Wednesday – Friday

Goethe-Universität Frankfurt am Main, Campus Bockenheim, Hörsaal IV

Adorno Lectures

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»Difference without Domination«: In this lecture, Allen revisits the relationship between negative and positive rights and makes the case for treating the latter, as well as the former, as non-sacrificeable (in contrast to the view of John Rawls). The result is the addition to a theory of justice of the principle of »difference without domination«, and a revised account of the right of association constrained by this principle.
»Toward a Connected Society«: In this lecture, Allen spells out the implications of the »difference without domination« principle for issues of social cohesion, social policy and political equality in conditions of great social diversity. She argues that the goal of egalitarian social policy should be the construction of a »connected society«, that increases the rate at which bridging social ties form.
»Empowering Economies«: In this lecture, Allen revisits the principle of »difference without domination« in relation to the economy, focusing now on a related principle of »hierarchy without domination«. She pursues the question of the nature of economic and labor relations necessary to protect political equality for workers.
Danielle Allen ist James Bryant Conant-Professorin am Department of Government an der Harvard University sowie Direktorin des Edmond J. Safra Center for Ethics ebendort. Als Politikwissenschaftlerin und Altphilologin arbeitet sie im Feld der Politischen Theorie, ihre Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der Demokratietheorie, der politischen Soziologie und der politischen Ideengeschichte. Ihre Arbeit beschäftigt sich insbesondere mit der Frage politischer Gleichheit von der Antike bis zur Gegenwart. Zu ihren Veröffentlichungen zählen The World of Prometheus: The Politics of Punishing in Democratic Athens (2000), Talking to Strangers: Anxieties of Citizenship since Brown vs. the Board of Education (2004) und Why Plato Wrote (2010). Für ihr Buch Our Declaration: A Reading of the Declaration of Independence in Defense of Equality (2014) wurde Danielle Allen 2015 mit demChicago Tribune Heartland Prize, dem Francis Parkman Prize und dem Zócalo Book Prize ausgezeichnet. Sie schreibt regelmäßig Kolumnen für die Washington Post.

Die Vorlesungen finden in englischer Sprache statt.

Die Frankfurter Adorno-Vorlesungen
Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern sollen. Dabei geht es nicht um eine philologische Ausdeutung seines Werks, sondern darum, seinen Einfluss auf die heutige Theoriebildung in den Humanwissenschaften zu fördern und die lebendigen Spuren seines interdisziplinären Wirkens in den fortgeschrittenen Strömungen der Philosophie, der Literatur-, Kunst- und Sozialwissenschaften sichtbar zu machen.

Wednesday – Sunday

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Das Leben gilt, in Adornos Worten, seit unvordenklichen Zeiten als der eigentliche Bereich der Philosophie, deren unentwegte Frage die nach dem richtigen und guten Leben ist. Seit wenig mehr als einem Jahrhundert ist das Leben aber auch zu einem wichtigen Forschungsgegenstand der Sozialwissenschaften geworden, und zwar sowohl unter biografischen wie unter biologischen Gesichtspunkten. Auf der Grundlage seiner Forschungen, die er in den vergangenen zwei Jahrzehnten auf drei Kontinenten durchgeführt hat, regt Didier Fassin einen kritischen Dialog zwischen Philosophie und Sozialforschung an. Zur Debatte stehen drei Konzepte, welche die Ungleichheit von Leben erklären: Unter dem Titel »Formen des Lebens« untersucht er die widersprüchlichen Interpretationen von Ludwig Wittgensteins kaum bestimmtem Begriff des Lebens vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen spezifischen Existenzweisen und geteilter conditio humana. Unter der Überschrift »Ethik des Lebens« beschäftigt er sich mit Walter Benjamins Idee der Heiligkeit des Lebens als höchstem Gut, indem er sie konfrontiert mit den Ungleichheiten und Verschiedenheiten, die den faktischen Wert menschlicher Leben bestimmen. Unter dem Stichwort »Politik des Lebens« erkundet Didier Fassin die blinden Flecke in Michel Foucaults Konzept der Biopolitik, indem er die Materie und die Bedeutung von Lebensweisen jenseits der Technologien, die sie beherrschen, in die Diskussion zurückholt. Diese Diskussion, die quer durch die Disziplinen führt, nährt sich von ethnografischen Fallstudien, die zeigen, wie Leben in verschiedenen kulturellen und historischen Kontexten unterschiedlich betrachtet und erfahren wird. Sie lädt überdies dazu ein, im Gespräch mit Literatur darüber nachzudenken, was es bedeutet, über das Leben und Formen des menschlichen Lebens zu schreiben. Am Ende sind die Vorlesungen ein Versuch, sich aus der Perspektive einer kritischen Ethnologie mit der Frage nach dem Leben in gegenwärtigen Gesellschaften zu befassen.
Didier Fassin ist James D. Wolfensohn Professor für Sozialwissenschaft am Institute for Advanced Study in Princeton und Studiendirektor an der École des Hautes Études en Sciences Sociales in Paris. Als Ethnologe, Soziologe und Mediziner war Didier Fassin Gründungsdirektor des Interdisziplinären Forschungsinstituts für Sozialwissenschaften (IRIS) am französischen Centre National de la Recherche Scientifique (CNRS). Zurzeit ist er zudem Gastprofessor an der Princeton University sowie Honorarprofessor an der Universität von Hongkong. Sein Hauptforschungsgebiet ist die politische und moralische Ethnologie. Dabei hat er insbesondere über Formen von Ungleichheit und Ungerechtigkeit in Frankreich, im subsaharischen Afrika und in Lateinamerika gearbeitet. Ausgezeichnet mit einem Advanced Grant des Europäischen Forschungsrats (ERC) hat Didier Fassin kürzlich eine ethnografische
Studie über den Staat, die Polizei, die Justiz und das Gefängnis durchgeführt. Er war Vizepräsident von Ärzte ohne Grenzen und ist gegenwärtig Präsident des französischen Comité Médical pour les Exilés (COMEDE). In diesem Frühjahr wurde ihm die Goldene Medaille der Schwedischen Gesellschaft für Anthropologie und Geografie verliehen.

Die Vorlesungen finden in englischer Sprache statt.

Die Frankfurter Adorno-Vorlesungen
Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern sollen. Dabei geht es nicht um eine philologische Ausdeutung seines Werks, sondern darum, seinen Einfluss auf die heutige Theoriebildung in den Humanwissenschaften zu fördern und die lebendigen Spuren seines interdisziplinären Wirkens in den fortgeschrittenen Strömungen der Philosophie, der Literatur-, Kunst- und Sozialwissenschaften sichtbar zu machen.

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Sowohl die sich als autonom verstehende Kunst der Hochmoderne als auch die populären Massen künste sehen sich dem Vorwurf der Folgenlosigkeit ausgesetzt. Die autonome Kunst verzichte darauf, auf gesellschaftliche Prozesse einzuwirken, die Kulturindustrie wiederum sediere die Massen und verhindere so, dass deren Genussfähigkeit zu Selbstverständigung und erkenntnis führe und auf diese Weise gesellschaftliche Folgen zeitige. Meistens sind diese Vorwürfe von Künstler_innen und anderen Praktiker_innen und Theoretiker_innen artikuliert worden, aber auch eine antielitär argumentierende sozialdemokratische Kulturpolitik glaubt entschieden an eine unmittelbare Mobilisierung des Publikums.
Diedrich Diederichsen zeigt, dass die sehr unterschiedlichen Angriffe auf die Folgenlosigkeit der Künste ganz unterschiedliche Defizite oder auch Eigentümlichkeiten künstlerischer Praxis kritisieren, aber im Laufe der letzten gut 50 Jahre zusammengeschossen sind zu einem Konsens des Übergriffs und des Eingriffs, wie ihn »folgenreiche«, in das Alltagsleben hineinreichende neue Formate – meditative Minimal Music oder zum politischen Kampf ermutigende oder einpeitschen de People’s Bands, aktivistische und aktionistische Kunst, das Publikum einladende oder beschämende Theaterformen – immer wieder aufgenommen haben. Diese Formate haben ihre eigenen ästhetischen Werte und Bedingungen ihres Gelingens, und sie überspannen die einstigen Gegen
sätze von hoher und populärer Kunst: Sie haben sich von den Spezifika ihrer ursprünglichen Kritik und deren Genealogie abgetrennt und leben als nachpopuläre Künste weiter.
In den drei Vorlesungen wird je eine ursprünglich gegen Folgenlosigkeit gerichtete kritische Stoßrichtung rekonstruiert; es wird darum gehen, die neuen Formen und Formate qualitativ zu diskutieren und dabei freiwillige und unfreiwillige ästhetische Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.
Diedrich Diederichsen ist Professor für Theorie, Praxis und Vermittlung von Gegenwartskunst an der Akademie der Bildenden Künste Wien. Nach seinem Studium an der Universität Hamburg (Hispanistik, Neuere Deutsche Literatur und Philosophie) arbeitete er seit 1979 bei der Zeitschrift Sounds; 1985 wurde er Redakteur der Musik und Popkulturzeitschrift Spex. Es folgten Dozenturen und Professuren unter anderem an der Merz Akademie, Stuttgart, am Art Center College of Design, Pasadena, an der Akademie der Bildenden Künste, München, an der BauhausUniversität, Weimar, und der Universität Wien. Daneben arbeitet Diederichsen als Kurator, Journalist und Autor. Er ist in verschiedenen Gremien und Jurys als Berater tätig. Im vergangenen Jahr ist von ihm das vielfach als Opus magnum gewürdigte Buch erschienen: Über PopMusik. Köln: Kiepenheuer + Witsch 2014.

Die Frankfurter Adorno-Vorlesungen
Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern sollen. Dabei geht es nicht um eine philologische Ausdeutung seines Werks, sondern darum, seinen Einfluss auf die heutige Theoriebildung in den Humanwissenschaften zu fördern und die lebendigen Spuren seines interdisziplinären Wirkens in den fortgeschrittenen Strömungen der Philosophie, der Litera tur, Kunst und Sozialwissenschaften sichtbar zu machen.

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Die diesjährigen Adorno-Vorlesungen beschäftigen sich mit symbolischen und sozialen Grenzen, mit Peer-Review-Verfahren und mit Reaktionen auf Stigmatisierung als soziologischen Feldern, auf denen man Auseinandersetzungen um den Wert von Menschen und ihre Handlungen untersuchen kann. Michèle Lamonts Studien sind Teil einer Soziologie der Ungleichheit, die philosophische, ethische und soziologische Fragestellungen verknüpft und nach den wichtigsten theoretischen und politischen Herausforderungen der Zukunft fragt.
Michèle Lamont ist Professorin für Soziologie und African and African American Studies, Robert I. Goldman Professor of European Studies sowie geschäftsführende Direktorin des Weatherhead Center for International Affairs an der Harvard University. Nach ihrer Promo- tion in Soziologie an der Universität von Paris im Jahr 1983 lehrte und forschte sie an den Universitäten von Stanford, Texas-Austin und Princeton sowie am Canadian Institute for Advanced Research. Als Fellow und Gastprofessorin folgte sie Einladungen unter anderem an verschiedene Universitäten in Paris sowie ans Centre d’études européennes von Sciences Po, an die Universitäten von Tel Aviv und Oslo sowie ans Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Die Arbeiten von Michèle Lamont wurden mit zahlreichen Preisen und Stipendien ausgezeichnet. Zu ihren wichtigsten Veröffentlichungen zählen u. a.: Money, Morals and Manners. The Culture of the French and the American Upper-Middle Class. Chicago: The University of Chicago Press 1992; The Dignity of Working Men. Morality and the Boundaries of Race, Class, and Immigration. New York: Russell Sage Foundation 2000; Rethinking Comparative Cultural Sociology. Repertoires of Evaluation in France and the United States. Cambridge: Cambridge University Press 2000 (herausgegeben gemeinsam mit Laurent Thévenot); How Professors Think. Inside the Curious World of Academic Judgment. Cambridge: Harvard University Press 2009; Successful Societies. How Institutions and Culture Affect Health. Cambridge: Cambridge University Press 2009 (herausgegeben gemeinsam mit Peter A. Hall); Social Resilience in the Neoliberal Era. Cambridge: Cambridge University Press 2013 (herausgegeben gemeinsam mit Peter A. Hall).

Die Frankfurter Adorno-Vorlesungen
Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern sollen. Dabei geht es nicht um eine philologische Ausdeutung seines Werks, sondern darum, seinen Einfluss auf die heutige Theoriebildung in den Humanwissenschaften zu fördern und die lebendigen Spuren seines interdisziplinären Wirkens in den fortgeschrittenen Strömungen der Philosophie, der Literatur-, Kunst- und Sozialwissenschaften sichtbar zu machen.

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Zu den verbreiteten Ansichten über das moderne Leben gehört, dass es nicht mehr erzählt werden kann. Prominent hat Adorno, darin Benjamin folgend, diese Diagnose gestellt. Etwas später macht Lyotard das Ende der Großen Erzählungen zum Losungswort der condition postmoderne. Es ist jedoch leicht zu sehen, dass solchen Befunden ihrerseits eine narrative Konstruktion zugrunde liegt. Sie machen von einem sentimentalischen Erzählschema Gebrauch, mit dem die europäische Moderne sich selbst seit ihren Anfängen kulturkritisch kommentiert. Insofern hängt das Erzählen in der Moderne aufs engste mit den Selbsterzählungen der Moderne als einer kollektiven Unternehmung zusammen.
Die diesjährigen Adorno-Vorlesungen befassen sich mit der so verstandenen Poiesis der Moderne. Sie setzen mit jener Erzählrevolution ein, in der aus dem Überliefern von Historien zu chronikalen oder exemplarischen Zwecken der Kollektivsingular Geschichte gebildet wird, der zu einer »sowohl transzendenten als auch transzendentalen« (Koselleck) Macht heranwächst. Ihr Schwerpunkt liegt dementsprechend um 1800, insbesondere auf Hegels Geschichtsphilosophie. Drei Fragenkomplexe sind zu behandeln: 1) Welche Erzählstränge führt Hegel in seinem System zusammen? 2) Welche epistemologischen und narrativen Konsequenzen ergeben sich aus dem Anspruch, Geschichte als ein sich in sich selbst schließendes System zu konstruieren? 3) Wie gestaltet sich in Gegenreaktion auf das hegemoniale Konzept der Geschichte die unter postkolonialen Vorzeichen erneuerte Pluralisierung von Geschichten (histories) und Modernitäten, und welche Konsequenzen hat dies für aktuelle Bemühungen um eine erzählerische Selbstvergegenwärtigung Europas?
Albrecht Koschorke ist Professor für Neuere Deutsche Literatur und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz, wo er 2003 aus Mitteln des Leibnizpreises die Forschungsstelle »Kulturtheorie und Theorie des politisch Imaginären« eingerichtet hat, seit 2006 Mitglied im Vorstand des Exzellenzclusters »Kulturelle Grundlagen von Integration« sowie, seit 2010, Sprecher des Graduiertenkollegs »Das Reale in der Kultur der Moderne« ist. Von 2004 bis 2009 lehrte Albrecht Koschorke zudem als regelmäßiger Gastprofessor an der University of Chicago. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen: Wahrheit und Erfindung. Grundzüge einer allgemeinen Erzähltheorie. Frankfurt a. M.: S. Fischer 2012; Die Heilige Familie und ihre Folgen. Frankfurt a. M.: Fischer Taschenbuch 2011 [2000]; Körperströme und Schriftverkehr. Mediologie des 18. Jahrhunderts. München: Fink 2003 [1999]; Die Geschichte des Horizonts. Grenze und Grenzüberschreitung in literarischen Landschaftsbildern. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1990.

Die Frankfurter Adorno-Vorlesungen
Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern sollen. Dabei geht es nicht um eine philologische Ausdeutung seines Werks, sondern darum, seinen Einfluss auf die heutige Theoriebildung in den Humanwissenschaften zu fördern und die lebendigen Spuren seines interdisziplinären Wirkens in den fortgeschrittenen Strömungen der Philosophie, der Literatur-, Kunst- und Sozialwissenschaften sichtbar zu machen.

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Wolfgang Streecks Ausgangsthese ist, dass der »Spätkapitalismus« der Krisentheorien der 1960er und 1970er Jahre in Wahrheit der Anfang einer damals unvorstellbaren Expansion kapitalistischer Produktions- und Konsumtionsverhältnisse war. Allerdings war diese Expansion von einer fast vier Jahrzehnte langen Abfolge von Inflation, Staatsverschuldung und Privatverschuldung begleitet, die in der gegenwärtigen internationalen Banken- und Fiskalkrise ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Diese wiederum hat sich zu einer fundamentalen Krise der Koexistenz von Demokratie und Kapitalismus sowie des Staatensystems der entwickelten Industriegesellschaften insgesamt ausgewachsen.
Die Vorlesungen behandeln die Verhinderung beziehungsweise den Aufschub der in den 1970er Jahren vorhergesagten »Legitimationskrise« durch Inflation, Staats- und Privatverschuldung, die nacheinander bis zum Zusammenbruch des »Pumpkapitalismus« (Dahrendorf) nach 2007 als verteilungspolitische Pazifizierungsinstrumente an die Stelle des Wachstums der Nachkriegsjahre getreten waren. Sie beschreiben den Weg in die Finanz- und Fiskalkrise der Gegenwart als Prozess einer langfristigen Transformation des Verhältnisses von Demokratie und Kapitalismus, zeichnen den Wandel vom Steuer- zum Schuldenstaat nach, untersuchen seine Folgen für demokratische Politik und diskutieren die gegenwärtige Entwicklung hin zu einem Konsolidierungs- und Austeritätsstaat.

Prof. Dr. Dr. h.c. Wolfgang Streeck ist seit 1995 Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung in Köln und Professor für Soziologie an der Universität zu Köln. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen im Themenbereich der Vorlesungen zählen aus jüngster Zeit: Re-Forming Capitalism: Institutional Change in the German Political Economy. Oxford: Oxford University Press 2009; Markets and Peoples. Democratic Capitalism and European Integration, in: New Left Review 73, Januar/Februar 2012, 63–71; The Crises of Democratic Capitalism, in: New Left Review 71, September/Oktober 2011, 5–29 (Deutsch in: Lettre International 95, Winter 2011, 7–17); Taking Capitalism Seriously: Towards an Institutional Approach to Contemporary Political Economy, in: Socio-Economic Review 9. 1, 2011, 137–167; Politik im Defizit: Austerität als fiskalpolitisches Regime (mit Daniel Mertens), in: Der moderne
Staat 3. 1, 2010, 7–29.

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Seit 2002 veranstaltet das Institut für Sozialforschung in Zusammenarbeit mit dem Suhrkamp Verlag jährlich Vorlesungen, die an drei Abenden an Theodor W. Adorno erinnern sollen. Dabei geht es nicht um eine philologische Ausdeutung seines Werks, sondern darum, seinen Einfluss auf die heutige Theoriebildung in den Humanwissenschaften zu fördern und die lebendigen Spuren seines interdisziplinären Wirkens in den fortgeschrittenen Strömungen der Philosophie, der Literatur-, Kunst- und Sozialwissenschaften sichtbar zu machen.