Dienstag

Goethe-Universität Frankfurt, Casino-Gebäude, R. 1.811

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Vortrag von Manuela Bojadžijev

Migrationsbewegungen stehen seit Jahrzehnten im Zentrum dessen, was das Graduiertenkolleg »Dialektik der Teilhabe« nennt: Institutionelle Garantien wurden und werden historisch immer wieder verweigert - und dort, wo sie gewährt wurden, immer wieder neuen Einschränkungen unterworfen. Spätestens seit dem Anwerbestopp 1973 wird Migration in der Bundesrepublik Deutschland zur Ausnahme erklärt, Einwanderung wird systematisch und mit immer wiederkehrenden Behauptungen problematisiert. Zwar ist Deutschland offiziell ein Einwanderungsland - aber mit permanenten Ausnahmeregelungen. Dazu trägt auch der anhaltende gesellschaftliche Streit um Migration bei. Von einer linearen Logik der zeitlich sukzessiven Inklusion von Migrant:innen kann heute nicht mehr ausgegangen werden. Inklusion und Exklusion sind keine absoluten Größen. Es geht nicht darum, Migrant:innen einfach zu integrieren oder auszuschließen. Vielmehr beobachten wir einen Prozess der Ausdifferenzierung, in dem sich heute wiederum neue Regierungsweisen von Migration abzeichnen, die Teilhabe neu ordnen, hierarchisieren und organisieren. Der Vortrag zeigt auf, wie Migration problematisiert, differenziert und regiert wird.

Der Vortrag ist Teil der Internationalen Ringvorlesung des Promotionskollegs »Dialektik der Teilhabe. Dynamiken sozialräumlicher Öffnung und Schließung«

 

Über die Internationale Ringvorlesung:

Im Zentrum der Internationalen Ringvorlesung steht eine widersprüchliche Entwicklungsdynamik demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften: Der historischen Bewegung einer institutionellen Garantie und Erweiterung von Teilhabemöglichkeiten korrespondiert die Gegenbewegung ihrer Verweigerung und Einschränkung. Derartige Prozesse der Öffnung und Schließung werden in insgesamt sechs Vorträgen in ihrer sozialstrukturellen Dynamik von In- und Exklusion, in ihrer räumlichen Dynamik von Mobilitätssteigerungen und -blockaden sowie in ihrer politischen Dynamik der progressiven wie regressiven Bearbeitung gesellschaftlicher Widersprüche in politischen Bewegungen und Gegenbewegungen untersucht.

Dienstag

IG 1.314 (Campus Westend)

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortrag von Samira Akbarian (Goethe-Universität Frankfurt a.M.).

Der zivile Ungehorsame ist in aller Munde und wirft alte und neue Fragen in Bezug auf seine Legitimation auf. In meiner Dissertationsschrift habe ich untersucht, wie sich die
emanzipatorischen Potenziale des Ungehorsams nutzen lassen, ohne den Rechtsstaat dauerhaft zu untergraben. Ich schlage vor, zivilen Ungehorsam als eine Form der Verfassungsinterpretation zu betrachten, bei der ein Rechtsbruch, der von einer Überzeugung getragen wird, neue Auslegungen der Verfassung und normative Ordnungen schafft. In meinem Vortrag werfe ich vor allem einen Blick auf die disruptive Funktion des Ungehorsams und zeige diese anhand aktueller Beispiele auf. Der Ungehorsam stört – und bringt dadurch auch die diskursiven Verhältnisse in Bewegung. Hieraus ergibt sich die Herausforderung, mit dem Rechtsstaat kompatible von inkompatiblen Störungen abzugrenzen.

Samira Akbarian ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Öffentliches Recht und Rechtsphilosophie der Goethe-Universität Frankfurt a. M. Nach einem B. A. in
Politikwissenschaft und Soziologie in Bonn hat sie dort und in Köln ein Studium der Rechtswissenschaften absolviert und 2017 mit dem Zweiten Juristischen Staatsexamen abgeschlossen.

Der Vortrag findet im Rahmen der Vortragsreihe des AK Kritische Soziologie »Hochschule als politischer Raum« statt.

Der AK Kritische Soziologie ist ein gemeinsamer Arbeitskreis am Institut für Soziologie der Goethe-Universität und am Institut für Sozialforschung

Alle Vorträge finden c.t. statt.

Koordination: Laura Hanemann, Stephan Lessenich, Susanne Martin, Doris Schweitzer

Kontakt: lessenich@soz.uni-frankfurt.de

Mittwoch

Goethe-Universität Frankfurt, Casino-Gebäude, R. 1.802

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Vortrag von Tine Haubner

Der Vortrag ist Teil der Internationalen Ringvorlesung des Promotionskollegs »Dialektik der Teilhabe. Dynamiken sozialräumlicher Öffnung und Schließung«

Im Kontext zunehmender sozialräumlicher Ungleichheit in Deutschland wachsen nicht nur Metropolregionen. Auch ländliche Peripherien und ländliche Armutsräume sind das Ergebnis sozialräumlicher Zentralisierungs- und Peripherisierungsprozesse, die die soziale Teilhabe lokaler marginalisierter Bevölkerungsgruppen empfindlich einschränken. Wie Tine Haubner aus einem laufenden Forschungsprojekt zu ländlicher Armut berichten wird, lässt sich in der ländlichen Peripherie des reichsten Industrielands Europas die Herausbildung eines neuen Landproletariats beobachten, dessen soziale Reproduktion als zunehmend krisenhaft einzustufen ist. Ländliche Armutsbetroffene versuchen dabei, im Schatten von Arbeitsmarkt und sozialstaatlicher Sicherung, für ihre soziale Reproduktion zunehmend selbst, auf der Grundlage informeller Subsistenz und Selbsthilfestrukturen, Sorge zu tragen. Die so entstehenden informellen Ökonomien erweisen sich jedoch als ambivalente Bewältigungsstrategien von Armut und Ausgrenzung, weil sie soziale Teilhabe durchaus befördern aber auch einschränken.

 

Über die Internationale Ringvorlesung:

Im Zentrum der Internationalen Ringvorlesung steht eine widersprüchliche Entwicklungsdynamik demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften: Der historischen Bewegung einer institutionellen Garantie und Erweiterung von Teilhabemöglichkeiten korrespondiert die Gegenbewegung ihrer Verweigerung und Einschränkung. Derartige Prozesse der Öffnung und Schließung werden in insgesamt sechs Vorträgen in ihrer sozialstrukturellen Dynamik von In- und Exklusion, in ihrer räumlichen Dynamik von Mobilitätssteigerungen und -blockaden sowie in ihrer politischen Dynamik der progressiven wie regressiven Bearbeitung gesellschaftlicher Widersprüche in politischen Bewegungen und Gegenbewegungen untersucht.

Samstag

Haus am Dom

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Kooperationsveranstaltung mit der Katholischen Akademie Rabaunus Maurus

Hegels Eule fliegt erst in der Dämmerung und steht für die Idee: erst in der Reflexion wird die Wirklichkeit vernünftig und aufgeklärt.

Benjamins Engel der Geschichte steht als kritische Instanz einer die gewaltvolle Realität transzendierenden Hoffnung, als Gegenentwurf zum schlechten Bestehenden, das zu überwinden sei.

Anlässlich des hundertjährigen Bestehens des Institutes für Sozialforschung in Frankfurt fragen wir: Wirkt in der Kritischen Theorie der kapitalistischen Gesellschaft eine transzendente Spur, lebt in ihr eine nachhaltige Erlösungssehnsucht fort?

Wird in ihr der marxistische Materialismus utopisch, apokalyptisch und eschatologisch aufgebrochen – und auf ein neues, immanent
Transzendentes bezogen?

Wir fragen dies auch mit Blick auf die aktuelle Vielfachkrise, deren aktuelles spaltendes Wirken und die mittlerweile dominanten, populistisch-ideologischen Debatten: vom rechtspopulistischen Ressentiment bis zu den klimabewegten Weltuntergangsszenarien.

Welche Rolle kommt unter diesen Bedingungen einer Kritischen Theorie auf der Höhe ihrer Zeit zu? Wo fliegen Eulen und Engel heute? Oder haben sie sich endgültig zur Ruhe gesetzt?

Mit Anna Eusterschulte, Stephan Lessenich, Armin Nassehi, Alexandra Schauer und Gregor Taxacher

Weitere Informationen zur Anmeldung und zum Programm finden sich im Veranstaltungsflyer.

Mittwoch

Campus Westend, Casino-Gebäude, R 1.801

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Vortrag von Dr. Markus Wegewitz, in Kooperation mit dem Fritz Bauer Institut.

Wie kann Antifaschismus als Lebensentwurf und politische Position in der Geschichte des 20. Jahrhunderts verstanden werden? Anschaulich lässt sich die Erfahrungsgeschichte des Antifaschismus in Europa an der Biografie des Journalisten Nico Rost (1896–1967) zeigen. Im Mittelpunkt des Vortrags stehen die Mobilisierung gegen Faschismus und Nationalsozialismus, die Prägung des Antifaschismus durch den (trans-)nationalen Kommunismus sowie der Umgang mit den nationalsozialistischen Verbrechen und ihren Opfern in der Nachkriegszeit bis in die 1960er Jahre.

Dr. Markus Wegewitz ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora. Seine Dissertation Antifaschistische Kultur. Nico Rost und der lange Kampf gegen den Nationalsozialismus 1919–1965 erschien 2023 im Wallstein Verlag, Göttingen.

Dienstag

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortragsreihe »Kritische Soziologie«

Vortrag von Dirk Martin und Jens Wissel (UAS Frankfurt a.M.)

Im Rahmen der Vortragsreihe des AK Kritische Soziologie »Hochschule als politischer Raum« (Wintersemester 2023/2024)

Gemeinsamer Arbeitskreis am Institut für Soziologie der Goethe-Universität und am Institut für Sozialforschung (IfS) Frankfurt am Main

Mittwoch – Freitag

Buenos Aires

100 Jahre IfS, Tagungen, Konferenzen, Workshops

100 Jahre IfS, Tagungen, Konferenzen, Workshops

La Argentina y el centenario del Instituto de Investigación Social

La historia del Instituto de Investigación Social, inicial y actualmente adscrito a la Universidad Johann Wolfgang Goethe de la ciudad alemana de Frankfurt del Meno, se encuentra entrelazada de manera estrecha con la de la Argentina. Es sabido que los fondos puestos a disposición por Hermann y Félix Weil para la fundación de esta reconocida institución, la cual eventualmente permitiría el despliegue y desarrollo de la Teoría Crítica de la sociedad, como así también la génesis y consolidación de la peculiar Escuela de pensamiento a ella vinculada, fueron producto de la extraordinaria renta agraria generada en el territorio sudamericano. Con motivo de los cien años de la creación del Instituto que se celebran en 2023, este I Congreso Nacional de Teoría Crítica reúne a investigadores, docentes y estudiantes de grado y posgrado que trabajan en, con o a partir de la perspectiva referida a los fines de reflexionar y discutir en torno a las complejas relaciones que yacen entre la misma y el país austral. Más concretamente, el evento habrá de congregar distintos tipos de intervenciones que, como consecuencia de un resuelto posicionamiento situado e interseccional en los análisis y abordajes ofrecidos, puedan tematizar y auscultar de forma innovadora los (des)encuentros existentes entre la tradición de la Teoría Crítica y una región periférica o del llamado Sur Global como es la Argentina.

Programa completo.

Dienstag

Goethe-Universität Frankfurt, Casino-Gebäude, R. 1.801

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Vortrag von Oliver Nachtwey

Der Vortrag ist Teil der Internationalen Ringvorlesung des Promotionskollegs »Dialektik der Teilhabe. Dynamiken sozialräumlicher Öffnung und Schließung«

Westliche Gesellschaften beschreiben sich bis heute als Orte der Emanzipation und Modernisierung. Dieses Selbstbild wird zunehmend erschüttert durch das Erstarken von Akteuren, die auf eine Zurücknahme einmal erreichter Fortschritte drängen. Verfallsdiagnosen spätmoderner Gesellschaften übersehen, auf welche Weise Fortschritt und Rückschritt miteinander verzahnt sind. Mit dem Begriff der regressiven Modernisierung lassen sich die Rückschritte der Gegenwart als Nebenfolge von erlangten Fortschritten gesellschaftlicher Teilhabe verstehen.

Über die Internationale Ringvorlesung:

Im Zentrum der Internationalen Ringvorlesung steht eine widersprüchliche Entwicklungsdynamik demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften: Der historischen Bewegung einer institutionellen Garantie und Erweiterung von Teilhabemöglichkeiten korrespondiert die Gegenbewegung ihrer Verweigerung und Einschränkung. Derartige Prozesse der Öffnung und Schließung werden in insgesamt sechs Vorträgen in ihrer sozialstrukturellen Dynamik von In- und Exklusion, in ihrer räumlichen Dynamik von Mobilitätssteigerungen und -blockaden sowie in ihrer politischen Dynamik der progressiven wie regressiven Bearbeitung gesellschaftlicher Widersprüche in politischen Bewegungen und Gegenbewegungen untersucht.

 

Donnerstag

Goethe-Universität Frankfurt, Campus Westend, IG 254

Diskussionsabend mit Chantal Jaquet (Paris)

Mit ihrem Buch Zwischen den Klassen. Zur Nicht-Reproduktion sozialer Macht prägt Chantal Jaquet den französischen Diskurs um Lebenswege in Klassenkonstellationen seit einigen Jahren maßgeblich mit. Ausgehend von den blinden Flecken der Soziologie Pierre Bourdieus beschreibt sie Übergänge zwischen den Klassen weniger als Ausnahme sozialer Reproduktion denn als Neuanordnung von u.a. ökonomischen, sozialen, geschlechtlichen, familialen und affektiven Determinanten. Dazu verwebt sie philosophische, soziologische und literarische und autosoziobiografische Materialien und entwickelt im Dialog mit autosoziobiographischen Texten Annie Ernauxs oder Didier Eribons ein komplexes theoretisches Vokabular für vielfältige Herrschaftsrelationen. Mit dem Neologismus »transclasse«, in Abgrenzung etwa zur Klassenüberläuferin (transfuge de classe), will sie zum Ausdruck zu bringen, dass solche Figuren nie wirklich ankommen, sondern eher permanent in einem Zwischen leben, einem desidentifizierenden Werden.

Ausgehend von einem Impulsvortrag Jaquets soll es an diesem Abend in einem interdisziplinären sozialtheoretischen Gespräch zwischen Philosophie, Soziologie und Literaturwissenschaft um die Reproduktion und Nicht-Reproduktion von Klassenverhältnissen gehen, darum wie man wird, was man ist, und wie sich im Reich der Notwendigkeit Handlungsmacht entfalten lässt. Es diskutieren mit Chantal Jaquet (Paris 1 Panthéon-Sorbonne): Kerstin Andermann (Leipzig/Frankfurt a. O.), Sarah Carlotta Hechler (Berlin), Lars Meier (Frankfurt a. M.), Martin Saar (Frankfurt a. M.) und Mathurin Schweyer (Paris/Frankfurt a. M.).

Die Veranstaltung wird von der Professur für Sozialphilosophie in Kooperation mit dem Institut für Sozialforschung und dem Institut franco-allemand de sciences historiques et sociales (IFRA-SHS) / Institut français Frankfurt organisiert.

Donnerstag

Institut für Sozialforschung

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Leider muss der heutige Vortrag von Encarnación Gutiérrez Rodríguez krankheitsbedingt ausfallen. Ein neuer Vortragstermin wird später bekanntgegeben.

Vortragsreihe Rassismus und Rassismuskritik

Öffentlicher Vortrag von Encarnación Gutiérrez Rodríguez

Organisation: AK Feldforschung

Donnerstag

Jüdisches Museum Frankfurt

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

Am 9. Oktober jährt sich der Anschlag auf die Synagoge und den Imbiss »Kiez-Döner« in Halle zum vierten Mal.in Halle zum vierten Mal. Das Gerichtsverfahren gegen den Attentäter wurde im Dezember 2020 abgeschlossen. Doch der rechtsextreme Terror wirkt noch immer nach. In Solidarität mit den Überlebenden thematisieren Kulturschaffende, Aktivistinnen und Aktivisten sowie Autorinnen und Autoren immer wieder das Verhältnis des Terroranschlags zu anderen rechten Gewalttaten und kritisieren den Gerichtsprozess. Welche Strategien verfolgen sie, um die Kontinuitäten rechtsextremer Gewalt zu bekämpfen? Und welche Rolle kann Kunst im Prozess der Aufarbeitung dieser Gewalt über das Gerichtsverfahren hinaus spielen?

Ein Gespräch mit Camilo Bornstein (Komponist), Esther Dischereit (Essayistin und Lyrikerin), Linus Kebba Pook (Journalist und Videograf) sowie Anna Shapiro (Künstlerin und Publizistin).

Moderation: Dr. Felix Trautmann (Institut für Sozialforschung, Frankfurt)

Zu Beginn des Gesprächs wird die Videoarbeit »Elegy« (2020, 6:25 Min) der Künstlerin Talya Feldman gezeigt und eine Aufzeichnung des Musikstücks »Mitkanes« (2023, 7 Min) des Komponisten Camilo Bornstein abgespielt.

Wir bitten um Anmeldung bis Mi, 11. Oktober, an: besuch.jmf@stadt-frankfurt.de

Der Eintritt ist kostenfrei.

Mittwoch

Historisches Museum Frankfurt

Der Utopische Raum

Der Utopische Raum

Die Veranstaltung musste leider krankheitsbedingt abgesagt werden und wird ggf. nachgeholt. Weitere Informationen dazu folgen.

Podiumsdiskussion mit Carolin Amlinger, Soziologin an der Universität Basel, Donatella Di Cesare, Philosophin an der Universität La Sapienza Rom, und Günter Frankenberg, Rechtswissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt a. M., über demokratiefeindliche Strömungen, Moderation: Felix Trautmann.

Hohe soziale, politische und ökonomische Komplexität, rapide Wandlungen und Umbrüche in globalen Dimensionen, eine voranschreitende Individualisierung – dies sind Merkmale moderner Gesellschaften. Sie führen bei vielen Menschen zu zunehmender sozialer Verunsicherung, die sich nicht zuletzt in Gefühlen von Angst, Überforderung und mangelnder Anerkennung äußert. Und sie machen anfällig für nationalistische, identitäre und anti-demokratische Ideologien. In der Diskussion werden diese Entwicklungen aus philosophischer, soziologischer und rechtswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet. Mit Blick auf die demokratiefeindlichen Strömungen weltweit und in Europa fragen die Teilnehmer:innen aber auch nach Möglichkeiten gelebter demokratischer Praxis sowie Bedingungen einer wehrhaften Demokratie.

In Kooperation mit dem Stadtlabor Demokratie im Historischen Museum Frankfurt
Eintritt: 4,-/2,- Euro, Anmeldung unter besucherservice@historisches-museum-frankfurt.de oder Tel. 069 - 212 - 3 51 54.

Donnerstag – Sonntag

Campus Bockenheim

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Critical Theory in Motion - Dance into Multidimensionality


The Institute for Social Research in Frankfurt celebrates its 100th anniversary in 2023. To mark this occasion, the 10th biennial conference of the International Herbert Marcuse Society (IHMS) will take place in Frankfurt am Main, October 5-8 at the Student House on the Bockenheim campus, established in 1953 by Max Horkheimer, and the Archive Center of the Johann Wolfgang Goethe University of Frankfurt.

While known as the »Frankfurt School«, for more than three decades now, numerous archival materials publications of documents, letters, drafts, photographs, and other materials of its members are scattered across Germany. From the University of Frankfurt, which houses the archives of Herbert Marcuse, Leo Löwenthal, and Max Horkheimer, to the collections of Theodor W. Adorno and Walter Benjamin which are at the Akademie der Künste in Berlin, as well as Erich Fromm’s archive in the University of Tübingen, have provided from these different vantages new insights on the Institute for Social Research. The conference will not only reflect this multidimensionality of Critical Theory, but also ask Marcusean questions: Are we still living in a one-dimensional society? What is a multidimensional concept of in a time of overlapping crises? Despite the current forces of repression what are the possibilities for a multidimensional society?

The conference will take place in the Student House (Campus Bockenheim) and the Archive Center of the Johann Wolfgang Goethe University/Frankfurt. A reader with partly unpublished texts from the archives of Marcuse and Löwenthal will be published for the conference. During the conference, two guided tours will take place at the Institute for Social Research (please book in advance; details to follow). In addition to events at the university's archive center, the various archives of Critical Theory will be exhibited, and there will be a workshop for digital access to the archives.

The conference fee for all days is 40 Euro for students, and 70 Euro for faculty, staff, and community members. A single day registration is 15 Euro. The registration form can be found on the conference website.

Organizers: Peter-Erwin Jansen, M.A. Philosophy (International Herbert Marcuse Society, Marcuse/Löwenthal Archive, Koblenz University of Applied Sciences)
Dr. Inka Engel (Educational and Research Community on Herbert Marcuse and Leo Löwenthal, University of Koblenz)

Coordinating Team: Alexander Neupert, and Lisa Doppler, Thomas Gebauer, Taylor Hines, Robert Kirsch, Maley, Harold Marcuse, Terr Maley, Sarah Surak.

Conference Partners and Sponsors: The International Herbert Marcuse Society (IHMS), Institut für Sozialforschung (IfS), Archivzentrum der Johann Wolfgang Goethe Universität, ASTA and Editors of the ASTA newspaper/Universität Frankfurt, Bildungs- und Forschungsgemeinschaft zu Herbert Marcuse und Leo Löwenthal (HMLL e.V.)/Frankfurt, zu Klampen Verlag/Hannover-Springe, Raiders of the Storm/Frankfurt.

Donnerstag – Samstag

Goethe-Universität Frankfurt, Normative Ordnungen

Netzwerk Paulskirche

Netzwerk Paulskirche

Since its birth at the end of the 18th century, modern democracy has proved to be more than a system of government: forms of governance and ways of living dovetail as to formulate its structural complexity. Already in classical antiquity, politicians and thinkers observed the profound influence of the self-governing collective in shaping individual sensibilities; the modern democratic mechanism of representation increases and foregrounds such structural complexity, seeing the self-actualization of the demos and selection of political representatives via aesthetic media and strategies. Indeed, the aesthetic dimensions reveal modern democracies to be life-forms. That is, democracies reach deep into the fabric of life, cultivating certain modes of conduct, forms of communication, artistic practices, individual as well as collective forms of experience – all of which intertwine and shape the lives of those involved.

The international graduate conference »The Aesthetics of Democratic Life-Forms« thus seeks to understand aesthetics not as a disparate, hostile sphere in relation to democracy – an assumption which posits the aestheticization of politics to be inherently anti-democratic –, nor as a structurally analogous foil for democratic politics. Rather, this conference hopes to shed light on how aesthetic practices and phenomena provide insight into democratic life-forms, as well as how political practices and discussions implicate modes of conduct whose aesthetic dimensions lend themselves to productive analysis.

Keynotes and invited speakers include Steffen Andrae, Susan Buck-Morss, Eva-Maria Ciesla, Dorothea Douglas, Anne Eusterschulte, Sören Fiedler, Rainer Forst, Jason Frank, Daniel Hartley, Dominik Herold, Rob Horning, Martin Jay, Antje Krause-Wahl, Bianca Laliberté, Sandra Laugier, Leonie Licht, Sophie Loidolt, Jaka Lombar, Patchen Markell, Sabine Müller, Claudia Young-joo Park, Francesca Raimondi, Martin Renz, Leonhard Riep, Samuel Rosenblum, William Ross, Martin Saar, Jochen Schuff, Julius Schwarzwälder, Samu/elle Striewski, Nathan Taylor, Katrin Trüstedt, Johannes Völz, Franziska Wildt, Johanna Wurz, a.o.

The conference is organized by the university initiative Ästhetik demokratischer Lebensformen in collaboration with the Institute for Social Research, the Cluster Initiative ConTrust at the Research Institute Normative Orders, and Netzwerk Paulskirche, as well as the planned Graduiertenkolleg »Ästhetik der Demokratie« and the project »Democratic Vistas: Reflections on the Atlantic World« at the Forschungskolleg Humanwissenschaften.

The conference will be held in english. Prior registration is encouraged under aedl.grade@gmail.com.

Mittwoch – Freitag

Campus Westend

100 Jahre IfS

100 Jahre IfS

Further information and registration on the Website »Futuring Critical Theory«

 

On the occasion of its 100th anniversary, the Institute for Social Research (IfS) is hosting the international conference »Futuring Critical Theory« at Goethe University Frankfurt on September 13–15, 2023.

The aim of the conference is to determine where Critical Theory stands and to reorient it in the light of the existential challenges of our times. In the course of recent academic and political debates on, for example, post- and de-colonialism, queer feminism and new materialism, several supposed certainties of Frankfurt School Critical Theory have in part been fundamentally challenged. Critical Theory has been put to the test on two fronts: On the one hand, the explanatory power of an approach that in its interpretation of crises has so far neither focused on the global interconnectedness of social phenomena nor on the material dimension of social reproduction has been called into question. On the other hand, it is debatable whether classical Critical Theory’s normative tools are still appropriate for theorizing contemporary social relations. To mark the IfS’s 100th anniversary, »Futuring Critical Theory« will be the place where the process of developing a new research program for the IfS comes to a preliminary conclusion and the program will be presented to a wider public for the first time.

The conference is facing the theoretical critiques and renewals of Critical Theory’s concepts in four sections: I Dissecting Critical Theory; II Globalizing Critical Theory; III Materializing Critical Theory; IV Recomposing Critical Theory.

Keynotes and invited speakers include, among others, Athena Athanasiou (Panteion University of Social and Political Sciences), Gurminder K. Bhambra (University of Sussex), Robin Celikates (Freie Universität Berlin), Didier Fassin (Institute for Advanced Study, Princeton), Estelle Ferrarese (Université de Picardie Jules Verne, Amiens), Verónica Gago (Universidad Nacional de San Martín, Buenos Aires), Rahel Jaeggi (Humboldt-Universität zu Berlin), Martin Jay (University of California, Berkeley), Stephan Lessenich (Goethe-Universität Frankfurt am Main), Éric Pineault (Université du Québec, Montréal), Poulomi Saha (University of California, Berkeley)

 

 

Futuring Critical Theory – Internationale Konferenz

 

Anlässlich seines 100-jährigen Bestehens veranstaltet das Institut für Sozialforschung die Internationale Konferenz »Futuring Critical Theory«, die vom 13. bis 15. September 2023 auf dem Campus Westend der Goethe-Universität Frankfurt am Main stattfinden wird.

Die Tagung zielt auf eine Standortbestimmung und Neuausrichtung kritischer Theoriebildung im Lichte der existenziellen Herausforderungen der Gegenwart. Einige vermeintliche Gewissheiten der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule wurden in jüngerer Zeit, im Zuge wissenschaftlich-politischer Debatten etwa um Post- und De-Kolonialismus, Queer-Feminismus und Neuen Materialismus, teilweise grundlegend in Frage gestellt. Die damit einhergehende theoretische Bewährungsprobe ist daher eine doppelte: Auf dem Prüfstand steht einerseits die Erklärungskraft eines Ansatzes, der bislang weder die globale Vernetzung gesellschaftlicher Phänomene noch die stoffliche Dimension gesellschaftlicher Reproduktion in den Mittelpunkt seiner Krisendeutungen gestellt hat; zur Debatte steht andererseits, ob das normative Rüstzeug der klassischen Kritischen Theorie den gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen noch gerecht werden kann. Zum 100-jährigen Jubiläum markiert »Futuring Critical Theory« den Ort, an welchem der Entwicklungsprozess eines neuen Forschungsprogramms des IfS seinen vorläufigen Abschluss findet und dieses erstmals einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert wird.

Den drei Konferenztagen ist eine vierschrittige Prozesslogik zugrunde gelegt: I Dissecting Critical Theory; II Globalizing Critical Theory; III Materializing Critical Theory; IV Recomposing Critical Theory.

Zu den Vortragenden zählen Athena Athanasiou (Panteion University of Social and Political Sciences), Gurminder K. Bhambra (University of Sussex), Robin Celikates (Freie Universität Berlin), Didier Fassin (Institute for Advanced Study, Princeton), Estelle Ferrarese (Université de Picardie Jules Verne, Amiens), Verónica Gago (Universidad Nacional de San Martín, Buenos Aires), Rahel Jaeggi (Humboldt-Universität zu Berlin), Martin Jay (University of California, Berkeley), Stephan Lessenich (IfS/Goethe-Universität Frankfurt am Main), Éric Pineault (Université du Québec, Montréal) u. v. a. m.

 

Freitag

Instituto Cervantes Frankfurt am Main

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

ESP-DEU


¿Autoritarismo en lugar de feminismo y justicia climática?
Chile pudiese haber tenido una de las constituciones más emancipadoras del mundo: feminista y plurinacional,
ecológica y social. No obstante más del 60 % de la población rechazó el proyecto mediante un plebiscito en 2022. Hoy, sólo unos pocos años después del estallido, el neoliberalismo autoritario, que tuvo inicio con el golpe militar hace 50 años, parece fortalecido. ¿Cómo es que sucede esto? ¿Cuáles son las perspectivas de los movimientos sociales que abogan por el feminismo y la justicia climática? ¿Y qué significa esto para el futuro, no sólo de Chile?

Autoritarismus statt Feminismus und Klimagerechtigkeit?
Chile hätte eine der emanzipatorischsten Verfassungen der Welt bekommen können: feministisch und plurinational, ökologisch und sozial. Doch über 60 % der Bevölkerung lehnten den Entwurf 2022 ab. Nur wenige Jahre nach der großen Protestbewegung scheint der autoritäre Neoliberalismus, der mit dem Militärputsch vor 50 Jahren seinen Anfang nahm, heute wieder gestärkt. Wie kommt es dazu? Welche Perspektiven haben soziale Bewegungen, die für Feminismus und
Klimagerechtigkeit eintreten? Und was heißt das für die Zukunft – nicht nur in Chile?

Con / Mit
Catalina Huerta (MODATIMA), Ana Cárdenas Tomažič (IfS)

Moderation: Katja Maurer (medico international)

Freitag

Institut für Sozialforschung

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

For many contemporary, white anti-racists in the US, racism is ultimately a moral problem. Fighting racism, then, requires individual and collective moral projects. Ethnographic research that compares anti-racist activities across social movement and workplace settings in Los Angeles reveals some shared characteristics of anti-racism as a moral project: White anti-racists abide distinctive language ideologies, cultivate new self-projects and new notions of emotional equity. This kind of anti-racist action can have institutional, political consequences, yet ongoing research is suggesting that it emerges in response to a deeply felt sense of a moral rather than primarily institutional crisis. Larger trends in US political culture in conjunction with a diffusion of professionalized vocabularies have made this moral approach to anti-racism the most recognizable one to many white Americans.

Donnerstag

Institut für Sozialforschung

100 Jahre IfS

100 Jahre IfS

Kritische Theorie und Feminismus bilden ein produktives Spannungsfeld entlang gemeinsam geteilter Fragen, die von Herrschafts-, Wissenschafts- und Vernunftskritik bis hin zu Prozessen der Subjektivierung reichen. Die Konstitution ungleicher Gesellschaften und die Ermöglichungsbedingungen von Emanzipation bilden dabei Annäherungs- und Abgrenzungsmomente zwischen feministischer Theorie und der Frankfurter Schule. Aus diesem Spannungsfeld haben sich unterschiedliche Stränge einer spezifisch feministischen kritischen Theorie entwickelt, deren unabgeschlossener Entwicklung sich der 2022 im Suhrkamp Verlag erschienene gleichnamige Band widmet. Die Veranstaltung möchte Perspektiven und aktuelle Zugänge feministisch-kritischer Theorie aufgreifen. Karin Stögner, eine der Herausgeberinnen des Bandes, diskutiert gemeinsam mit Sarah Speck und Barbara Umrath darüber, welchen gesellschaftlichen Problemkonstellationen feministisch-kritische Theorie entspringt und welche Ziele sie verfolgt.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Programms der 100-Jahres-Feierlichkeiten des Instituts für Sozialforschung und in Kooperation mit der Universität Passau statt und wird von Stephan Lessenich moderiert.

Freitag

Campus Bockenheim

Adorno-Vorlesungen

Adorno-Vorlesungen

Mit ambitionierten Forschungsprogrammen suchten die Kritische Theorie und die Psychoanalyse zur Erklärung des Antisemitismus beizutragen. Doch bleibt die Frage offen, ob sich Antisemitismus psychologisch wirklich am Charakter, an der Persönlichkeitsstruktur der Einzelnen festmachen lässt, wie es die Theorie des autoritären Charakters insinuiert. In den diesjährigen Adorno-Vorlesungen entwirft die Psychoanalytikerin Ilka Quindeau ein Verständnis von Antisemitismus als ideologischem Narrativ, das auf eine psychische Konfliktkonstellation reagiert und die Alterität und Ambivalenzen des Anderen negiert. Anhand der psychoanalytischen Methode der Dekonstruktion entwickelt sie ihre Analyse exemplarisch am Gruppenexperiment des Instituts für Sozialforschung aus den 1950er Jahren sowie der Antisemitismusdebatte im Rahmen der documenta 15.

Ilka Quindeau, Prof. Dr., ist Psychoanalytikerin und arbeitet seit 2020 als Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Von 2018 bis 2020 war sie Präsidentin der International Psychoanalytic University in Berlin. Sie ist zudem Professorin für Klinische Psychologie und Psychoanalyse an der Frankfurt University of Applied Sciences. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Feldern der individuellen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust sowie der Biographie-, Trauma- und Geschlechterforschung. Zu ihren Buchveröffentlichungen zählen unter anderem Der Wunsch nach Nähe. Liebe und Begehren in der Psychotherapie (zusammen mit Wolfgang Schmidbauer). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017 sowie Spur und Umschrift. Die konstitutive Bedeutung von Erinnerung für die Psychoanalyse. München: Fink 2004.

In der ersten Vorlesung mit dem Titel »Wozu Antisemitismus?« wendet Ilka Quindeau die klassische Formulierung, was Antisemitismus ist, in die Frage nach seinen psychischen Funktionen. Vor dem Hintergrund des spannungsreichen Verhältnisses zwischen Kritischer Theorie und Psychoanalyse wird ein alteritätstheoretischer psychoanalytischer Ansatz vorgestellt, welcher der Problematik der Ich-psychologischen Wende in der sozialpsychologischen Forschung zu Antisemitismus Rechnung trägt. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Dimension des Unbewussten als grundlegender Alterität im Kern des Eigenen.

Seit Adornos berühmter Interpretation des Gruppenexperiments gilt das Schuldabwehr-Theorem als feste Gewissheit im Diskurs über die nationalsozialistische Vergangenheit. In ihrer zweiten Vorlesung »Schuld und Abwehr – Wunsch oder Wirklichkeit?« nimmt Ilka Quindeau indes den Zweifel einer kritisch psychoanalytischen Lesart des Materials auf, ob von Schuldabwehr gesprochen werden kann. Denn Schuld und Abwehr setzen ein entsprechendes moralisches Bezugssystem der Akteur:innen voraus. Eine exemplarische Analyse der Affekt- und Konfliktstruktur, die sich in dem empirischen Material findet, soll Aufschluss über diese Frage geben.

Die dritte Vorlesung »Der Vorwurf des Antisemitismus« nimmt die documenta 15 zum Anlass, um die komplexe Dynamik des Antisemitismusvorwurfs in gegenwärtigen Debatten zu untersuchen. Was wird verhandelt, wenn man Andere des Antisemitismus bezichtigt? Was wird unsichtbar? Und wozu dient der Vorwurf? Ilka Quindeau rekonstruiert die Debatte kritisch anhand des Konzepts der Ambiguitätsintoleranz als psychischer Voraussetzung des Antisemitismus. Während der Antisemitismusvorwurf an dieser Intoleranz partizipieren kann, zielt die Kritik des Antisemitismus dagegen auf die Akzeptanz von Ambiguität.

Donnerstag

Campus Bockenheim

Adorno-Vorlesungen

Adorno-Vorlesungen

Mit ambitionierten Forschungsprogrammen suchten die Kritische Theorie und die Psychoanalyse zur Erklärung des Antisemitismus beizutragen. Doch bleibt die Frage offen, ob sich Antisemitismus psychologisch wirklich am Charakter, an der Persönlichkeitsstruktur der Einzelnen festmachen lässt, wie es die Theorie des autoritären Charakters insinuiert. In den diesjährigen Adorno-Vorlesungen entwirft die Psychoanalytikerin Ilka Quindeau ein Verständnis von Antisemitismus als ideologischem Narrativ, das auf eine psychische Konfliktkonstellation reagiert und die Alterität und Ambivalenzen des Anderen negiert. Anhand der psychoanalytischen Methode der Dekonstruktion entwickelt sie ihre Analyse exemplarisch am Gruppenexperiment des Instituts für Sozialforschung aus den 1950er Jahren sowie der Antisemitismusdebatte im Rahmen der documenta 15.

Ilka Quindeau, Prof. Dr., ist Psychoanalytikerin und arbeitet seit 2020 als Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Von 2018 bis 2020 war sie Präsidentin der International Psychoanalytic University in Berlin. Sie ist zudem Professorin für Klinische Psychologie und Psychoanalyse an der Frankfurt University of Applied Sciences. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Feldern der individuellen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust sowie der Biographie-, Trauma- und Geschlechterforschung. Zu ihren Buchveröffentlichungen zählen unter anderem Der Wunsch nach Nähe. Liebe und Begehren in der Psychotherapie (zusammen mit Wolfgang Schmidbauer). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017 sowie Spur und Umschrift. Die konstitutive Bedeutung von Erinnerung für die Psychoanalyse. München: Fink 2004.

In der ersten Vorlesung mit dem Titel »Wozu Antisemitismus?« wendet Ilka Quindeau die klassische Formulierung, was Antisemitismus ist, in die Frage nach seinen psychischen Funktionen. Vor dem Hintergrund des spannungsreichen Verhältnisses zwischen Kritischer Theorie und Psychoanalyse wird ein alteritätstheoretischer psychoanalytischer Ansatz vorgestellt, welcher der Problematik der Ich-psychologischen Wende in der sozialpsychologischen Forschung zu Antisemitismus Rechnung trägt. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Dimension des Unbewussten als grundlegender Alterität im Kern des Eigenen.

Seit Adornos berühmter Interpretation des Gruppenexperiments gilt das Schuldabwehr-Theorem als feste Gewissheit im Diskurs über die nationalsozialistische Vergangenheit. In ihrer zweiten Vorlesung »Schuld und Abwehr – Wunsch oder Wirklichkeit?« nimmt Ilka Quindeau indes den Zweifel einer kritisch psychoanalytischen Lesart des Materials auf, ob von Schuldabwehr gesprochen werden kann. Denn Schuld und Abwehr setzen ein entsprechendes moralisches Bezugssystem der Akteur:innen voraus. Eine exemplarische Analyse der Affekt- und Konfliktstruktur, die sich in dem empirischen Material findet, soll Aufschluss über diese Frage geben.

Die dritte Vorlesung »Der Vorwurf des Antisemitismus« nimmt die documenta 15 zum Anlass, um die komplexe Dynamik des Antisemitismusvorwurfs in gegenwärtigen Debatten zu untersuchen. Was wird verhandelt, wenn man Andere des Antisemitismus bezichtigt? Was wird unsichtbar? Und wozu dient der Vorwurf? Ilka Quindeau rekonstruiert die Debatte kritisch anhand des Konzepts der Ambiguitätsintoleranz als psychischer Voraussetzung des Antisemitismus. Während der Antisemitismusvorwurf an dieser Intoleranz partizipieren kann, zielt die Kritik des Antisemitismus dagegen auf die Akzeptanz von Ambiguität.

Mittwoch

Campus Bockenheim

Adorno-Vorlesungen

Adorno-Vorlesungen

Mit ambitionierten Forschungsprogrammen suchten die Kritische Theorie und die Psychoanalyse zur Erklärung des Antisemitismus beizutragen. Doch bleibt die Frage offen, ob sich Antisemitismus psychologisch wirklich am Charakter, an der Persönlichkeitsstruktur der Einzelnen festmachen lässt, wie es die Theorie des autoritären Charakters insinuiert. In den diesjährigen Adorno-Vorlesungen entwirft die Psychoanalytikerin Ilka Quindeau ein Verständnis von Antisemitismus als ideologischem Narrativ, das auf eine psychische Konfliktkonstellation reagiert und die Alterität und Ambivalenzen des Anderen negiert. Anhand der psychoanalytischen Methode der Dekonstruktion entwickelt sie ihre Analyse exemplarisch am Gruppenexperiment des Instituts für Sozialforschung aus den 1950er Jahren sowie der Antisemitismusdebatte im Rahmen der documenta 15.

Ilka Quindeau, Prof. Dr., ist Psychoanalytikerin und arbeitet seit 2020 als Fellow am Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin. Von 2018 bis 2020 war sie Präsidentin der International Psychoanalytic University in Berlin. Sie ist zudem Professorin für Klinische Psychologie und Psychoanalyse an der Frankfurt University of Applied Sciences. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Feldern der individuellen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit Nationalsozialismus und Holocaust sowie der Biographie-, Trauma- und Geschlechterforschung. Zu ihren Buchveröffentlichungen zählen unter anderem Der Wunsch nach Nähe. Liebe und Begehren in der Psychotherapie (zusammen mit Wolfgang Schmidbauer). Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2017 sowie Spur und Umschrift. Die konstitutive Bedeutung von Erinnerung für die Psychoanalyse. München: Fink 2004.

In der ersten Vorlesung mit dem Titel »Wozu Antisemitismus?« wendet Ilka Quindeau die klassische Formulierung, was Antisemitismus ist, in die Frage nach seinen psychischen Funktionen. Vor dem Hintergrund des spannungsreichen Verhältnisses zwischen Kritischer Theorie und Psychoanalyse wird ein alteritätstheoretischer psychoanalytischer Ansatz vorgestellt, welcher der Problematik der Ich-psychologischen Wende in der sozialpsychologischen Forschung zu Antisemitismus Rechnung trägt. Von zentraler Bedeutung ist dabei die Dimension des Unbewussten als grundlegender Alterität im Kern des Eigenen.

Seit Adornos berühmter Interpretation des Gruppenexperiments gilt das Schuldabwehr-Theorem als feste Gewissheit im Diskurs über die nationalsozialistische Vergangenheit. In ihrer zweiten Vorlesung »Schuld und Abwehr – Wunsch oder Wirklichkeit?« nimmt Ilka Quindeau indes den Zweifel einer kritisch psychoanalytischen Lesart des Materials auf, ob von Schuldabwehr gesprochen werden kann. Denn Schuld und Abwehr setzen ein entsprechendes moralisches Bezugssystem der Akteur:innen voraus. Eine exemplarische Analyse der Affekt- und Konfliktstruktur, die sich in dem empirischen Material findet, soll Aufschluss über diese Frage geben.

Die dritte Vorlesung »Der Vorwurf des Antisemitismus« nimmt die documenta 15 zum Anlass, um die komplexe Dynamik des Antisemitismusvorwurfs in gegenwärtigen Debatten zu untersuchen. Was wird verhandelt, wenn man Andere des Antisemitismus bezichtigt? Was wird unsichtbar? Und wozu dient der Vorwurf? Ilka Quindeau rekonstruiert die Debatte kritisch anhand des Konzepts der Ambiguitätsintoleranz als psychischer Voraussetzung des Antisemitismus. Während der Antisemitismusvorwurf an dieser Intoleranz partizipieren kann, zielt die Kritik des Antisemitismus dagegen auf die Akzeptanz von Ambiguität.

Donnerstag

Instituto Cervantes Frankfurt am Main

Öffentliche Vorträge

Öffentliche Vorträge

750.000 Menschen zählen sich in Spanien zu den Roma. Nach wie vor erfahren sie Diskriminierung und sind im Schnitt ärmer und weniger gebildet als Nicht-Roma, doch seit geraumer Zeit zeigen sie eine wachsende Präsenz in der Zivilgesellschaft und die aktuelle Regierung will, dass
die Kultur der Roma künftig an den Schulen behandelt wird. Besonders ausgeprägt ist das Selbstbewusstsein bei den Frauen, die im „pueblo gitano“ 80% der Akademiker:innen stellen. Wie die offiziellen Vertreter der spanischen Roma, so will auch die Organisation Gitanas Feministas por la Diversidad Frauen den Zugang zu Bildung und Beruf erleichtern und ihre Gleichstellung inner- wie ausserhalb ihrer Community befördern. Ihre Vorsitzende Maria José Jimenez spricht über den Kampf der spanischen Roma-Frauen.

En España, unas 750.000 personas se identifican como pertenecientes al pueblo gitano. Siguen sufriendo discriminación y tienen en promedio menos recursos económicos y educativos que los «payos». En cuanto a las mujeres, constituyen el 80% de los universitarios del pueblo gitano. La organización Gitanas Feministas por la Diversidad quiere facilitar el acceso de las mujeres a la educación y el trabajo y promover su igualdad dentro y fuera de su comunidad. Su presidenta María José Jiménez habla de la lucha de las mujeres gitanas para ejercer sus derechos.

Veranstalter: Instituto Cervantes Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem Frauenreferat der Stadt Frankfurt, der Goethe-Universität Frankfurt und dem Institut für Sozialforschung. Gefördert vom Frauenreferat der Stadt Frankfurt.

Alle Veranstaltungen finden bei freiem Eintritt und mit Dolmetschung ins Deutsche statt.

Mittwoch

autorenbuchhandlung marx & co

Prismen. IfS bei marx & co

Prismen. IfS bei marx & co

Braucht die Kritische Theorie die Psychoanalyse? In Kritik auf der Couch wartet Amy Allen mit einer Verteidigung ihrer ungebrochenen Bedeutung auf. Der hauptsächlich rationalistischen Lesart der Psychoanalyse durch die zeitgenössische Kritische Theorie zum Trotz, argumentiert Allen, dass die Arbeiten der Psychoanalytikerin Melanie Klein eine unterschätzte Ressource sind. Mit dem Verweis auf Klein sowie Freud und Lacan zeichnet sie ein realistischeres Bild des psychoanalytischen Denkens, das Begriffe wie Verlust, Negativität, Ambivalenz und Trauer in seine Mitte stellt. Ein davon geprägtes Verständnis menschlicher Subjektivität eröffnet der Kritischen Theorie neue Möglichkeiten: Eurozentrischen Konzeptionen von Entwicklung und Fortschritt setzt Allen eine an Klein orientierte Theorie entgegen, die andere Perspektiven auf die Praxis der Kritik und die progressive Transformation demokratischer Gesellschaften ermöglicht.

Im Gespräch mit Tobias Heinze stellt Amy Allen ihre Thesen zur Diskussion. Ihr Buch ist vor Kurzem in der Schriftenreihe des Instituts für Sozialforschung in deutscher Übersetzung erschienen: Amy Allen 2023: Kritik auf der Couch. Warum die Kritische Theorie auf die Psychoanalyse angewiesen ist. Übersetzung von Michael Adrian. Frankfurt am Main und New York: Campus.

Amy Allen ist Professorin für Philosophie und Frauen-, Gender- sowie Sexualwissenschaften an der Pennsylvania State University, USA.

Tobias Heinze ist Promovend am Institut für Sozialforschung und forscht in seiner sozialphilosophischen Arbeit über die Kritische Theorie der Natur.

Die Veranstaltung findet auf Englisch statt.

Mittwoch

Institut für Sozialforschung

Vortrag von Prof. Dr. Serhat Karakayali (Leuphana Universität Lüneburg)

Donnerstag – Freitag

Institut für Sozialforschung

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Tagungen, Konferenzen, Workshops

Abschlussveranstaltung des Forschungsprojekts »Flucht aus der Freiheit. Der Weg junger Männer in den Dschihadismus«.

Organisiert von Felix Roßmeißl und Ferdinand Sutterlüty. Anmeldung bis zum 26. Mai 2023 unter: rossmeissl@em.uni-frankfurt.de

Das Dasein von Soldatinnen, Söldnern, Milizionären, Polizistinnen, Terroristinnen und überhaupt von Personen und Kollektiven, die die Ausübung von körperlicher Gewalt zu ihrem Beruf oder ihrer politischen und religiösen Berufung gemacht haben, lässt sich nicht auf Gewalttätigkeiten reduzieren. Darauf hat die sozial- und geschichtswissenschaftliche Forschung immer wieder hingewiesen. Neben ihren gewaltsamen Aktivitäten führen diese Personengruppen auch ein Sozialleben, gehen kulturellen Aktivitäten nach, haben Familie oder vertreiben sich anderweitig ihre freie Zeit. Zugleich aber bleibt dieses Leben selten unberührt von der Vorbereitung auf und der Partizipation an Formen organisierter Gewalt. Zum einen sind die betreffenden Männer und Frauen meist Mitglieder von Organisationen, Gruppen oder Subkulturen, die ihr Leben in Beschlag nehmen. Sie leben kaserniert oder im Untergrund, halten sich abgeschottet in Trainingscamps oder den Einsatzgebieten auf und werden Ausbildungen unterzogen, die auf eine persönliche und körperliche Anpassung zielen. Auch haben sie sich häufig Normen und Ideologien verschrieben, die nicht nur ihre Kampfmoral, sondern sie als ganze Person affizieren. Sie werden zu Kameradinnen und Kameraden, Brüdern oder Kampfgenossinnen und gehen damit Verpflichtungen ein, die bis ins Privatleben reichen. Zum anderen können sich Gewalterfahrungen entgrenzen und das Verhältnis gewalttätiger Personen und Kollektive zur restlichen Welt verändern. Entfremdung vom »normalen Leben« oder die Ausweitung von Gewalthandlungen auf zivile und lebensweltliche Kontexte können die Folge sein.

Auf diese Weise erstehen spezifische Lebensformen, die sich um organisierte Gewalt formieren. Sie sind das Thema des interdisziplinären Workshops »Gewaltbezogene Lebensformen«. Aus unterschiedlichen Perspektiven und auf verschiedenen empirischen Feldern diskutieren wir, wie sich Formen organisierter Gewalt und das Leben um sie herum zueinander verhalten. So möchten wir verstehen, wie organisierte Gewalt in das soziale Leben von Gruppen eingebettet ist. Wie sehen gewaltbezogene Lebensformen aus? Tragen sie zur Mobilisierung von Gewalthandlungen bei? Und wie wird das Antun und Erleiden von Gewalt in solchen Lebensformen verarbeitet? Entlang diese Fragen möchten wir im gemeinsamen Austausch ein besseres und kritisches Verständnis von Gewaltkulturen entwickeln.