier.

in Kooperation mit Transnationale Demokratie e.V., dem Offenen Haus der Kulturen, Brot für die Welt, mehr als wählen e.V., der Frankfurter Buchmesse, der Frankfurter Rundschau der Otto-Brenner-Stiftung und dem World Design Capital 2026.

gefördert durch: Hessisches Ministerium für Wissenschaft, Forschung, Kunst und Kultur.

Um Anmeldung wird gebeten.

Tuesday

Marienstraße 13 (Hörsaal D), Weimar

Public Lectures

Public Lectures

Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung des DFG-Graduiertenkollegs »Gewohnter Wandel. Gesellschaftliche Transformation und räumliche Materialisierung des Wohnens«

Domestic work is one of the ways in which houses are made into homes, but this work is not done equally and while domestic work is one of the most quotidian, ordinary activities that there is, its organisation and accomplishment are far from simple. In this talk I look at how we can research something as intimate and routine as domestic work in order to understand inequalities in the home. In addition to traditional housework, I explore ‘digital housekeeping’ and the inequalities that are associated with this newer aspect of housework.  As well as research methods that take place in houses (interviews, photo and video elicitation, diaries), I locate housework within global-scale networks and examine how online methods can elucidate the wider context of inequalities that shape the work that happens at home and with that the homes we live in.

Rosie Cox is Executive Dean of the Faculty of Social Sciences at the University of Sussex. Prior to her arrival at Sussex, Rosie was Head of the School of Social Sciences at Birkbeck, University of London. Her research focuses on the relationship between home, work, and consumption. She is particularly interested in inequalities in the home, and in domestic work. She is co-editor of the Routledge book series (since 2019) Home.

Thursday

Café KoZ (Studierendenhaus Campus Bockenheim)

Die Geschichte des Instituts für Sozialforschung (IfS) wird in der Regel anhand der Werke und Biografien der bekannten männlichen Protagonisten, allen voran Theodor W. Adorno und Max Horkheimer, erzählt. Der Band Im Schatten der Tradition (Bertz und Fischer) stellt demgegenüber die Frage, wie sich der Blick auf das IfS verändert, wenn seine Geschichte aus einer feministischen Perspektive beleuchtet wird – u.a. unter Einbezug von den in der bisherigen Geschichtsschreibung kaum berücksichtigten weiblichen Wissenschaftlerinnen sowie von feministischer Wissensproduktion am und im Umfeld des IfS. Veronika Duma, Christina Engelmann, Sarah Speck, Barbara Umrath und Stephan Voswinkel werden vor dem Hintergrund ihrer Beiträge diskutieren, was eine solche feministische Geschichte des IfS erschließen und sichtbar machen kann und einiges aufzeigen, was gemeinhin unbekannt ist. Welche Forscherinnen, aber auch welche geschlechterbezogene Forschung und Analysen der Geschlechterverhältnisse wurden in der Rezeption kaum wahrgenommen? Welche materialistisch-feministischen Wissensbestände waren am IfS durchaus bekannt, doch haben keinen Eingang in die am Institut entstandenen empirischen Studien und Theoriearbeiten gefunden? Worauf ist diese Unsichtbarkeit von Forscher:innen und Forschungen zurückzuführen?

Das Anliegen des gerade erschienenen Bandes ist es, anlässlich seines 100-jährigen Bestehens, eine umfassendere und differenziertere Beschäftigung mit der Geschichte des IfS aus einer frauen- und geschlechterhistorischen Perspektive zu unternehmen und weitere feministische Arbeiten anzuregen. Wir freuen uns darauf, am 3. April ab 19 Uhr im Café KoZ über die Beiträge des Bandes und Aspekte einer feministischen Geschichtsschreibung des IfS ins Gespräch zu kommen.

Mit Veronika Duma, Christina Engelmann, Sarah Speck, Barbara Umrath und Stephan Voswinkel

Thursday – Friday

Institut für Sozialforschung

Die Möglichkeit, durch Bildung sozial aufzusteigen, stellt eines der zentralen Versprechen der modernen, kapitalistischen Gesellschaften dar. Was verbirgt sich hinter diesem Gedanken? Welche Voraussetzungen und Bedingungen müssen gegeben sein? Und was sagt dieses Versprechen über die gesellschaftlichen Verhältnisse sowie die (nicht-)gegebenen Möglichkeitsräume des sozialen Aufstiegs in der (Post-)Migrationsgesellschaft aus? Welche Bedeutung hat dieses Versprechen für Menschen mit oder ohne Migrationsgeschichte? Welche Erfahrungen, Erzählungen und biographische Auseinandersetzungen lassen sich im Kontext eines gesellschaftlichen Aufstiegsversprechens rekonstruieren? Dieser Workshop, der sich im Rahmen des DFG-Forschungsprojekts »Durch Bildung zu sozialem Aufstieg: zur intergenerationalen Bearbeitung von Aufstiegserfahrungen im Migrationsfamilien« stattfindet, widmet sich der Bearbeitung dieser Fragen.

Am ersten Tag stehen die gesellschaftlichen Widersprüche und intergenerationalen Ambivalenzerfahrungen im Kontext des sozialen Aufstiegs im Fokus der Diskussion. Es wird dabei ausgelotet, mit welchen Herausforderungen und Chancen ein sozialer Aufstieg in der (Post-)Migrationsgesellschaft einhergeht. Insbesondere wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung den familialen und intergenerationalen Beziehungen in Bildungsaufstiegsprozessen zukommt.

Am zweiten Tag wird diskutiert, inwiefern biographische Transitionen und habituelle Transformationen mit Affekten und Emotionen verbunden sind und welchen Beitrag das Konzept der emotionalen Reflexivität zur Untersuchung sozialer Ungleichheit und intergenerationaler Mobilität leisten kann.

Da die Teilnehmendenzahl begrenzt ist, wird um eine verbindliche Anmeldung bis zum 14. März gebeten: sozauf@ifs-frankfurt.de – Die Anmeldung wird erst gültig nach dem Erhalt einer Bestätigung.

Organisation: Arman Manafpour-Ossaloo und Dr. Minna K. Ruokonen-Engler

 

Programm

Donnerstag, 20. März 2025

10.00–10.30 Begrüßung und Einführung: Über Transitionen im sozialen Raum – eine Problematisierung
Dr. Minna K. Ruokonen-Engler

10.30–13.00 Panel 1: Sozialer Aufstieg als ein widersprüchliches Versprechen in der (Post-)Migrationsgesellschaft?
Moderation: Dr. Minna K. Ruokonen-Engler & Prof. Dr. Ursula Apitzsch

Gesellschaftliche Reproduktion sozialer Ungleichheit durch individuelle Emanzipation. Diskursverstrickungen um sozialen Aufstieg
Dr. PD Stephan Voswinkel

Sozialer Aufstieg in der Migration – unternehmerisches Handeln und politische Karrieren
Dr. Maria Kontos

Sozialer Aufstieg durch Bildung?
Prof. Dr. Christina Möller und Dr. Frerk Blome

»Ich habe mich gefragt, was der soziale Aufstieg eigentlich bedeutet…« Sozialer Aufstieg durch Bildung als ein eingelöstes Versprechen in der Migration?
Dr. Minna K. Ruokonen-Engler

13.00–14.00 Mittagessen

14.00–18.00 Panel 2: Migration, sozialer Aufstieg durch Bildung und intergenerationale Beziehungen – zwischen Entfremdung und Verbundenheit?
Moderation: Dr. Maria Kontos

Tradierung und intergenerationale Transmission
Prof. Dr. Lena Inowlocki

Dialektik der Familienorientierung in der Migration
Prof. Dr. Ursula Apitzsch

Intergenerationale Perspektive auf Bildungsaufstieg und Adoleszenz
Dr. Janina Zölch

15.30–16.00 Uhr Kaffeepause

Bildungsprozesse, Intergenerationalität und Geschlecht
Dr. Franziska Heinz

Transitionen: Zwischen Kontinuitäten und Transformationen
Dr. Minna K. Ruokonen-Engler

18.00 Closing Remarks

 

Freitag, 21. März 2025

10.00–10.15 Introduction & Reflection of the First Day of the Workshop: Transitions: Migration, Educational Advancement and Intergenerational Mobility
Dr. Minna K. Ruokonen-Engler

10.15–12.30 Session 3: Reflexive Transitions and Emotional Reflexivity (Part 1)
Chair: Prof. Dr. Irini Siouti

Are We More Emotionally Reflexive Now and Why?
Prof. Mary Holmes

Doing Qualitative Research on Migration, Social Mobility and Intergenerational Relations – What Have Affects and Emotions to Do with It?
Dr. Minna K. Ruokonen-Engler

12.30–13.30 Lunch

13.30–16.00 Session 3: Reflexive Transitions and Emotional Reflexivity (Part 2)
Chair: Prof. Dr. Lena Inowlocki

Emotional Entanglements with the Research Field
Dr. Kathy Davis

The Emotional Fabric of Educational Transitions by Working-Class Students
M.A. Flora Petrik

Affective Dimension of Social Inequality
Dr. Maria Keil

Emotionally Entangled Intergenerational Mobilities
Dr. Minna K. Ruokonen-Engler

16.00 Closing Remarks & Farewell

 

Speakers and Affiliations

Prof. Dr. Ursula Apitzsch, Goethe Universität & Cornelia Goethe Centrum

Dr. Frerk Blome, Fachhochschule Dortmund/University of Applied Sciences and Arts

Dr. Kathy Davis, VU University Amsterdam

Dr. Franziska Heinz, Promotionskolleg »Psychosoziale Folgen von Migration und Flucht – generationale Dynamiken und adoleszente Verläufe« der Hans-Böckler-Stiftung, Sigmund-Freud-Institut Frankfurt & Universität Hamburg

Prof. Mary Holmes, University of Edinburgh

Prof. Dr. Lena Inowlocki, Goethe Universität & Frankfurt University of Applied Sciences

Dr. Maria Keil, DFG-Graduiertenkolleg „Doing Transitions“, Eberhard Karls Universität Tübingen

Dr. Maria Kontos, Institut für Sozialforschung

Prof. Dr. Christina Möller, Fachhochschule Dortmund/University of Applied Sciences and Arts

M.A. Flora Petrik, DFG-Graduiertenkolleg „Doing Transitions“, Eberhard Karls Universität Tübingen

Dr. Minna K. Ruokonen-Engler, Institut für Sozialforschung & Frankfurt University of Applied Sciences

Prof. Dr. Irini Siouti, Frankfurt University of Applied Sciences

Dr. PD Stephan Voswinkel, Institut für Sozialforschung

Dr. Janina Zölch, Leuphana Universität Lüneburg

Thursday

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Public Lectures

Public Lectures

Verónica Gago is one of the most prominent feminists of our time. She is considered an organic intellectual of the large pre-pandemic feminist movement in Argentina. Verónica Gago taught at various universities and has published widely on feminist social theory, social reproduction, neoliberalism, financialization of everyday life and popular economies. The lecture concludes a research stay at the Institute for Social Research and proposes a feminist reading of current authoritarian tendencies.

Tuesday

Campus Westend, HZ 13

Lecture Series »Critical Sociology«

Lecture Series »Critical Sociology«

Sarah Speck (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) spricht zum Thema »Geschlechter- und Reproduktionsverhältnisse: Grundzüge eines materialistischen Feminismus kritisch-theoretischer Provenienz«. Katharina Hoppe (Goethe-Universität Frankfurt a. M.)  wird den Vortrag kommentieren.

Alle Vorträge finden c. t. statt.
Koordination: Laura Hanemann, Stephan Lessenich, Susanne Martin, Doris Schweitzer.

Kontakt: martin@soz.uni-frankfurt.de

Achtung Raumänderung! Die Veranstaltung findet im Hörsaalzentrum, Raum HZ 13, statt.

Tuesday

Insitut für Sozialforschung

Public Lectures

Public Lectures

Marcel Stoetzler im Gespräch mit Christine Achinger, Matthew Bolton und Werner Bonefeld

Der Sammelband Critical Theory and the Critique of Antisemitism zeigt, wie kritische Theorie sich von herkömmlichen sozialistischen oder liberalen Kritiken des Antisemitismus unterscheidet. Kritische Theorie kritisiert den Antisemitismus in dessen Verwobenheit mit anderen Aspekten der modernen kapitalistischen Gesellschaft, die wiederum von traditionellen Theorien oft unhinterfragt gelassen oder nur beiläufig zum Gegenstand der Kritik gemacht werden. Dies betrifft unter anderem Fragen von Identität,  Nation, Rassismus und  Sexualität. Die Aufsätze des Bandes untersuchen die antisemitismuskritischen Texte der Frankfurter Schule und legen dabei die Verbindungen zu anderen virulenten gesellschaftlichen Fragen offen, wie etwa zum Rassismus im weiteren Sinne, dem Patriarchat, dem Staat sowie den Dynamiken der sich stets verändernden kapitalistischen Produktionsweise.

Um auch praktisch Wirkung zu entfalten, bringt er interdisziplinär arbeitende Wissenschatler:innen und Aktivist:innen zusammen, die die kritische Theorie nutzen, um rechte wie linke Formen des Antisemitismus zu analysieren. Diese entwickeln in ihrer Antisemitismuskritik auch eine Kritik des Kapitalismus, indem sie fragen: Warum scheint die kapitalistische Gesellschaft stets Antisemitismus zu produzieren? Und wie können wir dem begegnen?

In einer Zeit, in der der Populismus international neue Spielarten des Antisemitismus hervorgebracht hat, stellt der Band eine wichtige Ressource dar, um die ungebrochene Relevanz der kritischen Theorie der Frankfurter Schule für den Kampf gegen Antisemitismus heute aufzuzeigen.

Bei der Veranstaltung werden die Hauptthemen des kürzlich erschienenen Sammelbandes Critical Theory and the Critique of Antisemitism. London: Bloomsbury 2023 vorgestellt und diskutiert. Vier Autor:innen, darunter der Herausgeber sowie der Herausgeber der Reihe Critical Theory and the Critique of Society, in der Band publiziert wurde, werden in je fünfzehnminütigen Beiträgen ihr Hauptargument sowie der Argumente des gesamten Buches vorstellen. Zudem wird es zwei Kommentator:innen (tba) und mehrere fünfminütige online-Inputs anderer Autor:innen geben.

Für die Teilnahme wird um eine Anmeldung bis zum 05.12.24 per Mail an anmeldung@ifs-frankfurt.de gebeten. Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, ob Sie vor Ort oder per Zoom teilnehmen möchten.

Christine Achinger ist Associate Professor of German Studies an der University of Warwick und derzeit Fellow am Institut für Sozialforschung.

Matthew Bolton ist Post-doctoral Research Fellow an der Queen Mary University of London.

Werner Bonefeld ist Professor Emeritus am Department of Politics and International Relations der University of York und Mitherausgeber der Reihe Critical Theory and the Critique of Society.

Marcel Stoetzler ist Senior Lecturer für Soziologie an der Bangor University, Horkheimer Fellow am Institut für Sozialforschung und Herausgeber des Sammelbandes Critical Theory and the Critique of Antisemitism.

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Critical Theory and the Critique of Antisemitism uncovers how critical theory differs from mainstream socialist or liberal critiques of antisemitism, as it frames its rejection of antisemitism in the critique of other aspects of modern capitalist society, which traditional theories leave unchallenged or critique only in passing. Amongst others, these include issues of identity, nation, race, and sexuality. In exploring the Frankfurt School's writings on antisemitism therefore, the chapters in this book reveal connections to other pressing societal issues, such as racism more broadly, patriarchy, statism, and the societal dynamics of the ever-evolving capitalist mode of production.
Putting the theory to practice, this volume brings together interdisciplinary scholars and activists who employ critical theory to scrutinise right- and left-wing manifestations of antisemitism. They develop, in their critique of antisemitism, a critique of capitalism, as the authors ask: why does modern capitalist society seem bound to produce antisemitism? And how do we challenge it?
At a time when the rise of populism internationally has brought with it new strains of antisemitism, this is an essential resource that demonstrates the continuing relevance of the critical theory of the Frankfurt School for the struggle against antisemitism today.
The event will introduce main themes from the recently published edited volume Critical Theory and the Critique of Antisemitism. London: Bloomsbury 2023. Four contributors, including the editor of the volume and one of the editors of the series Critical Theory and the Critique of Society in which the book was published will each give fifteen-minute presentations of their main arguments, and those of the book as a whole. There will be two discussants (tbc) and several five-minute online presentations by other contributors to the volume (tbc), either in real-time or pre-recorded.

To participate in the event please register untill December 5th via the following e-mail address: anmeldung@ifs-frankfurt.de. It is possible to participate via zoom. Please let us know in that case.

Christine Achinger is Associate Professor of German Studies at the University of Warwick and currently Fellow at the Institute for Social Research.

Matthew Bolton is a Post-doctoral Research Fellow at the Queen Mary University of London.

Werner Bonefeld is Professor Emeritus at the Department of Politics and International Relations of the University of York and one of the editors of the series Critical Theory and the Critique of Society.

Marcel Stoetzler is Senior Lecturer in Sociology at Bangor University, Horkheimer Fellow at the Institute for Social Research and editor of the volume Critical Theory and the Critique of Antisemitism. London: Bloomsbury 2023.

 

Campus Westend, PEG-Gebäude, Raum SH 1.108

Lecture Series »Critical Sociology«

Lecture Series »Critical Sociology«

Greta Wagner (Goethe-Universität Frankfurt a. M.) spricht über »Selektive Solidaritäten. Konzeptionelle Überlegungen zu Grenzen des Helfens«. Eva Fleischmann (Institut für Sozialforschung) wird den Vortrag kommentieren.

Im Kontext der multiplen Krisen der letzten Jahre haben Fragen danach, wem Solidarität zuteil wird und wer von exklusiven Solidaritäten ausgeschlossen ist, eine besondere Dynamisierung erfahren. Diese Krisen haben Leidende und Zeuginnen von Leid hervorgebracht, politische Gemeinschaften (re-)produziert und humanitäre Verpflichtungen und ihre Grenzziehungen zum Gegenstand öffentlicher Auseinandersetzung werden lassen. Im Zuge dessen wurden Solidaritäten eingefordert, aufgekündigt und neu definiert, während zugleich Abhängigkeiten und Vulnerabilitäten von potenziell Helfenden wie Hilfsbedürftigen verstärkt ins Bewusstsein gerückt sind. Doch auch wenn das Füreinander-Einstehen mit dem Anspruch stattfindet, exkludierende Grenzen zu überschreiten, so bleiben Solidaritäten in der Praxis des sich Organisierens oder Helfens in der Regel partikular - und genau darin liegt auch ihr transformatives Potential. Wie aber werden die Grenzen der Solidarität gezogen, verhandelt und beurteilt? Im Vortrag werden konzeptionelle Überlegungen zur empirischen Erforschung selektiver Solidaritäten präsentiert.

Alle Vorträge finden c. t. statt.
Koordination: Laura Hanemann, Stephan Lessenich, Susanne Martin, Doris Schweitzer.

Kontakt: martin@soz.uni-frankfurt.de

Thursday – Friday

Goethe-Universität Frankfurt a. M. Campus Bockenheim, Mertonstraße 17–21, Hörsaalgebäude, Raum H 14

Meetings, Conferences, Workshops

Meetings, Conferences, Workshops

Veranstaltung zum 100. Geburtstag von Karl Heinz Haag

Seine Lehrveranstaltungen vermittelten Generationen von Studierenden Kenntnisse, die für ein Philosophiestudium und ein kritisches Studium der Soziologie einmal unabdingbar waren. Der vor hundert Jahren im Frankfurter Vorort Höchst geborene Karl Heinz Haag entstammte einer Handwerkerfamilie, legte in Sankt Georgen, der Hochschule der Jesuiten in Frankfurt Oberrad, sein Philosophicum ab und war nach Dissertation und Habilitation enger Mitarbeiter von Theodor W. Adorno und Max Horkheimer. Er gehörte in den Kreis derer, auf den die Zurückgekehrten all ihre Hoffnung setzten. »Seien Sie davon überzeugt«, schrieb ihm Horkheimer, »dass unsere Verbindung zum Schönsten gehört, was mir an der Universität seit meiner Ankunft aus Amerika widerfahren ist.«

Haag gab seine Professur 1971 auf und widmete sich ganz der philosophischen Forschung. Die Distanz zum technokratisch verregelten Hochschulbetrieb verschaffte ihm die Freiheit, sich Grundlagenproblemen der Kritischen Theorie zuzuwenden. Metaphysik als rationale Weltauffassung, lautet sein unzeitgemäßer Anspruch, dem diese Veranstaltung nachspüren wird.

Frau Ina Hartwig, die Kulturdezernentin der Stadt Frankfurt, wird die Veranstaltung eröffnen.  Ein Grußwort wird der Direktor des Instituts für Sozialforschung, Stephan Lessenich, sprechen.

 

Es referieren:

Günther Mensching, Die nominalistische Wende der Aufklärung und Haags metaphysische Begründung der Kritischen Theorie

Stephan Herzberg, Die Bedeutung von Scholastik und Neuscholastik für Haags Metaphysik

Hermann Kocyba, Wesenslogik und Gesellschaftskritik. Karl Heinz Haag und Hans-Jürgen Krahl

Wolfgang Bock, Negative Metaphysik bei Haag

Mathias Jehn, Zur Einordnung des Nachlasses von Karl Heinz Haag in der Universitätsbibliothek Frankfurt

Friderun Fein, Erinnerungen an einen von der Bildfläche Verschwundenen

Peter Kern, Kritik der Religionskritik und Begründung einer politischen Ökologie. Zu Haags Wesensbegriff

André Möller, Adorno im Café Anna Blume, Haag in Frankfurt-Höchst. Kritische Theorie als para-akademische Praxis

 

Zu jedem Vortrag ist ein Co-Kommentar und eine anschließende Diskussion vorgesehen.

Weitere Informationen unter: karl-heinz-haag.de

Friday

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Adorno Lectures

Adorno Lectures

Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy  

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory  

29. November, 18.30 Uhr: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre Européen de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

 

Loïc Wacquant – Rethinking the Penal State

Since 2002, the Institute for Social Research has organized in cooperation with Suhrkamp Verlag annual lectures commemorating Theodor W. Adorno that are held on three successive evenings. In this year’s lecture the sociologist Loïc Wacquant combines social theory, comparative history and ethnography to probe into criminal punishment as a core function of the state. By deploying the police, court and prison, the penal state curates crime, contains sociomoral disorders, manages urban marginality and draws the boundaries of citizenship. Therefore, Wacquant argues, the penal state must be placed at the epicenter of the political sociology of class, ethnicity and place in the metropolis.

November 27th, 6.30 pm: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy

November 28th, 6.30 pm: Marginality, Ethnicity, Territory

November 29th, 6.30 pm: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

The lectures will be held in English.

The opening lecture, Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy, takes a social-theoretical approach: Selectively Wacquant canvasses theories of the state – from Hobbes and Weber to Schmitt and Mann to Scott and Bourdieu – and theories of punishment – from Durkheim to Rusche to Foucault – to elaborate a robust analytic concept of the penal state. Analyzing penality as a core state capacity transcends materialist perspectives by stressing the symbolic purpose of criminal punishment as public disgrace. Thereby, Wacquant brightens the boundary of citizenship and shows how the social and moral dereliction of marginal categories is legitimized.

In his second lecture, Marginality, Ethnicity, Territory, Wacquant turns to social history and comparative sociology. Since its invention in the late 16th century and into the 21st century, the penal state has everywhere targeted doubly subordinated populations in the order of class (the poor) and status (the outsider). In his lecture Wacquant asks why that is the case and what the mechanisms are, through which this selectivity is achieved in formally democratic societies. How does it perpetuate itself? To answer those questions, Wacquant compares the disproportionate policing and incarceration of Blacks in the United States and postcolonial migrants in Western Europe. In this analysis, space is highlighted as a prism of state action.

The closing lecture, Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors, draws on ethnography. Wacquant doesn’t take penal power as a mere paper abstraction but as residing in the concrete infliction of physical and psychic pain upon bodies deemed out of control through the mediation of the authoritative words and deeds of penal actors of flesh and blood: police, prosecutors, defenders, judges, and parole and probation officers. Wacquant delves deeply into the everyday activities, organizational reasoning, and professional emotions of prosecutors at work, which he observed over a period of three years in a California county criminal court. He closes by reuniting ethnography and theory to stress the centrality of punishment in the definition and enforcement of social membership.

Loïc Wacquant is Professor of sociology at the University of California, Berkeley, and Research associate at the Centre Européen de Sociologie et de Science Politique, Paris. His books are translated in twenty languages. His latest works include Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023), Bourdieu in the City (2023).

Thursday

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Adorno Lectures

Adorno Lectures

Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy  

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory  

29. November, 18.30 Uhr: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre Européen de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

 

Loïc Wacquant – Rethinking the Penal State

Since 2002, the Institute for Social Research has organized in cooperation with Suhrkamp Verlag annual lectures commemorating Theodor W. Adorno that are held on three successive evenings. In this year’s lecture the sociologist Loïc Wacquant combines social theory, comparative history and ethnography to probe into criminal punishment as a core function of the state. By deploying the police, court and prison, the penal state curates crime, contains sociomoral disorders, manages urban marginality and draws the boundaries of citizenship. Therefore, Wacquant argues, the penal state must be placed at the epicenter of the political sociology of class, ethnicity and place in the metropolis.

November 27th, 6.30 pm: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy

November 28th, 6.30 pm: Marginality, Ethnicity, Territory

November 29th, 6.30 pm: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

The lectures will be held in English.

The opening lecture, Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy, takes a social-theoretical approach: Selectively Wacquant canvasses theories of the state – from Hobbes and Weber to Schmitt and Mann to Scott and Bourdieu – and theories of punishment – from Durkheim to Rusche to Foucault – to elaborate a robust analytic concept of the penal state. Analyzing penality as a core state capacity transcends materialist perspectives by stressing the symbolic purpose of criminal punishment as public disgrace. Thereby, Wacquant brightens the boundary of citizenship and shows how the social and moral dereliction of marginal categories is legitimized.

In his second lecture, Marginality, Ethnicity, Territory, Wacquant turns to social history and comparative sociology. Since its invention in the late 16th century and into the 21st century, the penal state has everywhere targeted doubly subordinated populations in the order of class (the poor) and status (the outsider). In his lecture Wacquant asks why that is the case and what the mechanisms are, through which this selectivity is achieved in formally democratic societies. How does it perpetuate itself? To answer those questions, Wacquant compares the disproportionate policing and incarceration of Blacks in the United States and postcolonial migrants in Western Europe. In this analysis, space is highlighted as a prism of state action.

The closing lecture, Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors, draws on ethnography. Wacquant doesn’t take penal power as a mere paper abstraction but as residing in the concrete infliction of physical and psychic pain upon bodies deemed out of control through the mediation of the authoritative words and deeds of penal actors of flesh and blood: police, prosecutors, defenders, judges, and parole and probation officers. Wacquant delves deeply into the everyday activities, organizational reasoning, and professional emotions of prosecutors at work, which he observed over a period of three years in a California county criminal court. He closes by reuniting ethnography and theory to stress the centrality of punishment in the definition and enforcement of social membership.

Loïc Wacquant is Professor of sociology at the University of California, Berkeley, and Research associate at the Centre Européen de Sociologie et de Science Politique, Paris. His books are translated in twenty languages. His latest works include Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023), Bourdieu in the City (2023).

 

Wednesday

Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Adorno Lectures

Adorno Lectures

Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern. Im Rahmen der diesjährigen Vorlesungen verbindet der Soziologe Loïc Wacquant sozialtheoretische, historisch-vergleichende und ethnografische Ansätze, um strafrechtliche Praktiken als Kernfunktion des Staates zu untersuchen. Durch den Einsatz von Polizei, Gerichten und Gefängnissen kuratiert der strafende Staat Kriminalität; er hält sozialmoralische Abweichungen in Schach, verwaltet städtische Marginalität und definiert die Grenzen von Staatsbürgerschaft. Wacquant argumentiert dafür, den strafenden Staat daher in den Mittelpunkt einer politischen Soziologie zu rücken, die sich für Fragen von Klasse, Ethnizität und urbanem Raum interessiert.

 

27. November, 18.30 Uhr: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy  

28. November, 18.30 Uhr: Marginality, Ethnicity, Territory  

29. November, 18.30 Uhr: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

 

Die Adorno-Vorlesungen finden auf Englisch statt.

Die Auftaktvorlesung Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy verfolgt einen sozialtheoretischen Ansatz: Selektiv spürt Wacquant verschiedenen Staatstheorien – von Hobbes und Weber über Schmitt und Mann bis zu Scott und Bourdieu – sowie Theorien der Strafe – von Durkheim über Rusche bis Foucault – nach, um ein analytisches Konzept des strafenden Staates zu entwickeln. Der Bestrafung als staatlicher Kernkompetenz kommt, über materialistische Ansätze hinausweisend, der symbolische Zweck öffentlicher Beschämung zu. Hier, so zeigt Wacquant auf, werden die Grenzen des Staatsbürgerstatus sichtbar, wird die soziale und moralische Vernachlässigung marginalisierter Sozialkategorien legitimiert.
In seiner zweiten Vorlesung wendet sich Wacquant unter dem Titel Marginality, Ethnicity, Territory der Sozialgeschichte und vergleichenden Soziologie des strafenden Staates zu. Seit seiner Erfindung im späten 16. Jahrhundert und bis ins 21. Jahrhundert hinein richtet sich dieser durchgehend gegen Bevölkerungsgruppen, die doppelt untergeordnet sind – sowohl hinsichtlich der Klassenordnung (als Arme) als auch ihrer Statusposition (als Außenseiter). Die Vorlesung fragt danach, warum dies so ist und über welche Mechanismen diese Selektivität in formell demokratischen Gesellschaften hergestellt und verstetigt wird. Um diesen Fragen nachzugehen, vergleicht Wacquant die überproportionale Überwachung und Inhaftierung von Schwarzen Menschen in den Vereinigten Staaten und den Umgang mit postkolonialer Migration in Westeuropa. Er rückt damit den Raum als Prisma des staatlichen Handelns in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen.
In der dritten Vorlesung Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors stützt sich Wacquant auf die Ethnografie, um zu zeigen, dass Strafgewalt nicht nur auf dem Papier stattfindet, sondern sich konkret darin äußert, dass vermeintlich unkontrollierbaren Körpern physische und psychische Schmerzen zugefügt werden. Die Strafgewalt geht von den autoritativen Worten und Taten der Akteure des Strafsystems aus: Polizei, Staatsanwält: innen, Verteidiger:innen, Richter:innen, Bewährungshelfer: innen. Wacquant taucht tief in die alltäglichen Praktiken, Organisationslogiken und Affektwelten von Staatsanwält:innen ein, die er über einen Zeitraum von drei Jahren in einem kalifornischen Strafgericht beobachtete. Abschließend verknüpft er Ethnografie und Theorie, um die zentrale Bedeutung des Strafens für die Definition und Durchsetzung von sozialer Zugehörigkeit hervorzuheben.

 

Loïc Wacquant ist Professor für Soziologie an der University of California in Berkeley und Forscher am Centre Européen de Sociologie et de Science Politique in Paris. Seine Bücher wurden in zwanzig Sprachen übersetzt, jüngst erschienen sind Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023) und Bourdieu in the City. Challenging Urban Theory (2023). Auf Deutsch erschienen sind unter anderem Die Erfindung der »Unterklasse«. Eine Studie zur Politik des Wissens (2023), Die Verdammten der Stadt. Eine vergleichende Soziologie fortgeschrittener Marginalität (2017), Bestrafen der Armen. Zur neoliberalen Regierung der sozialen Unsicherheit (2009), Leben für den Ring. Boxen im amerikanischen Ghetto (2003), Elend hinter Gittern (2000) und Reflexive Anthropologie (zusammen mit Pierre Bourdieu, 1996).

 

Loïc Wacquant – Rethinking the Penal State

Since 2002, the Institute for Social Research has organized in cooperation with Suhrkamp Verlag annual lectures commemorating Theodor W. Adorno that are held on three successive evenings. In this year’s lecture the sociologist Loïc Wacquant combines social theory, comparative history and ethnography to probe into criminal punishment as a core function of the state. By deploying the police, court and prison, the penal state curates crime, contains sociomoral disorders, manages urban marginality and draws the boundaries of citizenship. Therefore, Wacquant argues, the penal state must be placed at the epicenter of the political sociology of class, ethnicity and place in the metropolis.

November 27th, 6.30 pm: Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy

November 28th, 6.30 pm: Marginality, Ethnicity, Territory

November 29th, 6.30 pm: Penal Power in the Flesh: The Workaday World of Prosecutors

The lectures will be held in English.

The opening lecture, Penality as a Core State Capacity and Negative Sociodicy, takes a social-theoretical approach: Selectively Wacquant canvasses theories of the state – from Hobbes and Weber to Schmitt and Mann to Scott and Bourdieu – and theories of punishment – from Durkheim to Rusche to Foucault – to elaborate a robust analytic concept of the penal state. Analyzing penality as a core state capacity transcends materialist perspectives by stressing the symbolic purpose of criminal punishment as public disgrace. Thereby, Wacquant brightens the boundary of citizenship and shows how the social and moral dereliction of marginal categories is legitimized.

In his second lecture, Marginality, Ethnicity, Territory, Wacquant turns to social history and comparative sociology. Since its invention in the late 16th century and into the 21st century, the penal state has everywhere targeted doubly subordinated populations in the order of class (the poor) and status (the outsider). In his lecture Wacquant asks why that is the case and what the mechanisms are, through which this selectivity is achieved in formally democratic societies. How does it perpetuate itself? To answer those questions, Wacquant compares the disproportionate policing and incarceration of Blacks in the United States and postcolonial migrants in Western Europe. In this analysis, space is highlighted as a prism of state action.

The closing lecture, Penality as Carnal Action: The Workaday World of Prosecutors, draws on ethnography. Wacquant doesn’t take penal power as a mere paper abstraction but as residing in the concrete infliction of physical and psychic pain upon bodies deemed out of control through the mediation of the authoritative words and deeds of penal actors of flesh and blood: police, prosecutors, defenders, judges, and parole and probation officers. Wacquant delves deeply into the everyday activities, organizational reasoning, and professional emotions of prosecutors at work, which he observed over a period of three years in a California county criminal court. He closes by reuniting ethnography and theory to stress the centrality of punishment in the definition and enforcement of social membership.

Loïc Wacquant is Professor of sociology at the University of California, Berkeley, and Research associate at the Centre Européen de Sociologie et de Science Politique, Paris. His books are translated in twenty languages. His latest works include Jim Crow. Le Terrorisme de Caste en Amérique (2024), Racial Domination (2024), Misère de l’Ethnographie de la Misère (2023), Bourdieu in the City (2023).

Friday – Saturday

Institut für Sozialforschung

Meetings, Conferences, Workshops

Meetings, Conferences, Workshops

Symposium am 15./16. November 2024
Vorträge – Workshops – Diskussionen – Austausch


Wir diskutieren zu den Themen: Lebendige Arbeit, freie Zeit – wo steht die Diskussion zur Arbeitszeitverkürzung? Politische Bildung, Lernen und Erfahrung – ein Blick zurück nach vorn. Arbeit(slosigkeit) und Emanzipation – ein solidarisches Streitgespräch! Proletarische Öffentlichkeit - (k)ein Konzept für heute? Organizing mit Oskar – wie sieht es in der gewerkschaftlichen Praxis aus?

Referent:innen und Beitragende: Joachim Beerhorst, Torsten Bewernitz, Michael Buckmiller, Miriam Bürger, Julika Bürgin, Slave Cubela, Marvin Hopp, Stefanie Hürtgen, Michael May, Nicole Mayer-Ahuja, Robin Mohan, Alexander Neumann, Jörg Reitzig, Harald Rein, Nurgül Senli, Stefan Schoppengerd, Wolfgang Völker, Lothar Wentzel und Hanns Wienold.

Veranstalter: Institut für Sozialforschung, Arbeitskreis Arbeit Gesellschaft Natur; Arbeitsgemeinschaft für politische Bildung (mit den Zeitschriften express und Widersprüche sowie dem ›sozialistischen Büro‹); Heinrich-Böll-Stiftung Hessen; Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften Frankfurt-Rhein-Main; lea gemeinnützige bildungsgesellschaft mbH der GEW Hessen; Arbeitskreis Arbeitskämpfe in der Assoziation kritische Gesellschaftsforschung (AkG); Haus am Dom Frankfurt am Main; Loccumer Initiative kritischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.

Rückfragen an
Torsten Bewernitz torsten.bewernitz@uni-muenster.de oder
Stefanie Hürtgen huertgen@soz.uni-frankfurt.de

Anmeldung bei
Carolin Mauritz C.Mauritz@em.uni-frankfurt.de

 
Tuesday

autorenbuchhandlung marx & co

Prismen. IfS bei marx & co

Prismen. IfS bei marx & co

Arbeit ist in der Theorie der Frankfurter Schule zugleich zentral und randständig in ihrer Bedeutung: Zentral, da die Arbeiter:innenbewegung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts ihren Ausgangspunkt darstellt. Marginal, da die Autoren des Instituts für Sozialforschung Arbeit nicht ins Zentrum ihrer Theoriebildung stellten. Selbst dort, wo Theodor W. Adorno, Max Horkheimer oder Erich Fromm unmittelbar auf die Kritik der politischen Ökonomie von Karl Marx aufbauen, kommt es nicht zu einer systematischen Analyse von Arbeitsverhältnissen. Dennoch ist die kapitalistische Gesellschaft Gegenstand ihrer Analysen, und deren Umwälzung Ziel ihrer Kritik. Damit haben sie heutigen sozialwissenschaftlichen, philosophischen oder feuilletonistischen Debatten um die Arbeitsgesellschaft etwas voraus.
Den Arbeitsbegriff der Kritischen Theorie rekonstruiert der Sammelband in kuratierten Beiträgen, die sich der Arbeitsweise des Instituts, den Schriften der einzelnen Mitglieder und angrenzender kritischer Theoretiker und Theoretikerinnen widmen. Entlang der Konzepte Naturbeherrschung, Entfremdung und Verdinglichung lassen sich die Artikel, Essays und Interviews verknüpfen zu einer Rekonstruktion kritischer Arbeitsforschung heute.

Hintergrund des Gesprächs bildet der von Philipp Lorig, Virginia Kimey Pflücke und Martin Seeliger herausgegebene Sammelband Arbeit in der Kritischen Theorie. Zur Rekonstruktion eines Begriffs, der 2024 im Mandelbaum Verlag erschienen ist.

Alexandra Ivanova ist Doktorandin am Institut für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt a. M.

Virginia Kimey Pflücke habililtiert am Lehrstuhl für Wirtschafts- und Arbeitssoziologie an der Brandenburgischen Technischen Universität in Cottbus.

Marcel Stoetzler ist Senior Lecturer für Soziologie an der Bangor University, UK, und Horkheimer Fellow am Institut für Sozialforschung.

Stephan Voswinkel ist Soziologe und Permanent Fellow am Institut für Sozialforschung.

 

Friday – Sunday

Hanau, Frankurt am Main, Offenbach

Meetings, Conferences, Workshops

Meetings, Conferences, Workshops

Asamblea

mit Filmen, Gästen und Gesprächen

 

Organisiert vom Projekt »Die Kunst der Gegenuntersuchung«

Im Dunkeln sehen heißt innehalten, sich einlassen, den Augen Arbeit zumuten; heißt die Dinge in einem anderen Licht sehen, Gewohnheiten und Perspektiven überdenken, nochmal hinschauen, zuhören, nachfragen.

IM DUNKELN SEHN befragt in einem erweiterten mediengesellschaftlichen Rahmen die künstlerisch und filmisch formulierte Kritik an den Ermittlungen von rechtsextremen Gewalttaten in Deutschland seit den 1960er-Jahren und an der tatenlosen Kultur der Gleichgültigkeit.

Am 4. November 2011 hat sich der NSU selbst enttarnt und damit einen vielfachen Schock ausgelöst. Die rassistisch motivierten, rechtsextremen Morde in München, Halle und Hanau und unzählige weitere Taten wurden erst im Nachgang in ihrem tatsächlichen Ausmaß erkennbar. Künstler:innen und Filmschaffende springen immer wieder in die Bresche und beginnen dort mit ihren Mitteln zu arbeiten, wohin die Behörden nicht vordringen, wo Leugnung und Kriminalisierung der Opfer und ihrer Familien in der breiten Öffentlichkeit und vor Gericht vorherrschen. Sie legen eine »Inventur des Ignorierens« (Natascha Sadr Haghighian) frei, suchen alternative Formen und Perspektiven, tun sich in Ausstellungsprojekten und Netzwerken zusammen.

Im Dunkeln sehen heißt sich Erfahrungen zuwenden, die für manche offensichtlich und andere unterschwellig den Alltag prägen, heißt Strukturen aufspüren, die in Institutionen wirken, die spalten, ausgrenzen und verletzen. Im Dunkeln sehen ist aber auch ein besonderes Angebot des Films: im Kino spannt sich ein Raum der Auseinandersetzung, der Hinwendung und Distanzierung auf; hier im Dunkeln sehen und hören wir konzentrierter zu, finden Zeit für neue Fragen, nehmen Kritik und alternative Gestaltungskräfte wahr.

Wir laden ein, gemeinsam Filme zu sehen, zu diskutieren und nachzudenken. Es kommen die Filmemacher:innen Hatice Ayten, Aysun Bademsoy, Cana Bilir-Meier, Pary El-Qalqili und Christiane Schmidt, Pınar Öğrenci, Natascha Sadr Haghighian und Julian Vogel; als weitere Gäste kommen Kathrin Brinkmann, Annett Busch, Daniel Fairfax, Duygu Gürsel, Angelika Levi, Luise Schröder, Vassilis Tsianos, u.a.

 

v.l.n.r. Tiefenschärfe (Mareike Bernien & Alex Gerbaulet, 2017), Hausordnung (Želimir Žilnik, 1975), Töchter zweier Welten (Serap Berrakkarasu & Gisela Tuchtenhagen, 1991), Gurbet is a home now (Pınar Öğrenci, 2021), Ohneland (Hatice Ayten, 1995), © die Filmemacher*innen

 

PROGRAMM

Freitag, 8. November 2024, Kinopolis Hanau

18h: Spuren – Die Opfer des NSU (Aysun Bademsoy, 2019)

Filmgespräch mit der Regisseurin und weiteren Gästen, anschließend Empfang.

Samstag, 9. November 2024, HfG Offenbach (Aula)

9h30 – 20h: Filme von Hatice Ayten, Serap Berrakkarasu und Gisela Tuchtenhagen, Cana Bilir-Meier, Mareike Bernien und Alex Gerbaulet, Sefa Defterli, Pary El-Qalqili und Christiane Schmidt, Pınar Öğrenci, Natascha Sadr Haghighian, Navina Sundaram, Želimir Žilnik, u.a.; Screenings mit Gesprächen und Beiträgen der Filmemacher:innen und weiterer Gäste; Info- und Leseraum.

Sonntag, 10. November 2024, Frankfurt

11h30 Kino im DFF: Former East / Former West (Shelly Silver, 1990), Filmgespräch mit Angelika Levi u.a.

14h00 Mal Seh’n Kino: Ausschnitte aus Einzeltäter Teil 3: Hanau (Julian Vogel, 2023), Werkstattgespräch mit Filmteam und Akteur:innen vor und hinter der Kamera

19h00 Pupille – Kino in der Uni: Lehrerzimmer (Ilker Çatak, 2023)

Alle Filme in Originalfassung, zu weiten Teilen mit englischen Untertiteln

Das vollständige Programm folgt in Kürze.

 

IM DUNKELN SEHN ist eine Veranstaltung des Projekts Die Kunst der Gegenuntersuchung (HfG Offenbach und IfS Frankfurt). Seit 2023 arbeiten Marie-Hélène Gutberlet (HfG Offenbach), Felix Trautmann und Franziska Wildt (beide IfS) gemeinsam mit Arman Manafpour-Ossaloo, Johanna Schlegel, Anna Schlote und Faina Yunusova zu künstlerischen Untersuchungen rechter Gewalttaten in Deutschland.

Das Projekt »Die Kunst der Gegenuntersuchung« wird gefördert von der VolkswagenStiftung.

IM DUNKELN SEHN wird gefördert von HessenFilm&Medien, vom Kulturamt der Stadt Frankfurt sowie vom Fachbereich Kultur, Stadtidentität und Internationale Beziehungen der Stadt Hanau.